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0829 - Der Alpen-Teufel

0829 - Der Alpen-Teufel

Titel: 0829 - Der Alpen-Teufel
Autoren: Jason Dark
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werden, wie wir es uns vorgestellt haben, bleibt dahingestellt, aber ich denke schon, daß wir die schöne Spätherbstluft genießen.«
    »Nur nicht am Abend oder in der Nacht. Da ist der Alpen-Teufel unterwegs. Sie sollten sich wirklich vorsehen.«
    »Ich glaube, das machen wir.«
    Frau Brandner schaute auf ihre Uhr. »Für mich wird es Zeit. Ich muß mich noch um die Küche kümmern.« Sie stand auf, und auch wir erhoben uns. »Ich wünsche Ihnen trotzdem noch einen angenehmen Aufenthalt in Alpbach.«
    »Danke sehr.«
    Wir schauten ihr nach, als sie ging, und Suko, der sich wieder gesetzt hatte, fragte: »Und nun, mein Lieber?«
    Ich nahm ebenfalls Platz. Im Glas schimmerte noch eine hellbraune Pfütze. »Paul, heißt er wohl…«
    »Versteifst du dich jetzt darauf?«
    Ich streckte die Beine aus und drückte den Rücken gegen die hohe Lehne. »Nein, das nicht, aber wir können schon die Ohren offenhalten. Es ist möglich, daß uns der Name noch öfter begegnet.«
    Suko nickte. »Wenn diese Anna Kellnerin war, sollten wir vielleicht den Gasthof aufsuchen, in dem sie gearbeitet hat und letztlich auch gestorben ist.«
    »Keine schlechte Idee.«
    »Wann?«
    Ich stand auf. »Am besten sofort. Hier darf nichts auf die lange Bank geschoben werden.«
    ***
    »Wo willst du hin, Bert?«
    »Abschied nehmen.«
    »Von wem?«
    »Von der Anna.«
    »Aber sie ist tot.«
    »Ich weiß, Mutter, sie ist tot. Und ich weiß auch, wie sie ums Leben kam. Der Alpen-Teufel hat sie geholt, und ich habe mir vorgenommen, daß ich ihn holen werde. Ich werde Anna rächen, ich werde den Mörder finden und ihn vernichten.«
    »O Gott, Bertl.« Die alte Frau schlug ein Kreuzzeichen. »Du versündigst dich. Du kannst nicht gegen den Teufel ankommen. Der Satan hat die Hölle verlassen, um uns zu bestrafen.« Sie ging auf ihren Sohn zu und umklammerte die Schöße seiner Jacke. »Geh nicht weg, Bertl, geh nicht weg. Sonst holt er auch dich. Weißt du denn nicht, daß dies der Anfang vom Ende ist? Es sind die ersten Zeichen für den Untergang der Welt.« Sie sprach jetzt mit schneller Stimme. »Schon in der Bibel steht etwas über die Zeichen geschrieben, die das Böse gesetzt hat, mein Junge. Seid wachsam, das Ende kann jeden Tag über euch hereinbrechen. Es ist bereits in der Nähe, es hat begonnen, denn der Teufel hat die Hölle verlassen, um sich unter die Menschen zu begeben.«
    »Ah - geh, Mutter, das stimmt doch nicht.«
    »Ich weiß es.«
    »Und ich weiß, daß ich die Anna mochte. Meine Frau ist vor drei Jahren gestorben, die Anna und ich sind uns nahegekommen. Niemand wußte davon. Wir hätten auch geheiratet, aber jetzt ist sie tot, Mutter, sie lebt nicht mehr, es ist vorbei. Nur will ich nicht wahrhaben, daß sie jemand einfach so viehisch umgebracht hat. Ich werde mich auf die Suche begeben, ich weiß, daß der Mörder noch lauert. Anna ist nicht sein erstes Opfer gewesen.«
    »Das weiß ich doch, Bertl, aber tu dir und mir einen Gefallen. Überlaß die Suche der Polizei.«
    Bert Rogner lachte seine Mutter so scharf an, daß sie zusammenzuckte. »Die Polizei, Mutter? Nein, nicht die. Das ist zum Lachen. Die schaffen nichts, denn die rennen herum wie blinde Hühner. Da kannst du sagen, was du willst, die Polizei ist nicht stark genug. Das müssen wir alles selbst in die Hand nehmen.«
    »Du versündigst dich!«
    Bert Rogner zog den Reißverschluß seiner Jacke hoch. »Mutter, ich weiß, was ich tue.«
    Die Hände der alten Frau sanken nach unten. »Wie der Vater«, flüsterte sie. »Du bist wie dein Vater, und den habe ich auch zu früh verloren. Ich will wenigstens noch meinen Sohn behalten, verstehst du?«
    Bert drückte seine alte Mutter an sich. »Ich verstehe dich sehr gut, ich weiß, wie es in dir aussieht. Aber ich muß es tun, Mutter. Ich habe es heute an ihrem Grab geschworen. Ich… ich… kann nicht dagegen an, begreifst du das?«
    »Nein, aber ich weiß auch, daß du erwachsen bist, Bertl. Du bist für dich verantwortlich. Du wirst schon das Richtige tun, denke ich.« Sie strich über das Gesicht des achtundvierzigjährigen Mannes.
    »Ich werde für dich beten, wenn du nicht da bist.«
    »Ja, tu das.«
    Bert Rogner verließ die Stube und ging in die Diele des Hauses. Er wohnte zusammen mit seiner Mutter an der Rückseite; vorn lag das Geschäft. Es war ein Andenkenladen, in dem der Tourist alles kaufen konnte, was er im Prinzip nicht brauchte. Von der Karte über diverse Hüte bis hin zum geschnitzten Wichtelkopf stand alles
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