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0837 - Aibon-Blut

0837 - Aibon-Blut

Titel: 0837 - Aibon-Blut
Autoren: Jason Dark
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Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte.
    Gleichzeitig fragte er sich auch, welche Waffen diese Person für ihn bereithielt. Es brauchten nicht die zu sein, die auch Menschen verwenden, um sich gegenseitig zu töten, und Harry erschreckte über seine eigenen Gedanken, denn sie liefen darauf hinaus, daß er sich bereits mit dem Tod abgefunden hatte.
    »Harry«, sagte der Mann in Grau mit seiner neutralen Stimme leise. »Harry, es gibt kein Entrinnen.«
    Stahl stand auf.
    Plötzlich war der Lebenswille in ihm erwacht. Sein innerer Motor arbeitete wieder und hatte den Überlebenswillen eingeschaltet. Da war auch der Strom, der ihn durchschoß, denn er wollte es einfach nicht mehr hinnehmen, dicht vor dem Ende zu stehen und nichts zu tun.
    »Schau her!«
    Die beiden schärfer gesprochenen Worte hatten ihn aus seinen Gedanken gerissen und ihn für einen Moment von seinen eigenen Problemen abgelenkt. Er blickte auf den ausgestreckten Arm des Mannes in Grau. Jeder seiner Bewegungen kam Harry vor, als liefe bei ihm ein gewisses Ritual ab. Diese Gestalt ließ sich Zeit, denn vor einer Kugel aus der Luger brauchte sie sich nicht zu fürchten.
    Die Hand des anderen war zur Faust geschlossen, als hielt sie etwas verborgen. Noch öffnete er sie nicht, er funkelte Harry Stahl aus seinen schockgrünen Augen nur an, und es ging von ihm eine Sicherheit aus, die den Detektiv erschreckte.
    »Hier kommst du nicht mehr weg!« sagte er.
    Harry wollte etwas sagen, aber die Bewegung der Hand erstickte jedes Wort.
    Sie lag offen.
    Harry sah endlich, was der andere festgehalten hatte. Es war etwas Graues, ein ovaler und auch relativ flacher Gegenstand, vergleichbar mit einem Ei, das zusammengedrückt worden war.
    Als der Detektiv es sah, vergaß er für wenige Sekunden sein eigenes Schicksal. »Was… was… ist das?«
    »Meine Waffe!«
    »Wieso? Ich…« Innerhalb einer Sekunde verzerrte sich das Gesicht des Mannes, denn der graue Stein glühte plötzlich. Es war keine Flamme, es war mehr ein kaltes Licht, das sich explosionsartig ausbreitete, dabei aber in eine Richtung strahlte. So schnell konnte sich der Mann nicht aus dem Weg drehen. Die andere Kraft erwischte ihn mit voller Wucht. Sie schlug förmlich in ihn ein, und Harry erlebte ein Brennen auf der Haut, in das sich zudem eine stockige Kälte mischte.
    Dann kippte er einfach um.
    ***
    Sekunden waren vergangen!
    Ich bin tot, dachte er. Verdammt noch mal, ich bin einfach tot. Ich liege hier irgendwo im Eis, und ich kann mich nicht mehr rühren. Ich habe alles verloren. Mein Leben wurde vernichtet, es ist vorbei. Ich schwebe dem Jenseits entgegen, ich bin im Jenseits, ich bin einfach tot.
    Es waren verrückte Gedanken, die ihm da durch den Kopf rasten. Bis er allerdings dazu kam, wieder ein wenig logischer nachzudenken, dauerte es eine Weile.
    Nein, ich kann nicht tot sein.
    Ich lebe, ich denke.
    Tote können nicht denken - oder doch? Ist der Geist nicht unzerstörbar im Gegensatz zum Körper.
    Aber mein Körper ist da, die Umgebung ebenfalls. Ich spüre sie genau, ich weiß, was hier abläuft.
    Ich spüre den Wind, der über mein Gesicht streicht. Es ist der gleiche Wind, der hier immer weht, der die Nacht so kühl macht.
    Alles ist anders…
    Alles ist gleich!
    Harry hielt die Augen weit geöffnet. Er schaute dabei schräg in die Höhe. Er sah den dunklen Himmel hoch über sich und seltsamerweise auch die ersten Sterne, die ihm einen glitzernden Gruß auf die lange Reise mitgeben. Plötzlich liebte er die Gestirne. Er kam sich bei ihnen geborgen vor, er wollte hinauf zu ihnen, sie greifen, sie holen und…
    Nichts passierte.
    Er war nicht mal in der Lage, den kleinen Finger zu bewegen. Er lag auf dem Rücken, er war starr wie ein Brett, und ihm kam erst jetzt richtig zu Bewußtsein, daß er noch lebte.
    Ich lebte!
    Es war wie ein gewaltiger Schrei in seinem Innern. Die Worte hämmerten durch seinen Kopf, sie waren wie die Antriebswelle eines Motors, der ihn weiter und weiter brachte. Er spürte so etwas wie Dankbarkeit in seinem Innern hochsteigen, daß er gerettet worden war oder ihn der andere nicht getötet hatte.
    Dankbar…
    Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Zumindest glaubte er das, tatsächlich aber lächelte er nur innerlich, denn selbst die Lippen blieben bewegungslos, als wären zwei Gummistücke straff gespannt worden. Eines allerdings war ihm geblieben.
    Er konnte schauen!
    Sein Blick fiel schräg in die Höhe, und er sah vor sich eine Gestalt, die sich bewegte.
    Der
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