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0842 - Teufels-Schönheit

0842 - Teufels-Schönheit

Titel: 0842 - Teufels-Schönheit
Autoren: Jason Dark
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flankiert von zwei Wandleuchten, deren Leuchtkörper die Form von zwei dicken Kerzen hatten.
    Della lächelte. Sie begriff jetzt den Sinn der Aktion. Der Spiegel war da, um sie zu locken. Sie sollte aufstehen, hingehen und sich davon überzeugen, was mit ihr geschehen war.
    Tief atmete sie durch.
    Es war ein befreiendes Atmen und sie spürte plötzlich eine ungewöhnliche Kraft, die durch ihren Körper schoß und dafür Sorge trug, daß es ihr viel besser ging.
    Wenn sie sehr bald in den Spiegel schaute, wußte sie, daß sie keine negative Überraschung erleben würde. Das stand schon jetzt fest, und Della war begierig zu erfahren, wie sie wohl in ihrem neuen, hoffentlich auch perfekten Outfit wirkte.
    Mit einer heftigen Bewegung schleuderte sie die Decke zurück. Dabei stellte sie fest, daß sie nicht mehr nackt war. Romanow hatte ihr die Kleider übergestreift. Die Winterjeans, die baumwollene Bluse und darüber den Pullover.
    Ihre Knie zitterten schon, als sich Della in die Höhe drückte. Die Lippen hielt sie fest zusammengepreßt, im Hals spürte sie das Gefühl der Enge, und nach dem ersten Schritt hatte sie beinahe den Eindruck, wieder zusammenzusacken.
    Della Streep riß sich zusammen. Sie konzentrierte sich nicht allein auf den Weg, sondern auch auf ihr Gesicht. Brannte die Haut, war vielleicht ein Ziehen zu spüren, ein Schmerz, wie er nach Schönheitsoperationen des öfteren auftrat?
    Nein, da war nichts.
    Ein normales Gesicht, eine glatte Haut, es glich schon einem kleinen Wunder.
    Della fühlte nicht nach, obwohl es ihr schwerfiel, die Arme nicht zu heben. Sie bewegte sich unbeirrt auf den Spiegel zu, erst wollte sie sich den Erfolg anschauen.
    Schon nach den ersten Schritten konnte sie sich in der Fläche sehen, das aber wollte sie nicht, deshalb senkte sie den Blick und starrte auf ihre Füße.
    Ihr Inneres war in Aufruhr. Sie stand dicht davor, entweder Königin oder Bettlerin zu werden. Sie hatte Romanow vertrauen müssen, und sie hoffte, daß dieser Mensch das Vertrauen nicht mißbraucht hatte.
    Einen Schritt vor dem Spiegel blieb sie stehen. Noch immer mit gesenktem Blick.
    Della holte tief Atem. Das Zittern war nicht zu vermeiden. Sie spürte den Schweiß unter den Achselhöhlen ebenso wie an ihren Händen, wo die Haut so glatt war.
    Sollte sie lächeln?
    Ihre Lippen spannten sich, als sie mit einer sehr langsamen Bewegung den Kopf anhob.
    Della riß die Augen auf.
    Sie starrte in den Spiegel.
    Sie sah sich.
    Und sie schrie auf!
    ***
    Es war kein Schrei des Entsetzens oder der Angst. In diesem Laut löste sich die Spannung, die sie bisher erfaßt hatte. Dieser Schrei war so herrlich, so erlösend für sie, und er machte all die schrecklichen Jahre Vergessen.
    Ein Gesicht schaute sie an.
    Ihr Gesicht!
    Ein neues Gesicht!
    Sie hätte gern geredet, was ihr aber nicht möglich war, und so formulierte sie die Worte in Gedanken. Diesem Romanow war etwas gelungen, was sie in ihren kühnsten Träumen höchstens erhofft hatte. Es war nicht mehr die alte Della Streep, die ihr da aus dem Spiegel entgegenschaute, es war die neue, die perfekte, und es war einfach das Wunder einer herrlichen Umwandlung.
    Jubelstürme durchtosten sie. Das Blut sammelte sich in ihrem Kopf, es rötete die Haut. Sie hätte vor Freude schreien können, statt dessen ballte sie nur die Hände zu Fäusten und schüttelte sie.
    Geschafft! Geschafft! Ich bin perfekt! Ich bin ein neuer Mensch, ich bin ein Wunder.
    Stöhnend atmete sie aus. Sie drehte sich um die eigene Achse, hielt die Augen halb geschlossen und stellte sich vor, auf einem Ball nach den Klängen einer Melodie davonzuschwimmen und einzutauchen in andere Sphären.
    Sie lebte, sie war wieder da, und endlich gelangen ihr auch die ersten Worte.
    »Ich bin ich!« flüsterte sie. »Ich bin ich!« Diesmal sprach sie mit lauterer Stimme, und als sie sich wiederholte, da schrie sie dann den gleichen Satz.
    Sie lauschte dem Echo ihrer Stimme. Sie verdrehte die Augen und fing wieder an zu tanzen.
    Nach der dritten Umdrehung blieb sie stehen.
    Direkt blickte sie gegen die Spiegelfläche, um sich selbst genau anzusehen und zu prüfen.
    War es ihr Gesicht? War es ein fremdes Gesicht? War sie wirklich diese Schönheit mit den langen, braunen Haaren und den herrlich geschwungenen Lippen, über denen eine Nase wuchs, die ihr völlig unbekannt war, jetzt aber zu ihr gehörte.
    Es war die perfekte Nase, kein krummer Höcker mehr! Keine Falte zierte mehr ihr Gesicht, das sie mit dem Begriff
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