Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0840 - Siegel der Rache

0840 - Siegel der Rache

Titel: 0840 - Siegel der Rache
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
sich seinem Berufsstand entsprechend vornehm, zurückhaltend und stets als Herr der Lage zu erweisen. Davon war in diesem Moment jedoch nicht mehr viel übrig geblieben. Nur mühsam setzte er sich auf, presste eine Hand gegen die Kopfwunde.
    »Es sind vier oder fünf, Sir. Sie haben Rauchbomben geworfen, die Eingangstür gesprengt. Profis - unheimlich schnell und brutal. Monsieur, geben sie Acht!«
    »Lady Saris, der Junge? Wo sind sie?«
    »Nicht zugegen, Sir. Dem Himmel sei Dank. Wo Fooly ist, weiß ich nicht. Ich…«
    Zamorra drückte William sanft zu Boden, als der aufstehen wollte. »Liegen bleiben. Haben Sie ein Handy?« Der Butler nickte. »Gut, schlagen Sie Alarm -Polizei, Feuerwehr. Vor allem einen Arzt für Sie, die Kopfwunde sieht böse aus.«
    »Sir, der Bursche, der mich niedergeschlagen hat… ist schnell, äußerst schnell. Bitte passen Sie auf sich auf.«
    Zamorra kümmerte sich nicht weiter um William. Er schalt sich einen Narren. Völlig unbewaffnet stand er nun einer Profibande gegenüber, die mit Schwarzer Magie offensichtlich nichts zu tun hatte. Das hier waren schlicht und ergreifend Verbrecher, die sich auf Raubzug befanden. Auf Raubzug in seinem Refugium! Zamorra zögerte keinen Augenblick. Er wusste, wo er nach den Eindringlingen zu suchen hatte.
    Der Rauch, den er von außerhalb des Châteaus entdeckt hatte, drang ihm entgegen, als er den Nordturm erreichte. Der Geruch war eindeutig - Sprengpulver. Sie arbeiteten schnell und effizient, das musste Zamorra seinen Gegnern lassen.
    Die Tür seines Arbeitsraumes war aus den Angeln gerissen worden, lag quer im Gang. Zamorra machte einen Bogen um das ruinierte Teil. Abschließen hätte er sich auch sparen können. Die weißmagische Schutzkuppel, die Château Montagne umgab, hatte in keiner Weise reagiert. Also tatsächlich einfache Räuber? Oder ein erneuter Versuch aus den Schwefelklüften, das Château mittels Söldnern anzugreifen? So wie vor drei Jahren das Beaminster-Cottage in England? [2] Bald würde er es wissen.
    Vorsichtig betrat Zamorra den Raum.
    Den Schatten sah er zu spät, viel zu spät, um noch reagieren zu können. Seitlich flog der Angreifer förmlich auf ihn zu, traf den Parapsychologen an der Schulter. Zamorra ging zu Boden, wollte sich aus der Angriffszone wegrollen. Doch der Schatten war schneller als der kampferprobte Professor. Plötzlich spürte Zamorra das Gewicht des Angreifers auf sich.
    Für den Bruchteil einer Sekunde erkannte Zamorra ein Gesicht wie aus einem Albtraum. Haarlos, mit einer verformten, eingedrückten Nase, winzig kleinen und bösen Augen… eine makabere Mischung aus einer Ratte und einem Schwein. Surreal - für einen Menschen. Zamorra hatte weitaus seltsamere Wesen gesehen, doch das hier war eindeutig ein normaler Mensch, denn Merlins Stern reagierte nicht auf den Angriff.
    Zwei sehnige Hände legten sich um Zamorras Hals, und dem Professor wurde klar, in welcher Gefahr er schwebte. Dieser eigenartige Bursche hier war ein Kraftpaket, den er nur schwer überwältigen konnte. Wenn überhaupt, dann nur durch schnelles Handeln. Zamorra schlug mit der Faust zu, mitten zwischen die funkelnden Augen seines Peinigers.
    Und der reagierte wie ein Kleinkind, das eine ganz neue Erfahrung machen musste, wie ein Welpe, der seinen ersten Klaps bekommen hatte, weil er die Pantoffel seines Herrchens zerbissen hatte.
    Er ließ Zamorras Hals los, schlug beide Hände vor sein Gesicht. Ein Schluchzen drang aus dem Mund des Mannes, wie es anrührender kaum hätte sein können. Zamorra war so verblüfft, dass er die plötzlich vorhandene Chance, den Kampf für sich zu entscheiden, verstreichen ließ. Mit einem Satz war der Bursche von ihm herunter. Von draußen hörte der Parapsychologe einen schrillen Pfiff. Alles passierte so schnell, dass er nicht reagieren konnte. Er sah durch den Rauch hindurch, wie sein Widersacher zum Fenster eilte und sprang -hinaus in die Tiefe; ein Sprung, den er nicht überleben konnte!
    Als Zamorra das Fenster erreichte, sah er die Gestalt unter sich - sie hing an einem Kunststoffseil, das von innen am Fenstersims befestigt war. Geschickt ließ sich der Kerl zu Boden gleiten. Für einen Moment kam Zamorra der Gedanke, das Seil zu kappen… doch er war kein Mörder. Dieser Gegner war keine Kreatur aus den Schwefelklüften, kein Monster, kein Dämon. Es war ein Mensch, wenn auch zugegebenermaßen ein seltsames Exemplar seiner Gattung.
    Zamorra konnte die Person nicht sehen, die den Pfiff
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher