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0814 - Der geheimnisvolle Engel

0814 - Der geheimnisvolle Engel

Titel: 0814 - Der geheimnisvolle Engel
Autoren: Christian Schwarz
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Mann mit einem schmierigen Grinsen und schloss den obersten Hemdknopf. »Trotzdem hätte ich heute auch ein Brett besteigen können. Es wäre aufs Selbe rausgekommen.«
    »Ja, entschuldige Schatz, du hast Recht. Aber ich bin heute einfach nicht richtig bei der Sache. Seit dieser… äh… andere Kunde direkt auf mir die Kurve gekratzt hat, bin ich immer noch leicht durcheinander. Das ist keine schöne Sache, kann ich dir sagen.«
    Der Mann schaute sie verblüfft an. »Wie meinst du das?«
    »Wie meine ich das wohl?«, blaffte Marion, knipste dann aber umgehend wieder ihr Geschäftslächeln an, obwohl sie den Typ da vor sich hätte erwürgen können. »Der Mann hat eine Herzattacke bekommen, während wir gerade am Rummachen waren.«
    »Ah ja.« Die Züge ihres Gegenübers erhellten sich, während sich seine lüsternen Blicke schon wieder auf Wanderschaft über ihren nackten Körper machten. »Das ist dir tatsächlich passiert? Ist ja der Hammer. So ein Trottel aber auch. Wenn er so ’ne schwache Pumpe hat, dann soll er’s doch lassen.« Er grinste wieder, noch schmutziger als zuvor. »Dem tut jetzt sowieso nichts mehr weh. Aber ich könnte schon wieder. Bei mir bräuchtest du keine Angst zu haben, dass ich tot von dir falle. Obwohl das genau der Tod wäre, den ich mir wünsche.« Er kniff ein Auge zu und kam sich dabei wohl wahnsinnig komisch vor.
    Hau endlich ab!, dachte Marion, brachte es aber noch fertig, ihm ein albernes Kichern zu schenken. Trotzdem stieg langsam blanke Mordlust in ihr hoch. Sie verspürte den starken Drang, sich eines der langen Fleischmesser aus der Küche zu holen und den Kerl einfach abzuschlachten. Auf ihn einzustechen. Wieder und immer wieder, bis Ströme von Blut durchs Zimmer flossen…
    Verwirrt schaute Marion auf. Was hatte sie da eben gedacht? An Mord?
    Sie schüttelte den Kopf und bugsierte ihren Freier per hastig hin gehauchtem Wangenküsschen vor die Tür. Bleib, wo der Pfeffer wächst, du alter Sack!, schoss es ihr durch den Kopf. Sie atmete erst einmal tief durch. Danach ging sie ins Bad und wusch sich gründlich.
    Was ist nur mit mir los?, dachte sie fast panisch. Dieser Mordgedanke eben, er hat sich so gut angefühlt, so richtig. Das bin doch nicht ich…
    Ihre Verwirrung stieg noch, während sie in den Spiegel blickte. Das hübsche, aparte Gesicht mit den lustigen Sommersprossen, das so süß lächeln konnte, gehörte momentan der Vergangenheit an. Jetzt dominierten müde, fast fiebrig glänzende Augen mit tiefen schwarzen Ringen darunter, die selbst mit der dicksten Schminkschicht nicht mehr wegzubekommen waren.
    Sie war jetzt zweiundzwanzig und arbeitete bereits seit fünf Jahren im ältesten Gewerbe der Welt. Aber nicht etwa des Geldes wegen, sondern weil sie diesen Job ganz einfach liebte. Denn sie war leicht nymphoman veranlagt. Und sie fühlte sich zu älteren Männern hingezogen. Vielleicht deswegen, weil sie ohne Vater aufgewachsen war?
    Egal. Marion hatte sich immer für obercool gehalten. Seit vor fünf Tagen der Mann direkt auf ihr ins Jenseits abgedampft war, wusste sie, dass sie es nicht war. Ihr inneres Auge spulte seither immer und immer wieder den gleichen Film ab:
    Der ältere Mann tritt ins Zimmer. Er hat Jeans und Hemd an, ist schüchtern und redet Deutsch mit Akzent. Ein Ausländer. Sie werden sich schnell einig. Der Mann zieht sich aus. Er hängt das große, fein gearbeitete Goldkreuz, das er vor der Brust hängen hat, ab und schiebt es unter seine Kleidung. Gerade so, als solle der daran hängende Erlöser nichts von seinem Tun mitbekommen. Ist der Mann ein Priester oder so etwas in der Art?
    Wahrscheinlich. Denn er hat kaum Erfahrung, sie muss ihn noch viel mehr lenken, als sie es mit ihren anderen Kunden tut. Plötzlich verkrampft sich sein Körper in einer ganz und, gar ungewohnten Weise. Der Mann röchelt schrecklich und verdreht die Augen. Sein Kopf sinkt auf ihre Brust. Er bewegt sich nicht mehr.
    Schreiend stößt sie ihn von sich, als sie merkt, was passiert ist. Baumelnde Arme, offene Augen… Sie ruft die Polizei und muss danach kurze Zeit psychologisch behandelt werden. Immer wieder sieht sie die gebrochenen Augen, die sie wie anklagend anstarren…
    Marion schüttelte sich. Schweiß glänzte plötzlich auf ihrer Stirn. Sie fühlte sich müde und hätte sich gerne etwas aufs Ohr gelegt. Aber sie fürchtete sich vor dem Einschlafen.
    Denn dann kamen die Albträume wieder. Die furchtbare Flammenfratze, der Mönch mit dem Spiegel, der
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