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0825 - Feuertraum

0825 - Feuertraum

Titel: 0825 - Feuertraum
Autoren: Christian Montillon
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ausgewichen, würde sie noch leben!« Andrew stand auf. »Also ist es meine Schuld!« Er hatte die Hände zu Fäusten geballt. Ein schmaler Blutstreifen rann zwischen seinen Fingern hindurch; der starke Druck seiner Fingernägel hatte die Haut des Handballens verletzt.
    Zamorra bedeutete Nicole, still zu sein. Er spürte instinktiv, dass nun jedes Wort eins zu viel wäre. Andrew würde Dianas letzte Worte irgendwann verstehen und hoffentlich glauben -wenn die Zeit gekommen war. Doch noch nicht jetzt.
    »Charina wollte mich töten, und sie wird es wieder versuchen. Dann wird der Moment gekommen sein, an dem ich sie räche. Danach werde ich über alles andere nachdenken.« Andrew schloss die Augen. »Wir sollten sie begraben. Das Feuer hat ihren Körper furchtbar geschändet.«
    »Hier in Samila?«, fragte Nicole. »Oder…«
    »Hier. Sie hatte alles hinter sich gelassen, um mich zu begleiten. Auf der Erde hatte sie keine Heimat mehr außer in Château Montagne, zuletzt, bei euch.«
    »Wir können sie auf dem Grundstück des Châteaus begraben.« Es wäre nicht das erste Grab dort. Raffael Bois lag dort, Zamorras alter Diener… die weiße Vampirin Tanja Semjonova…
    »Seht sie euch an. Ihr Körper verdient Ruhe. Stellt bei euch eine Tafel auf, einen Stein, irgendetwas, das an sie erinnert… Ihr Körper soll nicht noch transportiert werden.« Andrew deutete auf Zamorra und Nicole, sein Blick immer noch stur ins Leere gerichtet.
    Der Ausdruck seiner Augen war beängstigend und zeigte, dass seine Worte nichts als eine Fassade waren, die ihn in diesen schrecklichen Momenten aufrecht hielt. »Lasst mich allein mit ihr. Ich halte eine Totenwache. Später bitte ich euch, das Grab mit mir auszuheben.«
    Zamorra nickte. Er und Nicole entfernten sich, und mit ihnen ging der alte Dithu, der bisher schweigend der Szene beigewohnt hatte.
    »Er wirkt gefasst«, sagte der Alte. »Ich kenne eure Spezies nicht, aber ich glaube, er ist von Trauer und Bitterkeit zerrissen. Viele von uns würden an seiner Stelle so handeln.«
    »Auch hier«, meinte Nicole traurig, »gleichen sich unsere Völker wohl sehr.«
    ***
    Zamorra und Nicole saßen mit dem Rücken an einen Baum gelehnt, einige Meter von Andrew entfernt, aber so, dass sie ihn beobachten konnten.
    »Charina ist geflohen, doch ich glaube nicht, dass sie Samila verlassen hat«, sagte der Parapsychologe. »Sie ist versessen darauf, Andrew zu töten, und sie wird nicht eher ruhen, bevor sie ihr Ziel erreicht hat«, Sagte er.
    »Wir müssen Andrew beschützen«, meinte Nicole. »Vor Charina - und vor sich selbst.«
    »Du glaubst, dass er Dianas Tod nicht verkraften wird?«
    »Ich stelle mir vor, du wärst gestorben.« Nicole sah ihren Geliebten an.
    Zamorra rang nach Worten. »Als ich die Leiche sah, da galt mein erster Gedanke nicht Diana oder Andrew.« Er atmete hörbar aus. Es fiel ihm schwer weiter zu sprechen, denn er schämte sich. »Ich dachte an dich, und ich war froh, dass du lebst.«
    Nicole nickte stumm.
    »War es richtig? War es nicht einfach nur… egoistisch?«
    »Es war ein Gedanke, Zamorra. Du kannst nichts dafür. Gedanken kommen, ohne dass man es beeinflussen kann, und es ist die Frage, ob man ihnen nachgeht oder nicht. Dort, und nur dort, liegt unsere Verantwortung.«
    Zamorra nahm Nicoles Hand und streichelte sanft über ihre Finger. Sie schwiegen einige Zeit.
    »Was sollen wir tun?«, fragte Nicole schließlich.
    »Wir werden Diana begraben, und dann werden wir Dithu davon überzeugen, uns zu der Höhle zu führen, an der sich das Tor befand. Falls er die Stelle kennt.« Als Zamorra ihn darauf angesprochen hatte, hatte Dithu nicht mehr antworten können - genau in diesem Augenblick war Feeneys Angriff erfolgt.
    »Wenn jemand sie kennt, dann er«, gab sich Nicole zuversichtlich.
    »Also werden wir einfach weitermachen.« Er seufzte. »So, als sei Diana nicht gestorben.«
    »War es nicht immer so, wenn jemand von uns gegangen ist?« Nicole drückte seine Hand so fest, dass es ihn schmerzte. »Die Mühlen mahlen weiter«, ergänzte sie bitter.
    »Wir müssen wachsam sein. Charina könnte jederzeit wieder angreifen. Auch ohne ihren Diener Feeney ist sie eine gefährliche Gegnerin. Alleine die Tatsache, dass sie seit Jahrhunderten überlebt hat, macht sie dazu. Ihr Hass auf Andrew ist glühend.«
    Er sah, dass Andrew sich erhob und zu ihnen kam. Seine Schultern waren leicht gesenkt, und sein Blick huschte unstet hin und her. »Es wartet eine Menge Arbeit auf uns«,
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