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0840 - Siegel der Rache

0840 - Siegel der Rache

Titel: 0840 - Siegel der Rache
Autoren: Volker Krämer
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ausreden. »Du bist weit unter meinem Niveau, denk nicht einmal daran. Also, dieses Treffen ist damit wohl beendet. Sollte euer Chef diesen Auftrag ablehnen… nun, dann habe ich eine hübsche Summe in den Sand gesetzt. Ich werde es verkraften. Die Frage ist nur, ob V Voleurs die Gerüchte verkraften werden, die ich dann in Umlauf bringen werde. Ich habe die entsprechenden Beziehungen. Sonst wäre es sicher nie zu diesem Kontakt gekommen, nicht wahr? Gerüchte sind schlimmer als Gift, nichts und niemand kann sie stoppen. Woleurs versagen kläglich… wäre ein feiner Aufmacher, nicht wahr?«
    »Wir werden dem Chef die Entscheidung überlassen. Und… wie kontaktieren wir dich, wenn es nötig sein sollte?« Er erhielt keine Antwort. Vorsichtig trat der Mann zwei Schritte aus der absoluten Dunkelheit seines Verstecks hervor.
    »Sie ist weg.« Die Stimme kam von links.
    »Wie, weg? Das kann nicht sein. Die kann sich doch nicht in Luft auflösen. Macht die Augen auf!« Er bückte sich, steckte den erstaunlich schweren Umschlag in die Innentasche seines Jacketts.
    »Sie ist tatsächlich verschwunden.«
    Die drei anderen hatten die Suche aufgegeben.
    Er winkte ab. Wen interessierte das jetzt noch?
    Ihn hätte jetzt nur interessiert, mit wem sie es zu tun gehabt hatten. Was für eine Frau!
    Er verdrängte diese Gedanken schnell wieder. »Los, hier haben wir nichts mehr zu suchen.«, Jetzt galt es, den Kontakt zum Chef herzustellen.
    Und das war nun nicht eben die einfachste Sache von der Welt.
    ***
    Der Tod ist des Schlafes Bruder.
    Angst ist die Mutter der Gewalt.
    Diese Allgemeinplätze gingen ihr oft durch den Kopf, wenn sie wieder einmal nicht einschlafen konnte. Und wann konnte sie das schon? An eine komplett durchschlafene Nacht erinnerte sie sich kaum noch. Natürlich holte sich auch ihr Körper das zurück, was ihm vorenthalten wurde. Irgendwann tagsüber - beim Essen, den Spaziergängen, wann auch immer. Dann fiel sie in Kurzschlafphasen, die für ihre Umgebung oft nicht minder schwer zu ertragen waren als für sie selbst.
    Der Tod mochte ja der Bruder des Schlafes sein, doch für sie gab es ein Drillingsgespann der ganz besonderen Art, das sie immer wieder heimsuchte:
    Dunkelheit, Stille und Einsamkeit.
    Sie waren Schwestern, die sich gegenseitig zu zeugen und zu gebären schienen. Wo die ersten beiden waren, da erschien rasch die Dritte im Bunde. Nicht lange, dann töteten die grausamen Schwestern jedes Gefühl, jedes Empfinden. Nur das dumpfe Nichts blieb, wenn sich die drei ein Stelldichein gaben.
    Irgendwann - das war ihr nach langen Jahren bewusst geworden - würde sie aus diesem kruden Sumpf einfach nicht mehr auftauchen können. Die Versuchung, dies bewusst herbeizuführen, war ein um das andere Mal in ihr erwacht, und sie wurde immer ein klein wenig intensiver.
    Dann wäre alles vorbei. Die gerechte Strafe - das sagte man doch so, nicht wahr?
    Aber es war anders gekommen. Kam es denn nicht grundsätzlich immer anders?
    Sie hatte die Augen weit geöffnet. Nicht einmal ein Fetzen Mondlicht drang in den kleinen Raum. Eine perfekte Nacht für die Drillinge… doch weder Dunkelheit, noch Stille oder Einsamkeit konnten ihr jetzt noch etwas anhaben.
    In ihren Gedanken war es nicht dunkel; still erst recht nicht, denn sie war ja nicht einsam. Sie hörte ihm zu. Seine Stimme war so bunt, so lebendig -die Geschichte, die er heute erzählte, kannte sie bereits. Er hatte sie ihr sicher ein paar Dutzend Male erzählt. Das machte ihr nichts, denn immer und immer wieder klangen seine Geschichten neu und aufregend.
    Eugène hatte ein so farbenprächtiges Leben gelebt, dass ihm der Stoff für seine Geschichten sicher nie ausgehen musste, doch die eine oder andere wiederholte er halt gerne einmal. Sie liebte das, denn immer änderte er die Handlung ein wenig ab. Sie bildete sich dann gerne ein, dass er es nur für sie tat, damit die Spannung auch erhalten blieb. Wahrscheinlicher war jedoch, dass er das eine oder andere einfach durcheinander warf.
    Wenn Eugène aus der Zeit seiner Jugend erzählte, dann kam es ihr so vor, als wäre das alles erst gestern geschehen - und doch war es schon so lange her.
    Als drittes Kind eines Bäckermeisters war Eugène auf diese Welt gekommen. Seine Eltern hatten es wahrlich nicht leicht mit diesem Jungen gehabt, der ein ebenso begabter wie fauler Bursche war. Mehr noch: Eugène entwickelte sich zum Raufbold, der weder Tod noch Teufel zu fürchten schien. Mit Strafen war ihm nicht
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