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0830 - Der Tod des Unsterblichen

0830 - Der Tod des Unsterblichen

Titel: 0830 - Der Tod des Unsterblichen
Autoren: Christian Montillon
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gewesen.
    Angélique hingegen störte sich daran nicht, denn auf diese Weise konnten ihr keine Schmerzen zugefügt werden. Sie war eine alte und starke Dämonin, und als solche nur mit Hilfe magischer Waffen angreifbar, oder durch Feuer, jenem Element, das die meisten ihrer Art zu vernichten vermochte.
    Aber, durchzuckte es sie in einem Moment nackter Panik, wenn die Bestie mir mit ihren gewaltigen Zähnen den Kopf abreißt, ist es um mich geschehen…
    Sie versuchte sich zur Wehr zu setzen, irgendwie dem Klammergriff zu entkommen. Die Vampirdämonin konzentrierte sich. Es musste ihr gelingen, ihren Körper aufzulösen… auf diese Weise wäre sie augenblicklich frei. Wie auch immer das Monstrum es vollbracht hatte, ihren Körper ohne ihren Willen materialisieren zu lassen - Angélique musste diesen Vorgang rückgängig machen. Sofort!
    Sie tastete ihren Gegner magisch ab und erkannte, was hier vor sich ging. Dieses krakenähnliche Monstrum befand sich in der Vergangenheit! Es lebte zu einem Zeitpunkt, als Angélique noch über ihren Körper verfügt hatte -damals, vor dem verhängnisvollen Experiment.
    Es war eine Eigenart dieser Welt, dass ihre Oberfläche von Feldern aus unterschiedlicher Zeit überzogen war - jeder, der sie durchwanderte, konnte von einem Augenblick zum nächsten ebenso in ferne Vergangenheit wie in weite Zukunft geschleudert werden, ohne es zu bemerken. Die verschiedenen Zeitebenen waren oft nur einen Schritt voneinander entfernt.
    Doch selbst wenn sie sich in der Vergangenheit befand - wieso war ihr Körper wieder vorhanden? Das widersprach der Logik von Zeitreisen, die…
    Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als die Zähne des Monstrums nahe ihrer Kehle zusammenschnappten.
    Sie hatte das Glück, dass sich ihre Arme nicht in der Umklammerung der Tentakel befanden. Sie zeichnete mit den Händen einige Symbole in die Luft und presste die Innenflächen auf das kalte Fleisch des Ungeheuers. Hitze brannte sich zischend durch die dickschuppige Haut ihres Gegners. Der widerliche Geruch verschmorten Fleisches stieg auf.
    Das Maul ihres Gegners öffnete sich, und ein gellender Aufschrei drang an Angéliques Ohren. Sie spürte, dass sie plötzlich losgelassen wurde. Sie stürzte zwei Meter in die Tiefe und prallte nahe dem Zentralleib der Bestie auf, die immer noch schrie. Die Tentakel wirbelten durch die Luft, peitschten rechts und links von Angélique den Boden. Staub wölkte auf, Erdkrumen prasselten auf den Körper der Vampirin.
    Sie warf sich herum und rannte davon. Es musste ihr nur gelingen, das Vergangenheits-Zeitfeld hinter sich zu lassen. Nach allem, was sie wusste, würde ihr monströser Gegner damit augenblicklich verschwinden - nicht räumlich, sondern zeitlich von ihr getrennt. Damit wäre sie unerreichbar für ihn.
    Im Laufen warf sie einen Blick zurück.
    Ein Tentakel zuckte auf sie zu, näherte sich ihr unaufhaltsam. Verblüfft sah Angélique, dass sich an seiner Spitze mehrere kleine Mäuler befanden, die sich geifernd öffneten und schlossen… Speichel tropfte von den kleinen, aber nadelspitzen Zähnen…
    Die Vampirin spürte einen Schlag im Rücken. Der Tentakel hatte sie erreicht und zu Boden geschleudert. Sie wirbelte herum, zu einem weiteren Kampf bereit. Sie begann, einen weiteren Zauber zu weben, und sah - nichts mehr.
    Ihr Gegner war verschwunden.
    Das konnte nur eins bedeuten. Sie hatte die unsichtbare geographische Zeitgrenze überquert, und zwar genau in dem Moment, als der-Tentakel sie traf und zu Boden schleuderte.
    Langsam erhob sich Angélique - und bemerkte, dass ihr Körper nicht mehr vorhanden war; wie sie es gewohnt war, bestand sie nur noch aus ihrem Kopf, der in anderthalb Meter Höhe über dem Boden schwebte. Das war der Beweis für ihre Annahme. Sie befand sich wieder in der Gegenwart.
    Sie schloss die Augen. Sie musste auf derlei Zwischenfälle besser vorbereitet sein, wenn sie ihr Ziel erreichen wollte. Der Übergang von einer Zeitebene in die andere war nicht spürbar - er vollzog sich für denjenigen, der die Zeiten wechselte, völlig unmerklich.
    Wieder fragte sie sich, wieso sie in der Vergangenheit automatisch über ihren Körper verfügt hatte. Sie hätte so wie sie war, in die Vergangenheit gehen müssen - in ihrer jetzigen Existenzform. Denn was wäre, wenn sie an einen Zeitpunkt gelangte, der vor dem Beginn ihrer Existenz lag? Auch dann hätte sie über einen Körper, oder genauer gesagt über ihren Kopf, verfügen müssen… Oder falls sie in
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