Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0819 - Die letzten Sauroiden

0819 - Die letzten Sauroiden

Titel: 0819 - Die letzten Sauroiden
Autoren: W.K. Giesa
Vom Netzwerk:
einer Jacke, die am späten Abend mit Sicherheit Nicole für sich einfordern würde. Dann machte er sich auf den Weg nach draußen.
    Aus den Augenwinkeln sah er, dass der Jungdrache Fooly durch die Eingangshalle auf ihn zuwatschelte. O nein, seufzte Zamorra in Gedanken. Was auch immer es ist, was er von mir will -NICHT jetzt!
    Er tat so, als hätte er das kleine, tollpatschige und trotzdem liebenswerte Monsterchen nicht gesehen, und beeilte sich, nach draußen zu kommen. Der Jungdrache, erst wenig älter als hundert Jahre und damit noch weit vom Erwachsenwerden entfernt, folgte ihm. Natürlich. Ein Meter zwanzig hoch, etwa ebenso breit, was böse Zungen dazu verleiteten, ihn als fett zu bezeichnen. Kurze Beine, Plattfüße, vierfingrige Hände an kurzen Armen, ein zackiger Schuppenkamm, der vom Krokodilkopf mit den großen Telleraugen bis zur Schwanzspitze verlief, und ein Paar kurzer Flügel, das seinen Flugübungen die Ähnlichkeit mit denen eines liebeskranken Huhnes verlieh. Dabei konnte er, wenn er wollte, verdammt gut fliegen; Zamorra wusste es. Drachenmagie machte es möglich. Aber normalerweise pflegte Fooly seine Show abzuziehen.
    Zamorra eilte die kleine Treppe hinunter in den Innenhof des Châteaus. Rundum zog sich eine mächtige Burgmauer; das Château war vor fast tausend Jahren errichtet worden und diente damals dem Schwarzmagier Leonardo deMontagne als Festung. Es gab einen Brunnen in der Mitte des großen Rondells vor dem Ausfahrttor, und dort, wo einst die Pferde in den Ställen geschnaubt, gescharrt und gefressen hatten, parkten jetzt ganz andere Pferde -unter Motorhauben gezwängt, auf Benzin angewiesen statt auf Hafer: der Fuhrpark der Schlossbewohner.
    Das absolute Prunkstück stand im Moment vor dem Garagentor; Nicoles Cadillac-Cabrio Baujahr 1959, mit den größten Heckflossen, die jemals ein Auto auf dem Planeten Erde besessen hatte, und mit einem bullenstarken Spritsäufermotor unter der langen Haube, der aus 8,2 Litern Hubraum annähernd 300 PS entfesseln konnte, wenn man das Gaspedal bis zum Anschlag durchtrat. Dann schlürfte er aber auch um die 25 Literchen Benzin in sich hinein. Der Wagen war toppgepflegt, rostfrei und technisch fit, als käme er frisch vom Fließband des Herstellers. Immerhin schraubte Nicole auch oft genug daran herum und hielt ihn in Schuss.
    Sie schien ihre Mauerinspektion beendet zu haben, denn sie kam jetzt direkt auf den Wagen zu. Zamorra winkte ihr, aber sie achtete nicht darauf. Sie hatte nur Augen für ihr Auto. Mit raschen Schritten erreichte sie die Beifahrertür und riss sie auf.
    »Ich hab’s doch geahnt«, zürnte sie und griff blitzschnell zu. »Du verdammtes schwarzes Rabenaas!«
    Sie hielt eine Katze am Nackenfell. Schwarz wie Asmodis’ Seele, aber mit weißen Pfoten. Die Katze fauchte nicht weniger zornig als Nicole. Die wiederum bekam den Bonsaipanter jetzt am Schwanz zu fassen und begann sich zu drehen. Wie beim Hammerwerfen! Die kreischende Katze wurde mehrfach herumgekreiselt, dann losgelassen und sauste mit hoher Fluggeschwindigkeit haarscharf an Zamorra vorbei, der sich gerade noch rechtzeitig wegducken konnte.
    UMMMPF!
    Fooly, der unmittelbar hinter Zamorra marschierte, bekam die Katze ab. Sie landete direkt an seinem Krokodilmaul, krallte sich unwillkürlich fest und sah dabei aus wie eine Klammer, die dem Jungdrachen das Maulöffnen verwehrte.
    »Ich fürchte, es gibt schlechtes Wetter«, kommentierte Zamorra. »Die Katzen fliegen heute so tief…«
    Interessiert betrachtete er, was weiter geschah.
    Zwei Augenpaare direkt gegenüber. Die großen runden Augen des maßlos verblüfften Drachen, und die verdrehten schmalen Augen der Katze, die durch Kreisen und Fliegen absolut verwirrt war. Und dann - kotzte der pelzige Maulkorb aus, was sich im Mageninnern befand. Fooly konnte gerade noch rechtzeitig eine schützende Hand vor seine Augen halten.
    »Hmpf, ws sll n ds?«, brachte er mühsam zwischen geschlossenen Kiefern hervor. Mit der anderen Hand wollte er die Katze abpflücken. Die aber konnte gerade noch rechtzeitig nach oben auf seinen Kopf entñeuchen, setzte sich dort zurecht und begann sich hektisch zu putzen.
    »Was soll denn das?«, wiederholte der Drache jetzt. »Warum bewirfst du unschuldige Glücksdrachen mit elenden Mäusemördern, Mademoiselle Nicole?«
    »Erstens bist du nie unschuldig«, gab die wütend zurück, »denn irgendwas hast du doch immer ausgefressen. Und zweitens ist das keine Mäuse-, sondern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher