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081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz
Autoren: Frank deLorca
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dürfen Sie nicht. Es ist nichts an dem, was Monsieur Douglas behauptet. Er ist ein Träumer. Alles Quatsch.«
    Erregt sprang die alte Dame auf, als wolle sie sich auf uns stürzen...
    ***
    Auf dem Flur begegneten wir den Trägern, die einen Zinksarg mit den sterblichen Überresten des Victor Babeuf vorbeitrugen. Einer der Männer rauchte eine Zigarette. Sie klebte ihm im Mundwinkel. Er hielt ein wenig den Kopf schief, damit ihm der Qualm nicht in die Augen stieg.
    Wir verließen den Schankraum.
    Es brannte kein Lacht. Nur der Schein einer Straßenlaterne fiel durch die Fenster auf Tische und Bänke. Es roch nach schalem Bier. Kalter Tabakdunst lag in der Luft.
    Wir verließen das Haus.
    Der Kommissar winkte mir stumm, vorauszugehen. Sein Gesicht war merkwürdig gespannt. Einmal blieb er stehen und lauschte auf das Gemurmel, das aus einem Zimmer im Erdgeschoß drang. Madame Clouet hatte sich einfach in einem der leeren Gästezimmer einquartiert, weil sie ihr eigenes Zimmer nicht benutzen konnte. Es war versiegelt worden.
    »Die alte Hexe versucht, uns etwas anzuhängen«, murmelte Breton.
    Ich schaute ihn überrascht an.
    »Sie haben vorhin behauptet, Sie glauben nicht an derlei Dinge. Warum machen Sie sich also Gedanken?«
    »Ich habe die alte Dame in Sicherheit wiegen wollen«, bekannte Breton, der immer noch seinen Trenchcoat trug.
    »Sie sind bekehrt?«
    »Ich war – bis zu einem gewissen Grade – immer Ihrer Meinung, Monsieur Douglas«, versicherte der Polizist. »Abgesehen von dem Mord an dem Harki, der aufgeklärt ist, habe ich nicht die vielen Ungereimtheiten übersehen, die sich bei meinen Nachforschungen ergaben. Diese Serie von Selbstmorden in der Familie Clouet ließ auch mich stutzig werden.«
    »Gleich wissen wir mehr«, atmete ich auf.
    Unerwartet hatte ich einen neuen Bundesgenossen. Bislang hatte ich keine guten Erfahrungen mit meinen Verbündeten gemacht.
    Breton stieg als erster in die Grube. Er klopfte auf den Boden. Es klang hohl. Diese Entdeckung versetzte mich in Erregung. Ich schien mich auf der richtigen Spur zu befinden. Mit Feuereifer machte ich mich, an die Arbeit. Ich hackte wild darauflos, hob die Spitzhacke über den Kopf und ließ sie mit aller Kraft heruntersausen. Sie fraß sich in Mörtel und Zement des Fundamentes.
    Breton stand daneben, leuchtete mir mit der Taschenlampe, die ich zurückgelassen hatte, und wartete ungeduldig auf erste Ergebnisse.
    Nach einer halben Stunde hatte ich es geschafft.
    Die Spitze der Hacke brach durch, sackte ins Leere. Ich erweiterte das Loch, das jetzt groß war wie ein Handteller.
    Der Kommissar bat mich, zur Seite zu gehen.
    Er kniete nieder und leuchtete in die Dunkelheit. Dann stieß er einen leisen Pfiff aus.
    »Unglaublich«, murmelte der Beamte. »Der Boden muß eine ganz bestimmte Zusammensetzung haben, um dermaßen konservierend zu wirken. Wahrscheinlich gibt es radioaktive Strahlenquellen unter der Erde: Sie ist ganz frisch.«
    »Lassen Sie mich sehen«, bat ich.
    Breton machte mir Platz.
    Zitternd vor Erregung kniete ich nieder.
    Das Gemurmel über unseren Köpfen schwoll zum Orkan. Ich hörte hysterisches Kreischen, Fauchen und Wimmern.
    Vorsichtig brachte ich mein Gesicht über die Lücke. Ich ließ mich durch die Beschwörungen der alten Hexe Clouet nicht ablenken. Ich war viel zu neugierig auf das, was sich meinen schreckgeweiteten Augen bieten würde.
    Mir war, als wehe mir eiskalter Wind entgegen, als ich mein erhitztes Gesicht über die Gruft brachte, die ich freigelegt hatte.
    Ich sah Fatima.
    Sie lag in merkwürdig verrenkter Haltung da und drehte mir den Rücken zu. Ich erkannte schulterlanges schwarzes Haar. Eine Hand krallte sich in den Stein. Die Wände waren mit Symbolen und Schriftzeichen der arabischen Sprache beschrieben. Fatima mußte ihr eigenes Blut benutzt haben.
    Ich hielt den Atem an.
    Die Kleider der Orientalin waren wie frischgewaschen. Nichts deutete auf Verwesung hin. Die Haut sah aus, als würde sie durchblutet.
    Der Schuft Pierre Clouet mußte seine Geliebte lebend eingemauert haben. Er hatte sie elend sterben lassen. Es bedurfte nicht einer üppigen Phantasie, um sich auszumalen, was Fatima durchgemacht hatte, ehe der Tod sie erlöst hatte.
    Bei diesem Gedanken mußte ich lächeln. Ich war unwillkürlich in eine Denkschablone verfallen.
    Der Tod hatte die Orientalin nie erlöst. Er hatte ihre physische Existenz vernichtet. Das war alles. Und was Fatima immer angestellt hatte, um sich rächen zu können –
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