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0825 - Feuertraum

0825 - Feuertraum

Titel: 0825 - Feuertraum
Autoren: Christian Montillon
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ausreichend vorbereiten müssen, aber zuerst eine generelle Frage: Irgendwelche Einwände?«
    Alle schwiegen.
    Es war beschlossene Sache.
    ***
    Diana und Andrew verließen das Zimmer. »Ich möchte rasch noch mit Pat reden«, sagte sie.
    Andrew nickte. Er war Lady Patricia, der Mutter des kleinen Rhett Saris, dankbar dafür, dass sie sich in den letzten Tagen, seit Dianas Entlassung aus dem Krankenhaus, so sehr um Diana gekümmert hatte. Vor allem ihre psychische Genesung nach dem Trauma der lebensbedrohlichen Verletzung war zum großen Teil Patricia zu verdanken. »Das Zauberwort heißt rasch. Es bleibt nicht viel Zeit.«
    »Alter Griesgram!«, schimpfte Diana lachend. Sie eilte zu dem Schlafzimmer ihrer Freundin - wohl wissend, dass sie trotz der Nachtstunde willkommen war - und klopfte leise.
    Sekunden später wurde die Tür geöffnet. Patricia sah mit müden, verquollenen Augen ihren nächtlichen Besuch erstaunt an. »Was ist?«
    »Wir werden wieder nach Samila gehen.«
    Die Freundin nahm sofort die Sorge in ihrer Stimme wahr und stellte keine weiteren Fragen. »Komm rein.«
    Diana tat, wie ihr geheißen. »Es bleibt nicht viel Zeit. Wir werden schon bald aufbrechen.«
    »Hast du Angst?«
    »Wieso sollte ich? In Samila lauern nach allem, was wir wissen, keine Gefahren mehr.« Diana verschränkte ihre Hände ineinander und überlegte einen Moment, ob sie über Andrews Vision sprechen sollte. Doch darum ging es ihr eingentlich gar nicht.
    »Aber du gehst nicht gerne an den Ort zurück, an dem du beinahe gestorben wärst.« Patricia fasste nach Dianas Händen und streichelte sie tröstend. »Niemand würde das gerne tun.«
    »Genau deshalb habe ich dich aus dem Schlaf geklopft.« Diana lachte. Die verständnisvolle Art der Freundin gab ihr neuen Mut. »Du weißt, wie ich fühle. Genau das habe ich gebraucht.«
    »Bleib hier«, schlug Patricia vor. »Lass die anderen gehen und tun, was immer ihr dort tun wollt. Sie werden ohne dich zurechtkommen.«
    »Die Frage ist«, meinte Diana nachdenklich, »ob ich in Zukunft zurechtkommen werde, wenn ich heute… kneife. Wird es nicht gut für mich sein, meine Ängste zu überwinden? Heißt es nicht immer, Angst kann man nur durch Mut besiegen? Wenn du Angst davor hast, vom Fünfmeterbrett ins Wasser zu springen - dann spring. Oder lass es und lebe mit deiner Furcht.«
    Lady Patricia lächelte nur.
    »Ich möchte nicht mit Angst leben. Das Leben an Andrews Seite wird noch viele Herausforderungen für mich bereit halten. Was meinst du?«
    »Das Leben an Andrews Seite wird noch viele Herausforderungen für dich bereithalten«, wiederholte die Freundin.
    »Danke.« Diana wandte sich wieder der Tür zu. »Ich bin froh, dich zu kennen.« Dann schlüpfte sie aus dem Zimmer.
    ***
    Die Weißhaarige lächelte zufrieden. Ihre Augen blitzten diabolisch. »Wie ich dir schon sagte, meine Kreatur - ich brauche dich, weil ein alter Feind von mir den Tod überwunden hat.«
    »Dein Feind ist mein Feind«, antwortete das, was einst ein Doktorand der Geographie gewesen war und auf den Namen Ron Feeney gehört hatte.
    Die schöne Dämonin lachte, als amüsiere sie diese Loyalitätsbezeugung über alle Maßen. Es gab ohnehin nicht den geringsten Zweifel daran, dass ihre Dienerkreatur jeden ihrer Befehle ausführen würde; doch seine Worte gaben ihm die Illusion von Individualität, als wäre er fähig, eigene Entscheidungen zu treffen und ihr zu widersprechen. »Du bist die perfekte Waffe. Er wird nicht misstrauisch werden.« Sie murmelte die Worte leise vor sich hin.
    »Herrin?«
    »Wie du erkannt hast, habe ich dir das Feuer nur verliehen, damit du es weitergeben kannst. Das ist der einzige Zweck deiner Existenz.«
    Ron Feeney nickte eifrig.
    »Ihr Menschen seid eine erstaunliche Spezies. Nimm deine Kopfbewegungen - auch nach eurem Tod behaltet ihr eure unsinnigen Eigenschaften bei. Ein interessanter Ausdruck eurer Sturheit.«
    Der Diener erwiderte nichts. Was die Weißhaarige sagte, überstieg sein Fassungsvermögen.
    Die Dämonin hob ihre Hände, legte die Fingerspitzen aneinander, flüsterte ein kurzes, kehlig klingendes Geräusch - und zog dann langsam die Hände wieder auseinander. In der Luft blieben silbrig fluoreszierende Fäden zurück. Sie hauchte sie an, und die Fäden begannen einen hektischen Tanz.
    Aus ihnen ordnete sich ein Bild, das Antlitz eines Mannes. Die Farben veränderten sich, bis das Konterfei realistisch wirkte wie eine Fotografie. Ein blonder Mann, mit eisgrauen Augen,
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