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0842 - Teufels-Schönheit

0842 - Teufels-Schönheit

Titel: 0842 - Teufels-Schönheit
Autoren: Jason Dark
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stand ein dünner Mast, als hätte ein Riese seinen Finger ausgestreckt.
    Aus der Öffnung des Schornstein quoll ein dünner Rauchfaden, der ziemlich schnell zerflatterte.
    Menschen entdeckten wir nicht auf dem Deck. Das Boot war über eine Planke vom Ufer aus zu erreichen. Auch auf ihr war die Feuchtigkeit zu einem schimmernden Eisfilm gefroren.
    »Ich bin mir sicher, daß wir da genau richtig sind«, erklärte Wladimir.
    »Dann los!«
    »Moment noch.« Er hielt mich zurück. Seine blaßblauen Augen schauten mich ernst an. »Rechne damit, John, daß wir nicht gerade willkommen sind. Ich befürchte Schlimmes. Dieser Romanow hat sich da etwas aufgebaut, das er nicht so leicht aus den Händen gibt. Sollte tatsächlich Schwarze Magie im Spiel sein, wird er erst recht nicht aufgeben.«
    »Danke für die Warnung«, erwiderte ich lächelnd, doch dieses Lächeln konnte die ernste Miene des Mannes aus Rußland nicht vertreiben.
    Ich war vorgegangen und erreichte als erster die Planke. Sie war tatsächlich seifig. Da sie leicht anstieg, würden wir unsere Schwierigkeiten bekommen, das Boot zu erreichen.
    Ich ging wie auf rohen Eiern. Zudem hielt ich noch die Arme seitlich ausgestreckt, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Hin und wieder hob ich den Blick, um nach vorn zu schauen. Bisher kümmerte sich niemand um uns Besucher, wobei ich allerdings davon ausging, daß wir längst entdeckt worden waren.
    Zweimal fluchte Wladimir in seiner Heimatsprache hinter mir. Wahrscheinlich war er ausgerutscht.
    Noch immer blendete die Sonne. Ich hatte die dunkle Brille nicht abgenommen, ging auch die letzten Yards vorsichtig weiter und erreichte dann das Deck.
    Dort blieb ich stehen.
    Wladimir war mir gefolgt. Er hatte die Stirn gerunzelt, bewegte seinen Kopf und schaute sowohl zur Steuerbord- als auch zur Backbordseite des Kahns.
    »Alles Verrenken lohnt sich nicht, wir werden wohl unter Deck müssen, mein Freund.«
    Golenkow nickte. »Gut, gehen wir.«
    Die Kälte war wie ein böser Feind, sie hatte mein Gesicht unterkühlt. Der Wind riß die weißen Atemfahnen von meinen Lippen.
    Auch auf den Planken konnten wir uns nur vorsichtig bewegen. Sie waren ebenfalls glatt geworden, und nur an den Stellen, wo die Strahlen der Wintersonne hinfielen, waren sie getaut und zu blanken Wasserpfützen geworden.
    Ich bewegte mich um die größeren der beiden Aufbauten herum, ließ dabei die Blicke auch über das Deck streifen und sah nichts, was bei mir einen Verdacht erregt hätte.
    Ein paar alte Eimer verteilten sich nahe der Reling. Ich sah leere Blumenkästen aus Holz, das ebenfalls eine helle Eisschicht zeigte. Der Rest Blumenerde darin sah hart und knochentrocken aus.
    Ein größeres Schiff durchpflügte das eiskalte Wasser in der Flußmitte. Seine Wellen erreichten unser Boot und sorgten für ein leichtes Schaukeln.
    An der Schmalseite des Aufbaus blieb ich stehen. Hier befand sich auch die Tür.
    Ich brauchte mich nicht einmal zu bücken, um sie zu öffnen, rechnete aber damit, daß sich direkt dahinter ein Niedergang befand. Wladimir stand hinter mir.
    »Dann geh mal vor.«
    Die Klinke war von einer dünnen Eisschicht überzogen. Durch den Handschuh spürte ich die Kälte kaum, zerrte die Tür auf, die in den Angeln knarzte, und zwinkerte mit den Augen, als mir der Rauch ins Gesicht trieb.
    Zumindest hinter der Tür befand sich kein Niedergang, der in den Bauch des Kahns führte. Das Innere dieses Aufbaus wirkte wie eine Kneipe, in der nur die Theke fehlte. Im Hintergrund gab der alte Kohleofen die Wärme ab, und auf den beiden Holzbänken saßen mehrere Männer und starrten uns an.
    Licht war auch vorhanden. Allerdings kein elektrisches. Auf einem Tisch standen zwei alte Ölleuchten, die ihren trüben Schein über Wände, Boden und Decke fließen ließen.
    Ich ging zur Seite, um Wladimir Platz zu schaffen. Auch er betrat mit einem großen Schritt das Innere des Aufbaus. Die Männer hatten uns gesehen.
    Es waren sechs, die sich auf zwei Holzbänke verteilten. Schon während unseres Eintritts hatten sie ihre Köpfe in unsere Richtung gedreht, und wir konnten in ihre Gesichter schauen.
    Gesichter?
    Im Prinzip schon, aber es waren Gesichter, die mir einen Schauer über den Rücken laufen ließen, denn irgendwo sahen sie alle gleich aus. Glatt, faltenlos, schön oder wie geschönt, für Männer oder Menschen auch untypisch.
    Wir sprachen nicht, und die Anwesenden redeten auch kein einziges Wort. Aber ich hatte die Blicke gesehen, und als ich
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