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0837 - Aibon-Blut

0837 - Aibon-Blut

Titel: 0837 - Aibon-Blut
Autoren: Jason Dark
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    Leere, wohin er schaute. Mauerreste, keine Treppe mehr, denn ihr Holz war von den Flammen gefressen worden. Auch keine Decke. Wenn er in die Höhe schaute, sah er über sich den Himmel, verziert durch dicke Wolken, aber mond- und sternenlos.
    Ein bedrohliches Gebilde, das sich der Umgebung anpaßte. Kein Licht am Himmel bedeutete Hoffnungslosigkeit, und damit hatte Harry Stahl in der letzten Zeit schon des öfteren leben müssen. Das Leben hielt für ihn nicht nur glückliche Tage bereit.
    Harry stellte den Kragen der Jacke hoch. Er hatte sie nicht geschlossen, um notfalls so schnell wie möglich an die Luger heranzukommen.
    Noch konnte er damit warten. Überhaupt fühlte sich der Detektiv etwas fehl am Platz, denn der Anrufer hatte sich bisher nicht gezeigt. Natürlich hatte Stahl überlegt, wer dieser Mann sein konnte.
    Seine Gedanken waren kreuz und quer gelaufen. Er hatte zahlreiche geistige Karteien durchforstet, zu einem Resultat war er nicht gelangt. Er konnte es sich einfach nicht vorstellen, und über die Stimme hatte er den Mann auch nicht identifizieren können.
    Er mußte aus der Zeit hervorgetreten sein, in der Harry noch als Kommissar gearbeitet hatte. Eigentlich hätte er bei diesem Anruf sofort auflegen müssen, denn diese Zeit ging ihn nichts an, auch wenn er ihr noch tief in seinem Innern nachtrauerte. Aber er dachte auch an seine Rehabilitierung, auf die er hinarbeitete. Harry wollte es einfach noch immer nicht wahrhaben, als Privatdetektiv arbeiten zu müssen. Er war kein Einzelgänger, er vermißte die Polizei, er vermißte die Unterstützung der Kollegen, vor allen Dingen das Geborgensein in ihrer Mitte. In dem heutigen Zustand kam er sich vor wie ein Wolf, der sich tief in den feindlichen Wäldern aufhielt, ohne eine Chance, sein Rudel zu finden.
    Auch wenn der alte Bau im Trümmern lag und ihn nur mehr die geschwärzten Ruinen grüßten, Harry kannte sich aus. Er wußte ungefähr, wo sich die Mitte der Hotelhalle befunden hatte, und an diesem Fleck blieb er auch stehen.
    Über seine Lippen zuckte ein dünnes Grinsen, als er die hohen Säulen sah. Das Feuer hatte sie nicht zerstören können. Sie sahen aus, als würden sie in den Himmel ragen, um dort die Wolken festzuhalten.
    Der Atem kondensierte vor seinen Lippen. Wenn der Wind mal einschlief, umgab ihn eine bedrückende Stille. Er sah auch die wenigen Lichter des Ortes. Sie schwammen in der Dunkelheit, und weiter im Osten, wo schon die Grenze zu Tschechien lag, glaubte er, die Schatten einiger Berge zu erkennen. In der oberen Hälfte gaben sie einen matten Glanz ab. Dort lag noch Schnee.
    War der unbekannte Anrufer schon da?
    Stahl glaubte es. Wahrscheinlich hatte der Mann ihn schon die ganze Zeit über beobachtet, was dem ehemaligen Kommissar überhaupt nicht gefiel. Über seinen Rücken rann ein Frösteln. Er preßte die Lippen hart zusammen und atmete durch die Nase.
    Dann hörte er ein Geräusch.
    Es klang wie ein leises Kratzen, konnte aber durchaus von einem Fuß stammen, der über einen Stein geglitten war. Harry drehte sich um. Noch war nichts zu sehen. Nur Mauerreste.
    Der Schatten kam!
    Harry wunderte sich im ersten Moment darüber, wie er sich von einem dieser verbrannten Steine gelöst hatte. Er schwebte heran, er schien den Boden nicht zu berühren, und er hatte es auch geschafft, sich kaum von der Umgebung und auch vom Boden abzuheben.
    Das mußte der Anrufer sein!
    Stahl wartete ab. Er hatte seinen Arm leicht angewinkelt und die Hand so gestreckt, daß sie jeden Augenblick nach der Luger fassen konnten, sollte der Schatten ihn angreifen. Der dachte nicht daran. Er bewegte sich weiter, ohne sich dabei großartig zu bewegen. In seinem Körper selbst schien der Antrieb zu stecken.
    Harry Stahl dachte darüber nach, ob diese Gestalt überhaupt ein Mensch war oder nur etwas wie eine Projektion. Er dachte dabei auch an einen Diener Crowleys, denn dessen Jünger hatten hier ihre zweite Heimat gefunden.
    Der Schatten blieb stehen.
    Auch Harry bewegte sich nicht.
    »Harry Stahl?« fragte der andere.
    »Sicher, das bin ich.«
    »Gut.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Das ist egal.«
    Harry wunderte sich. Er akzeptierte es zunächst, doch wesentlich intensiver dachte er über den Klang der Stimme nach, der ihm so gar nicht gefallen wollte. Es war eine Stimme, die weder weiblich noch männlich klang, sondern neutral wie bei einem Geist.
    Wobei sich gleichzeitig die Frage stellte, ob Geister überhaupt reden konnten.
    Verrückt, an so
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