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0814 - Mister Amok

0814 - Mister Amok

Titel: 0814 - Mister Amok
Autoren: Jason Dark
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waren.
    Nicht bei ihnen, nicht mit den Lesters. Sam hatte schon Vorstellungen, wie er sein weiteres Leben führen würde. Die Konjunktur war gut, er hatte sich in der Firma hochgearbeitet, und er würde sich noch stärker reinhängen, um den beiden etwas zu bieten.
    Die Welt außerhalb des Wagens verwandelte sich in eine Hölle.
    Der Wind briste noch stärker auf, er war zu einem regelrechten Orkan geworden, er brauste in die Bäume hinein, er brachte Massen von Wasser mit, es war kaum noch etwas zu erkennen. Der Fahrer ahnte die Straße mehr, als dass er sie sah.
    Bisher hatte er noch alle Kurven bewältigt. Zudem kannte er die Strecke.
    Elf Meilen hatten sie hinter sich gebracht. Bei diesem Wetter ein guter Schnitt. Der Mustang fuhr weiter, glitt durch die sprudelnden Bäche, seine Reifen waren noch gut.
    Das Licht vorn wanderte. Es streifte an den Seiten entlang. Seine Helligkeit veränderte die dunkle Welt, sie gab ihr einen bleichen, gespensterhaften Glanz, als würden durch die Büsche zahlreiche Geister huschen, die nur darauf gewartet hatten, aus ihrem Erdreich zu steigen, um als helle Schatten die Welt zu beherrschen.
    Die engste Kurve lag noch vor ihnen. Zudem hatte die Straße genau dort ein gewisses Gefälle. Es erforderte schon das gesamte Können eines Fahrers, nicht von der Straße abzukommen, bei einer gewissen Geschwindigkeit jedenfalls. Ein Verkehrsschild warnte vor der Kurve. Auch jetzt nahm Sam Lester es wahr. Es kam ihm vor wie ein heller Blitz oder eine grelle Flamme, und er duckte sich unwillkürlich zusammen.
    Eine Rechtskurve zuerst. Anschließend musste er scharf nach links, und da kippte die Straße schon weg. Wenn er nicht Acht gab und das Steuer so schnell wie möglich wieder herumriss, konnte es ihm passieren, dass er geradeaus weiterfuhr.
    »Die Kurve, Sam…«
    »Keine Sorge, die packen wir. Ich kenne sie.«
    »Mein Gefühl.«
    »Ist okay.«
    Nein, das ist es nicht. Amy sprach den Satz nicht aus. Im letzten Augenblick hatte sie ihn verschluckt, denn sie wollte ihren Mann auf keinen Fall beunruhigen. Sicher fühlte sie sich nicht. Der Wagen bot es ihr nicht. Sie kam sich vor wie in einem Boot sitzend, das auf einem fremden Ozean schwamm.
    Sam nahm die Kurve. Der Mustang gehorchte. Das Heck blieb in der Spur, und der Fahrer nickte. Sogar ein Lächeln kantete seine Lippen. Es blieb auch, als er den Ford in die sich anschließende Linkskurve hineinzog. Da wirkte sein Gesichtsausdruck verbissen.
    Das Gefälle.
    Und dann wurde ihm die nasse Fahrbahn zum Verhängnis.
    Sam konnte auch nicht sagen, warum und wieso. Möglicherweise waren die Spurrillen auf der Fahrbahn besonders tief. Sie jagten hinein, er spürte einen Ruck, dann hörte er Amys leisen Schrei, und einen Augenblick später hatte auch er das Gefühl zu schweben.
    Es ist aus, dachte er, es ist aus. »Amy… die Kinder … es ist …«
    Seine Gedanken brachen ab.
    Der Wagen verließ die Straße, er fegte in die Dunkelheit hinein wie ein Geschoss. Aber er fiel nicht ins Leere, und Sam sah den Baumstamm wie eine gewaltige Säule vor sich auftauchen.
    Danach versank für ihn die Welt in einem mörderischen und tödlichen Chaos…
    ***
    Amy Lester hatte Sam keine Vorschriften machen wollen. Nicht dass sie den gehorsamen Frauen angehörte, sie war schon emanzipiert, aber sie traute sich nicht, ihm zu sagen, wie er zu fahren hatte. Sam musste selbst wissen, was er tat. Er war auch immer ein sicherer Fahrer gewesen, den so leicht nichts erschüttern konnte. Sie hatte ihm vertraut, tat dies auch jetzt, doch die eigene Angstkonnte sie kaum unterdrücken. Die war wie eine Klammer und ließ sich nicht abstreifen, obwohl Amy Lester dagegen ankämpfte, weil sie wusste, dass es auch nicht gut für die Kinder war.
    Sie hatte in ihrem Leben niemals Vorahnungen gehabt, doch in diesem Fall sah alles anders aus. Da hatte sie plötzlich das Gefühl, alles könnte noch schief gehen.
    Diese Nacht war schlimm. Sie bestand aus einer Aneinanderreihung von Horror-Stunden, die irgendwann böse enden würde.
    Trotz ihres Zustands hatte Amy mitbekommen, wie schwer es für Sam war, den Wagen in der Spur zu halten. Oft genug war er ins Schlingern geraten. Mehr als einmal hatte sie damit gerechnet, von der Straße abzukommen, was glücklicherweise nicht der Fall gewesen war.
    Dann tauchte die gefährlichste Kurve auf.
    Das Warnschild hatte Amy deutlich gesehen. In ihrer Vorstellungskraft hatte es sich sogar verändert. Für einen Moment hatte es in Flammen
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