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0817 - Gefahr aus dem Drachenland

0817 - Gefahr aus dem Drachenland

Titel: 0817 - Gefahr aus dem Drachenland
Autoren: Achim Mehnert
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versteckte sie sich vor ihm. Was war das für ein Wesen?
    Plötzlich begann sich die Zeichnung zu verändern. Die Tintenstriche bewegten sich, flossen ineinander und verliehen der Gestalt Konturen, schufen sogar unterschiedliche Farben, wo eben noch keine gewesen waren. Grün und erdiges Braun waren vorherrschend.
    Sieh nicht zu lange hin!
    Doch Zamorra konnte den Blick nicht abwenden. Der unheimliche Vorgang schlug ihn in seinen Bann. Er konnte weiterhin klar denken und war trotzdem zu keiner Reaktion fähig. Es war wie eine Lähmung. Was vor seinen Augen geschah, bannte ihn wie eine hilflose Marionette, deren Fäden von einer überlegenen Macht geführt wurden.
    Die Zeichnung erlangte Dreidimensionalität, wurde zu einer holographisehen Erscheinung und gewann an Substanz. Das Gesicht der Gestalt nahm an Schärfe zu. Erstaunen war in ihren Zügen zu erkennen. Erstaunen darüber, erweckt zu werden? Das hätte bedeutet, dass sie sich ihrer Existenz bewusst war.
    Der Vorgang spielte sich innerhalb weniger Sekunden ab. Oder waren es Stunden? Zamorra verlor jedes Zeitgefühl. Er wollte einen magischen Schutzwall um sich errichten, brachte aber nicht die nötige Konzentration auf. Er schaffte es ja kaum zu erkennen, ob er einen Wachtraum erlebte oder ob der unheimliche Vorgang Wirklichkeit war.
    Das fremde Wesen wuchs vor seinen Augen, und endlich erkannte der Dämonenjäger es. Es war ein Drache, der ihn aus glühenden Augen feindselig ansah. Angriffslust war in seinem Gesicht zu erkennen, Gier nach einer Beute. Er wurde immer größer, wuchs ins Freie und kletterte aus den Buchseiten hervor, sprang Zamorra geradezu an. Er schickte einen Feuerstrahl, der die Seitenränder des Buches kräuselte, bräunlich verfärbte und entflammte. Kehliges Grolles war zu hören.
    Zamorra spürte die Hitze, die über ihm zusammenschlug. Sie brannte sich in seine Lungen und raubte ihm die Luft zum Atmen. Als das Feuer seine Wangen verbrannte, schaffte er es endlich, seinen Blick von der Zeichnung abzuwenden.
    Mit einem Aufschrei schlug er das Buch zu, und die Flammen erloschen. Der Drache war verschwunden.
    Keuchend betastete Zamorra sein Gesicht. Es gab keine Anzeichen von Verbrennungen. Ihm war nichts geschehen. Auch das Buch hatte keinen Schaden genommen.
    Von draußen wurde die Tür aufgestoßen, und Nicole stürmte ins »Zauberzimmer«. »Alles in Ordnung, Cherie?«, fragte sie besorgt. »Ich habe deinen Schrei gehört.«
    Zamorra nickte.
    Und der Foliant öffnete sich wieder an derselben Stelle wie zuvor…
    ***
    »Das ist ja toll!«, rief Juanita begeistert und schickte sich an, nach dem Ei zu greifen.
    »Nicht anfassen!«, hielt Manolo das Mädchen zurück.
    Er konnte selbst nicht sagen, was ihn dazu veranlasste. Von dem Ei konnte keine Gefahr ausgehen. Grübelnd stand er davor und betrachtete es wie einen lange verborgenen Schatz von ungeheurem Wert, der nur durch einen unglaublichen Zufall ans Tageslicht gekommen war. Es war nicht ganz weiß, wie er zunächst gedacht hatte, sondern mit dunklen Sprenkeln übersät. Es war viel zu groß, um von irgendeinem Vogel zu stammen, den er kannte.
    Manolo war zwischen seiner Neugier und der Furcht vor etwas Unbekanntem hin- und fiergerissen. Unsicher sah er sich um und beobachtete den Rand der Lichtung, bis sein Blick an einem aus dem Boden gebrochenen Felsen hängen blieb. Dahinter konnte sich jemand verstecken, ohne gesehen zu werden, und darauf lauern, über ihn herzufallen.
    Unsinn! Kein Tier verhielt sich so. Sein Instinkt hätte es geleitet, bei dem Ei zu bleiben und es zu beschützen. Offenbar war das Ei hier zurückgeblieben und vergessen worden. Wie lange es wohl schon im Gras liegen mochte?
    Manolo ging in die Hocke und streckte zaghaft eine Hand aus. Er fürchtete sich davor, es zu berühren, doch schließlich gab er sich einen Ruck und fasste es an.
    Mit einem Reflex zog er die Hand wieder zurück. Das Ei war warm. Wahrscheinlich steckte Leben darin.
    »Das gibt es doch nicht«, murmelte Manolo.
    »Was gibt es nicht, Padre?«, quengelte Juanita. »Wieso fasst du es an, wenn ich das nicht darf?«
    Eine berechtigte Frage, fand Manolo. Doch zunächst war wichtig, das Ei in Sicherheit zu bringen. Bestimmt war es schwer und ließ sich nicht ohne einen Karren transportieren. Er wollte es nicht zerstören. Wenn es ihm gelang, es ins Dorf in die Wärme eines Stalls zu bringen, würde das Tier darin vielleicht schlüpfen und ihn zu einem reichen Mann machen. Vielleicht konnte er Juanita
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