Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
083 - Morkans Horrorwürmer

083 - Morkans Horrorwürmer

Titel: 083 - Morkans Horrorwürmer
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
sagte er
schließlich. Scanner hatte sich erhoben. Er war groß, schlank, hatte breite
Schultern und muskulöse Arme, und er erweckte den Eindruck, dass er intensiv
Sport trieb. Er lauschte in die Nacht hinein. »Ich hab’s wirklich gehört...«,
ließ er sich nicht beirren. »Aber, jetzt ist’s weg...« Poul Scanner war ein
Mensch, der Dingen, die ihn beschäftigten, auch auf den Grund ging. Er verließ
einfach den Tisch. Die Männer an den Nachbartischen achteten nicht auf ihn.
Aber die beiden Mestizen, die er und Lorach zu einem Drink eingeladen hatte,
blickten ihm verwirrt nach. Der junge Deutsche sprang auf und lief dem
Amerikaner nach. »Wo willst du hin, Poul?«
    »Runter
zum Strand... der Schrei kam von da vorn... vielleicht braucht jemand Hilfe.«
    »Dann
hätte derjenige noch mal schreien können...«
    »Vielleicht
hatte er keine Gelegenheit mehr dazu...«
    »Heh,
was hast du denn für Gedanken?«, wunderte Lorach sich, der seinen Bekannten von
einer ganz neuen Seite kennen lernte. »Wenn man in New York lebt, wird man
hellhörig«, entgegnete der Amerikaner. »Dort passiert dauernd etwas. Das
Schlimmste ist, dass Menschen, die Hilfe benötigen und sie auch herbeirufen,
sie dennoch nicht bekommen. Weil andere nur sensationslüstern oder wie gelähmt
mitzusehen, ohne etwas zu unternehmen...«
    »Wir
sind hier nicht in New York, Poul...«
    Mit
schnellen Schritten eilte der Einunddreißigjährige über den welligen Boden. Im
Mondlicht vor den beiden Männern lag der Hügel, dahinter der Strand und das
Meer. Die Mestizen am Tisch der beiden Touristen blickten den Davoneilenden
nach und nahmen ihr Gespräch dann wieder auf. Scanner kam auf dem Hügel an.
Dort wuchsen ein paar Palmen und ausgedörrte Grasbüschel. Von diesem erhöhten
Punkt aus hatte der Mann einen vortrefflichen Blick
auf das Meer und die vom Mondlicht fast schattenlos ausgeleuchtete Bucht. Wie
auf einem Tablett lag alles vor ihnen. Die Bucht war höchstens fünfzig Meter
lang und wurde von zwei Seiten scherenförmig von hohen, schwer begehbaren und
zerklüfteten Felsbrocken eingeschlossen. »Da ist nichts«, machte Lorach sich
nach einer halben Minute bemerkbar. »Kein Überfall... keiner in Seenot und...«
    »Da
unten liegt doch was!« Scanner deutete in die Tiefe. Auf dem hellen Sand im
silbernen Mondlicht war aus der Höhe der dunkle Fleck unten gut zu erkennen.
»Sieht aus, wie ein Kleid...« Lorach grinste und blickte sich in der Runde um.
»Vielleicht ist ein Mädchen vor seinem Freier davongelaufen, und sie hat ihm zugerufen,
dass er sie fangen soll, mhm? Ich möchte nicht gern ein Liebespaar in
romantischer Stimmung überraschen...«
    Poul
Scanner hörte die letzten Worte schon nicht mehr. Es schien, als würde er von
irgendetwas förmlich angezogen. Er machte sich an den Abstieg. Auf dieser Seite
des Hügels ging es ziemlich steil hinunter. Kleine Steine und Sand gerieten
unter den Füßen der beiden Männer in Bewegung. Von der anderen Seite wäre der
Abstieg bequemer gewesen. Dort verlief der Hügel sanfter. Scanner kam wohlbehalten
unten an und stapfte durch den Sand auf das Objekt zu, das er von oben als
Kleidungsstück identifiziert hatte. Von der Seite her waren frische Fußspuren
zu erkennen, die bis zum Meer führten. Scanner bückte sich. Es war ein dünnes,
buntbedrucktes Leinenkleid, an dem der dezente Duft eines angenehmen Parfüms
haftete.
    » Hallo?!« Der Amerikaner drehte den Kopf, rief in die Runde und blickte sich dabei
aufmerksam nach allen Seiten um. »Ist da jemand?«
    Sein
Ruf verhallte. Es gab nicht viele Versteckmöglichkeiten in der kleinen Bucht.
Eine bot ein Erdwall weiter links, neben dem ein altes, vergammeltes
Fischerboot stand, das aussah, als hätten überdimensionale Holzwürmer daran
herumgeknabbert. Die Planken waren total verfault und Wind und Wetter hatten
daran genagt, so dass die ehemalige Farbe nicht mehr feststellbar war. Mit dem
Kleid in der Hand folgte Poul Scanner den Fußspuren. Abdrücke von schlanken,
nackten Füßen. Scanners Augen begannen zu brennen, so sehr strengte er sich an,
etwas zu sehen.
    Kaum
bewegt lag die silbern schimmernde Wasserfläche vor ihm. Wäre jemand dort
geschwommen, er hätte ihn sofort wahrgenommen wie auf einem silbernen Tablett.
Es war jedoch niemand zu sehen. »Du hast dich getäuscht«, machte sich der junge
Deutsche wieder bemerkbar, der inzwischen herangekommen war. »Hier ist
niemand... Wahrscheinlich ist das Kleid vergessen worden. Heute Mittag und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher