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0830 - Der Tod des Unsterblichen

0830 - Der Tod des Unsterblichen

Titel: 0830 - Der Tod des Unsterblichen
Autoren: Christian Montillon
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ausgesetzt. Völlig allein, in alle Ewigkeit.
    So auch Torre Gerret - jener Auserwählte, der Zamorra um Hilfe gebeten hatte. Er hatte ihm eine Nachricht überbracht, in der er Zamorra anflehte, er möge ihn befreien - ihrer vergangenen Feindschaft zum Trotz. Denn die Qualen, die er hier erleide, habe selbst er nicht verdient. [2]
    So war es gekommen, dass Zamorra einen Weg hierher gesucht hatte - und mit Hilfe von Andrew Millings, einem Auserwählten , der vor Jahrhunderten den Weg zur Quelle des Lebens angetreten hatte, war es auch gelungen. Millings hatte nach seinem überraschenden Auftauchen etliche Wochen bei dem Zauberer Merlin verbracht und von diesem offenbar den Auftrag erhalten, Torre Gerret zu befreien. Merlin war es auch gewesen, der Millings das geheimnisvolle Langka ausgehändigt hatte. Es würde ihm bei dieser Aufgabe helfen, hatte der Zauberer gesagt.
    Das hatte sich jetzt schon bestätigt. Ohne das Langka wären sowohl Andrew als auch Zamorra jetzt schon der schrecklichen Atmosphäre der Hölle der Unsterblichen erlegen. Außerdem wies der Blick hinter die Kulissen der Realität, wie Andrew es genannt hatte, ihnen den Weg. Sonst hätten sie tage- und wochenlang durch diese Ebene irren können, ohne jemals jenes Gebiet zu erreichen, in dem sich die Bäume mit den Käfigen befanden.
    Schon seit Jahren hatte sich Zamorra mit dem Problem Hölle der Unsterblichen und damit sowohl seiner unerledigten Vergangenheit als auch seiner potentiellen Zukunft befassen wollen. Denn die ewige Bestrafung der dort Gefangenen basierte auf einem perfiden Gesetz - wer als Auserwählter Schuld auf sich lud, wurde nach seinem Tod hierher gebracht.
    Doch für viele oder möglicherweise sogar alle Auserwählten gab es keine Möglichkeit, schuldfrei zu bleiben. Der freie Wille, Gutes zu tun, wurde auf schreckliche Weise verhindert - denn wenn der Erbfolger Auserwählte zur Quelle des Lebens führte, wie er es einmal in jedem seiner Lebenszyklen tun musste, besagte ein uraltes Gesetz, dass nur einer von ihnen trinken durfte. Derjenige, der seinen Konkurrenten tötete - und damit Schuld auf sich lud.
    Durch Andrews Bericht aus seiner Vergangenheit verdichteten sich die Hinweise, dass es in jeder Generation mehrere Auserwählte gab. [3] Was nichts anderes bedeutete, als dass jeder, der von der Quelle des Lebens trank, zwangsläufig schuldig werden musste. Zamorra war der Verpflichtung, Torre Gerret töten zu müssen, nur durch einen Trick entkommen - er hatte sich geweigert und damit einen ungeheueren Tabu-Bruch begangen, den die Hüterin der Quelle bitter ahndete. [4]
    All das ging Zamorra durch den Kopf, als er seinen langen Weg antrat. Er stapfte zusammen mit seinem neuen Weggefährten Andrew Millings unermüdlich voran… seinem alten Feind Torre Gerret entgegen… seiner Vergangenheit entgegen…
    Er war nicht bereit, das in seinen Augen ungerechte Schicksal der Auserwählten zu akzeptieren. Er hatte mit Andrew darüber gesprochen - beide waren nicht nur hier, um Torre Gerret zu befreien.
    Beide suchten auch einen Weg, die Hölle der Unsterblichen zu zerstören.
    Zamorra war bereit, gegen die Gesetze des Universums aufzubegehren, gleichgültig, welche Konsequenzen das nach sich zog. Denn was er jetzt tun wollte, musste er tun. Er hatte es sich damals geschworen, als er sehen musste, wie Gerret ein Opfer dieser Hölle wurde…
    ***
    Von den Vampirkreaturen umgeben fühlte sich Chefinspektor Andre Gasser nicht unwohl, obwohl er immer noch zum Teil menschlich geblieben war. Dieser kleine Teil in ihm schrie vor Entsetzen und Grauen, doch zugleich wusste er, dass diese Vampire genau wie er Diener Angéliques und damit seine Geschwister waren.
    »Wir müssen unsere Herrin finden«, sagte er.
    »Wir wissen nicht, wo sie sich befindet«, antwortete eine der Kreaturen stumpfsinnig. »Wir wissen nur, dass sie sich nicht mehr in unserer Welt aufhält.«
    Gasser war aufgefallen, dass seine Brüder keine Eigeninitiative zeigten. Sie waren offensichtlich nicht dazu fähig, mehr als ein äußerst geringes Maß an eigenen Gedanken aufzubringen. »Ihr standet ebenso wie ich in Kontakt mit ihr! Denkt nach! Wie können wir wieder in Verbindung mit ihr treten? Sie muss uns mitteilen, wie wir zu ihr gelangen!«
    »Es gibt keine Möglichkeit. Sie nimmt Kontakt mit uns auf und sagt uns, was wir zu tun haben.«
    »Und wenn sie dazu nicht in der Lage ist?« Vielstimmiges Murmeln antwortete Gasser. Er glaubte, vor allem Erschrecken und Verblüffung
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