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0837 - Aibon-Blut

0837 - Aibon-Blut

Titel: 0837 - Aibon-Blut
Autoren: Jason Dark
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hast, weiß du jetzt bereits zuviel, deshalb ist dein Tod gewiß. Es gibt keinen Weg daran vorbei, und ich werde verschwinden und weiterhin nach dieser Familie suchen.«
    Harry Stahl hatte sehr genau aufgepaßt. Ihm war kein Wort entgangen. Er wußte aber auch, daß er jetzt dicht vor der Schwelle stand und die Linie des Todes bereits seine Fußspitzen berührte. Der nächste Schritt würde ihn in das Schattenland bringen.
    Zum Glück war die Gestalt von sich sehr überzeugt gewesen. Sie hatte auch nicht darauf geachtet, daß sich Harry Stahl leicht während der letzten Worte zur Seite gedreht hatte. Sein Arm war angewinkelt, die Hand bewegte sich auf die Waffe zu. Er überlegte noch, ob er es bei dieser Gestalt überhaupt mit einem echten Menschen zu tun hatte oder nicht, da zog er bereits die Luger, und noch in der umgekehrten Bewegung sprach er den Mann in Grau an.
    »Hoch mit den Händen!«
    Der andere rührte sich nicht. Er stand weiterhin neben der verbrannten Mauer, als wollte er im nächsten Augenblick in das geschwärzte Gestein hineinkriechen.
    »Du hast eine Waffe?«
    »Ja, und die Kugel wird dich töten. Ich bleibe. Du nicht, denn du hast den Bogen überspannt.«
    »Du kennst mich nicht.«
    »Das spielt auch keine Rolle!«
    Der Mann in Grau blieb bei seinem Thema. »Du kennst auch Aibon nicht, denke ich.«
    »Muß ich das?«
    »Ja.«
    Harry lächelte kalt. Er würde sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen, mochte dieser Fremde auch noch so unheimlich sein. Er kannte kein Pardon.
    Und er sah, wie sich die schattenhafte Gestalt bewegte. Eine Bewegung, die ihm gar nicht gefiel.
    Zog sie eine Waffe?
    Harry Stahl stand wie unter Strom. Er hatte einmal gewarnt, dann schoß er, und die Kugel traf!
    ***
    Der ehemalige Kommissar hatte seine Luger im letzten Augenblick um eine Idee zur Seite geschwenkt. Er wollte mit der Kugel nicht töten, für ihn kam es darauf an, daß der Mann verletzt war, daß er nicht mehr kämpfen konnte, und Harry sah sehr deutlich, wie die Schattengestalt zusammenzuckte.
    Sie bekam einen Drall nach rechts, sie schleifte an der Ruinenmauer entlang, und Stahl sah plötzlich, wie innerhalb eines Sekundenbruchteils ein grünes Leuchten vom Kopf bis zu den Füßen durch den Körper zuckte.
    Dann kippte der Schatten zur Seite.
    Das Echo des Schusses wetterte noch zwischen den Ruinen und wurde gleichzeitig über das Land getragen. Harry stand bewegungslos auf der Stelle. Er lauschte den leiser werdenden Geräuschen, war sehr auf sich und die nähere Umgebung konzentriert und merkte, daß sich ein Schweißtropfen vom Haaransatz an seiner Stirn löste und wie ein superschmaler Bach an der Haut entlang in Richtung Augen rann.
    Sollte es denn so einfach gewesen sein, diese geheimnisvolle Gestalt auszuschalten?
    Er dachte an das kurze, heftige, grüne Flimmern, das er vor dem Fall gesehen hatte. Eine Erklärung hatte er dafür nicht. Es mußte wohl mit der magischen Existenz des anderen zusammenhängen, aber das war auch noch nicht sicher.
    Harry räusperte sich. Eigentlich hätte er sich erleichtert fühlen müssen. Es war bei ihm nicht der Fall. Er rechnete mit weiteren Überraschungen. Irgend etwas war da schiefgelaufen und nicht so in der Reihe, wie er es sich gern gewünscht hätte.
    Er mußte sich diese Gestalt aus der Nähe anschauen. Er hatte nach dem Schuß nichts mehr von ihr gehört. Die war umgefallen und lag nun bewegungslos am Boden.
    Wer sich in einer derartigen Dunkelheit bewegte wie Harry Stahl, der nahm aus Sicherheitsgründen auch eine Taschenlampe mit. Harry hatte sie in die Tasche seiner Jacke gesteckt. Da die Ummantelung der Lampe aus Kunststoff bestand, war es ein leichtes Gerät. Er schaltete es ein und richtete den Strahl genau dorthin, wo die von der Kugel getroffene Gestalt am Boden lag.
    Seine erste Befürchtung bewahrheitete sich nicht. Harry hatte sogar damit gerechnet, daß sie sich aufgelöst hatte, so finster war es direkt neben dem geschwärzten Ruinenteil.
    Die Gestalt aus Aibon hatte nicht gelogen. Sie war tatsächlich so etwas wie ein Mann in Grau, denn sie trug graue Kleidung: eine graue Jacke, eine graue Hose, aber keinen Mantel darüber, denn sie schien die Kälte nicht zu spüren.
    Harry leuchtete in das Gesicht.
    Es war ebenfalls grau.
    Aschig sah es aus. Es hatte Konturen, aber hätte man von ihm gefordert, es zu beschreiben, wäre ihm dies nicht möglich gewesen. Ihm fiel kaum ein Vergleich ein. Vielleicht war das Gesicht einfach flach. Ja, das
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