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0842 - Teufels-Schönheit

0842 - Teufels-Schönheit

Titel: 0842 - Teufels-Schönheit
Autoren: Jason Dark
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Distanz zu einem sehr direkten Kontakt. Die Finger bewegten sich, es machte ihr nichts aus, denn sie war von der anderen Hand fasziniert, die sich sehr langsam aus dem schmalen Ausschnitt der Jacke oder des Mantels schob.
    Sie allein war wichtig.
    Della Streep zuckte mit den Augenlidern, als sie sah, was Romanow hervorgeholt hatte. Es war ein Gegenstand, mit dem sie nicht zurechtkam. Ein dünner Draht, zu einem Kreis geformt, vergleichbar mit einem etwas zu großen Ohrring. An diesem Draht hing ein starrer roter Tropfen. Er war mit einem kleinen Zwischenstück verbunden, nur einem winzigen Draht, der ihm Halt gab.
    Della Streep hielt noch immer die Augen verdreht und schielte in die Höhe. Sie sah nichts anderes mehr als diesen Tropfen. Er nahm ihr gesamtes Blickfeld ein, und sie stellte fest, daß der Tropfen starr war. Er würde sich von allein nicht lösen können, aber sie spürte bereits nach wenigen Sekunden die Faszination, die von diesem einen Tropfen ausging.
    Er schwebte über ihrer Stirn und genau zwischen den Augen. Wohin sie auch schaute, wie sie die Augen auch verdrehte, es war einfach nur der Tropfen zu sehen, und sie hatte immer mehr das Gefühl, als bestünde er aus einem besonderen Inhalt.
    In ihm war etwas eingepackt, das sie nicht erklären konnte. War es die versprochene Schönheit?
    »Du wirst ruhig liegenbleiben, meine Liebe. Ganz ruhig. Und du wirst deine Gedanken zusammenhalten und sie nur auf eine bestimmte Person konzentrieren, so wie wir es besprochen haben. Bist du dazu bereit, Della?«
    »Ich bin bereit«, hauchte sie. Mehr konnte die junge Frau nicht sagen, denn sie war bereits weggeflossen. Es war nichts mehr da, was sie spürte, weder den Druck im Nacken noch ihre angestrengte und unnatürliche Lage sowie die Polsterung des Hockers unter ihren Hacken. Aus ihr schienen zwei Gestalten geworden zu sein. Einmal war sie noch der Mensch, der Körper, aber ihre Seele steckte nicht mehr so tief darin. Sie hatte den Körper bereits verlassen.
    Wichtig war der Tropfen, die große Perle, die als gefrorenes Blut über ihr schwebte.
    Sie hörte sich nicht mehr atmen. Dennoch bekam sie Luft. Wie aus weiter Ferne vernahm sie die gemurmelten Worte des Russen, und sie erkannte dabei keine Unterschiede mehr. Es gab keine Pausen, die Worte flossen ineinander über, sie bildeten einen Brei, von dem sie nichts mitbekam.
    Nur der Tropfen war da.
    Er schwebte dicht über ihr. Er bewegte sich dabei zitternd. Mal schwang er nach vorn, dann wieder zurück, und er verließ schließlich den Platz in der Augenhöhe.
    Der Tropfen wanderte nach vorn.
    Elegant schwang er über ihr Gesicht hinweg. Für einen Moment hatte sie den Eindruck, als wollte er ihre Nase berühren, und wenig später auch die Oberlippe.
    Das war nur kurz, ein leichter Touch, mehr nicht. Aber ihr Mund blieb auch weiterhin offen, und der Tropfen schwebte plötzlich über den Lippen, direkt zwischen Ober- und Unterlippe.
    Er sank.
    Nein, er löste sich.
    Romanow murmelte seine dichten und gedrängt klingenden Sprüche. Ein ferner Klang begleitete den Weg des Tropfens nach unten, und er paßte genau zwischen ihre Lippen.
    Die eine Berührung riß Della aus ihrer Lethargie. Es war jetzt etwas da, auf das sie sich konzentrieren konnte, und zwischen ihren Lippen spürte sie die Härte des Gesteins.
    Der Tropfen wurde weich.
    Della kam der Vergleich mit Pudding in den Sinn. Sie drückte ihn zusammen. Dabei merkte sie, daß der Tropfen wieder in einen anderen Zustand hineinglitt, denn an den Innenseiten der Lippen klebte der flüssige Schmier fest.
    Hatte sich der Tropfen in Blut verwandelt?
    Etwas legte sich auf ihre Zunge, bevor es seinen Weg fand und in Richtung Hals rann.
    War es das Mittel, um sie zu verwandeln? Würde es ihre Häßlichkeit nehmen und ihr die Schönheit geben?
    Sehr genau verfolgte sie den Weg des Tropfens hinein in den Rachen. Er war schwer wie Quecksilber, er rollte, und Della konnte nicht anders, sie mußte ihn einfach schlucken.
    Dabei schmeckte sie ihn. Es war ein scharfes Brennen, das den Weg in Richtung Magen fand, das ihr aber keineswegs unangenehm war, sondern sie mit einer wunderbaren Wärme letztendlich ausfüllte. Dieses andere Gefühl blieb nicht allein auf den Magen beschränkt, es fand sehr schnell seinen Weg durch den Körper, und es gelangte genau dort hin, wo es hingelangen sollte.
    Nichts wurde ausgelassen. Nicht die Arme, die Beine, nicht ihr Brustkorb, der Tropfen breitete seine Kraft aus, die sogar die
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