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0831 - Patrouille der MVs

Titel: 0831 - Patrouille der MVs
Autoren: Unbekannt
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Aber Rorvics Erwähnung seines Amuletts ließ mich innehalten. Der Tibeter hatte mich zwar schon oft belogen, aber wenn er bei seinem Bhavacca Kr'ah schwor, dann konnte ich mich darauf verlassen, daß er die Wahrheit sagte.
    Plötzlich wurde mir klar, daß ich dumm gewesen war. Dieses Flüstern hätte mir gleich bekannt vorkommen sollen, denn es war typisch für die rätselhaften Äußerungen, die Sagullias Amulett von Zeit zu Zeit von sich zu geben pflegte. „Glauben Sie mir etwa nicht, Tatcher?" fragte Rorvic. „Doch, ich glaube Ihnen, Rorvic", erwiderte ich. „Nur seltsam, daß Sagullias Amulett nach so langer Pause ausgerechnet dann flüsterte, wenn Glaus Bosketch in meiner Nähe war. Soweit ich mich erinnere, warnt es mit seinem Flüstern vor Gefahren. Aber dieser Mann stellt doch keine Gefahr für mich dar."
    Ich wartete darauf, daß Rorvic sich dazu äußerte. Als er schwieg, begab ich mich ins Bad, zog mich aus und stellte mich unter die Kaltstaubdusche. Herrlich erfrischt, verließ ich die Dusche nach einigen Minuten wieder. Ich zog frische Wäsche an, streifte meinen Einsatzanzug darüber, hängte mir das Flugaggregat um und überlegt, ob ich die Gebetsmühle und damit den Tibeter mit nach Goshmos Castle nehmen sollte.
    Im Wohnraum angekommen, zog ich das Bhavacca Kr'ah aus der Tasche und musterte es nachdenklich.
    Wenn ich Rorvic zurückließ, sollte ich sein Amulett bei ihm lassen. Es waren schon schlimme Dinge geschehen, wenn er längere Zeit von seinem Zauberding getrennt war.
    Andererseits wußte ich nicht, was das Scheusal anstellte, wenn es mit seinem Amulett allein und außer meiner Kontrolle war. Es würde wohl doch besser sein, ich nahm die Gebetsmühle mit und ignorierte die vieldeutigen Blicke, die die anderen Menschen hinter meinem Rücken wechselten.
    Ich klemmte mir die Gebetsmühle unter den Arm und wollte meine Kabine verlassen, als ich wiederum ein unverständliches Flüstern hörte. „Haben Sie auch etwas gehört, Dalaimoc?" flüsterte ich. „Jemand hat dumm gefragt", erwiderte der Tibeter.
    Erzürnt nahm ich sein Bhavacca Kr'ah und schlug damit an das Gehäuse der Gebetsmühle. Ich zuckte zusammen, als ein grauenhafter Schrei ertönte. Vor Schreck ließ ich das Amulett fallen. „Was haben Sie jetzt wieder angestellt?" hörte ich gleich darauf den Tibeter fragen. „Ein fremdartiges Lebewesen hat gedanklich in höchster Not geschrien."
    „Ein fremdartiges Lebewesen?" fragte ich verblüfft und hob das Bhavacca Kr'ah wieder auf, um es zu verstauen. „Nicht Sie?"
    „Nicht ich", bestätigte Rorvic. „Auch kein Mensch?" erkundigte ich mich. „Auch kein Mensch", antwortete Dalaimoc Rorvic. „Es handelte sich auch nicht um einen Haluter oder einen Forscher der Kaiserin. Dennoch kam es mir vor, als hätte ich ähnliche Schwingungen schon einmal aufgefangen."
    Der Interkommelder summte. Ich ging zu dem Gerät und schaltete es ein. Auf dem Bildschirm war Reginald Bulls Gesicht zu sehen. „Ich wollte Ihnen nur mitteilen, daß Glaus Bosketch auf der SOL ist", sagte Bull. „Er wollte Sie besuchen, ist aber vor einer Minute unter Krämpfen zusammengebrochen. Halten Sie ein Gespräch mit ihm für so wichtig, daß wir unseren Start nach Goshmos Castle verschieben sollten, Tatcher?"
    Ich antwortete nicht sofort, denn in meinem Gehirn fügten sich schlagartig verschiedene Fakten zu einem erkennbaren Bild zusammen. Die Tatsache, daß Glaus Bosketch mehrmals erschrocken war, wenn ich die Gys-Voolbeerah erwähnte beziehungsweise auf meinen MV-Killer deutete - und die Tatsache, daß Bosketch in dem Augenblick zusammenbrach, in dem ein fremdartiges Lebewesen in höchster Not geschrien hatte, konnten nur eines bedeuten: Glaus Bosketch lag irgendwo in einem Versteck, während ein Gys-Voolbeerah ihn kopiert hatte und sich in seiner Gestalt auf der SOL befand.
    Erst jetzt fiel mir auch ein, daß Bosketch den Namen jenes Molekülverformers genannt hatte, der auf dem Mond herumgegeistert war und Roi Danton kopiert hatte - Naphoon -, obwohl der Bericht unserer Luna-Gruppe klar besagte, daß der Name dieses Gys-Voolbeerah nicht bekannt geworden war.
    Folglich konnte nur ein Gys-Voolbeerah diesen Namen wissen! „Warum antworten Sie nicht, Tatcher?" fragte Reginald Bull. „Sie machen ein ganz komisches Gesicht."
    Ich überlegte, ob ich Bull die Wahrheit sagen sollte. Sicher hätte er sich darüber gefreut, daß seine Befürchtungen hinsichtlich der Molekülverformer sich als berechtigt erwiesen hatten.
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