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0831 - Patrouille der MVs

Titel: 0831 - Patrouille der MVs
Autoren: Unbekannt
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zog er sich menschenscheu und hysterisch in sich selbst zurück.
    Ich beschloß, einmal mit einem Psychiater der SOL zu sprechen und ihn zu bitten, sich um Bosketch zu kümmern. 9.
    Kerrsyrial war zutiefst erschüttert.
    Er wußte nicht mehr, was er von Tatcher a Hainu halten sollte. Dieser Marsianer, über den schon Kaalech berichtet hatte, war entweder ein zynischer Sadist oder ein naiver Sonderling. Seine Art und Weise, immer wieder auf die Gys-Voolbeerah anzuspielen und Andeutungen einzuflechten, die sich anhörten, als hätte er die Kopie Glaus Bosketchs durchschaut, ließen auf Zynismus und einen krankhaften Hang zum Sadismus schließen - Charaktereigenschaften, die die Gys-Voolbeerah erst durch Kontakte mit anderen Völkern kennengelernt hatten.
    Andererseits hatte er vor allem über seine Begegnung mit Kaalech derart kindisch gesprochen, daß Kerrsyrial gegen seinen Willen über diese Naivität hatte lachen müssen. In diesen Sekunden hatte er sich vorgenommen, mit Tatcher a Hainu ein typisch terranisches Spiel zu spielen, das die Menschen „Katze und Maus" nannten und an dem die Gys-Voolbeerah mit ihrem ausgeprägten Sinn für Humor großen Gefallen gefunden hatten.
    Doch dieser Vorsatz war schnell wieder verflogen, als der Marsianer auf seinen MV-Killer gedeutet und erklärt hatte, daß er damit jeden Molekülverformer entlarven könnte.
    Eigentlich hatte Tatcher a Hainu nicht diese Worte gebraucht, aber er hatte auf eine entsprechende Frage Kerrsyrials mit einem eindeutigen Hinweis auf sein seltsames Amulett geantwortet, was auf das gleiche herauskam.
    Oder doch nicht?
    Das war eine der Fragen, die den Gys-Voolbeerah quälten.
    Er wußte, daß er einen schweren Fehler begangen hatte, als er sich ausgerechnet Glaus Bosketch als Opfer aussuchte. Aber die nächtliche Szene auf dem Platz vor dem Hauptquartier der Terraner hatte den Eindruck erweckt, daß Bosketch eine führende Rolle bei den Menschen spielte.
    Erst als es zu spät war, hatte Kerrsyrial erkennen müssen, daß er einer zweifachen Täuschung zum Opfer gefallen war: erstens der Selbsttäuschung Bosketchs über seine eigene Rolle - und zweitens der barmherzigen Täuschung, die die führenden Terraner über Bosketch legten, weil sie wußten, daß er Zeit brauchte, um das zu vergessen, was die Kleine Majestät ihm eingeimpft hatte.
    In der Rolle Glaus Bosketchs war es Kerrsyrial unmöglich gewesen, bestimmend in die wichtigen Handlungen der Menschen einzugreifen, wie er es vorgehabt hatte. Nicht, daß er Wert darauf legte, über Menschen zu herrschen - das hätte außerdem gegen den Plan verstoßen -, aber es wäre ihm lieber gewesen, er hätte als ein führender Terraner darauf hinarbeiten können, daß der Plan in vollem Umfange aufging.
    So hatte Kerrsyrial denn beschlossen, zunächst nur die Rolle des stillen Beobachters zu spielen und sich bei passender Gelegenheit einen wirklich führenden Menschen als Opfer auszusuchen.
    Nur einmal hatte er impulsiv diesen Vorsatz vergessen. Das war in der Konferenz gewesen, wo Kerrsyrial geglaubt hatte, er müsse etwas zur Ehrenrettung seines Volkes sagen.
    Und prompt hatte dieser Marsianer ihn durchschaut.
    Oder auch nicht. Aber das war die entscheidende Frage, die innerhalb der nächsten Stunden so oder so geklärt werden mußte.
    Kerrsyrial faßte einen Entschluß. Er nahm sich vor, nach Dalaimoc Rorvic zu suchen. Soviel er in seiner Rolle als Glaus Bosketch erfahren hatte, waren der Tibeter und der Marsianer Partner und galten als unzertrennlich. Er wußte außerdem aus Kaalechs Beric ht, daß Kaalech im Zuge seiner Aktivitäten auf der Erde den Tibeter kopiert hatte, aber von Tatcher a Hainu wegen des MV-Killers beinahe entlarvt worden war.
    Kerrsyrial nahm an, daß er nur genügend Zeit brauchte, um Rorvic zu lahmen und sich sein vollständiges Wissen sowie alle Fakten über seine Mentalität anzueignen. Mentalität und Charakter stellten für einen Gys-Voolbeerah die schwersten Hürden bei der Kopierung eines Opfers dar. Dabei war es gar nicht einmal besonders schwierig, die menschliche Mentalität zu kopieren. Die Schwierigkeit lag im stark ausgeprägten menschlichen Individualismus begründet, der bewirkte, daß sich im Rahmen der allgemeinen menschlichen Mentalität die einzelnen Individuen in Charakter und Mentalität oft erheblich unterschieden.
    Kerrsyrial kehrte zum Antigravlift zurück und schwebte bis zum Erdgeschoß hinab. Als er die Eingangshalle durchquerte, stellten sich ihm zwei
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