Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz
Autoren: Frank deLorca
Vom Netzwerk:
arabischen Welt«, erläuterte Armand Clouet lächelnd. »Jetzt kennen wir endlich den Namen der Person, die unser Leben vergiftet und bedroht: Fatima. Ihr Name war eingraviert. Ist das nicht immerhin ein Fortschritt? Mich bedroht nicht mehr eine unbekannte Macht, die mich für etwas büßen läßt, was ich nicht verantworten kann. Was ich nicht mehr ändern kann. Sondern mir steht ein – zugegeben – hübsches Weib gegenüber. Oder wenigstens das, was nach Jahrhunderten von ihr übrig sein mag. Fatima! Ihr hättet sie sehen sollen. Ich verstehe Pierre besser als je zuvor. Das Mädchen war eine Sünde wert.«
    »Ich denke, du interessierst dich eher für lebende Schönheiten?« spottete Claire Clouet. »Etwa für Blanche, die Tochter des Bürgermeisters?«
    Armand Clouet seufzte.
    »Ich mag nicht mehr daran denken«, sagte er tonlos. »Es war verrückt, mir in dieser Hinsicht Freiheiten zu erlauben; Ich bin ein Gezeichneter, einer, der geboren wird, um zu sterben. An seinem dreißigsten Geburtstag. Ich bin ein Verfluchter. Ich habe kein Recht, an ein normales Leben zu denken. Ich habe es auch nie getan. Aber ich bin auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut. Ich erliege Anfechtungen. Blanche war eine solche Versuchung. Gut, daß ich mich zurückgehalten habe.«
    »Es hätte wenig Zweck gehabt«, bestätigte Claire Clouet.
    Der Hinkende schüttelte betrübt den massigen Schädel. Er beteiligte sich niemals an irgendwelchen Gesprächen.
    Plötzlich drehte er sich um und ging davon.
    Später konnte ich ihn beobachten, wie er unter dem Fenster, im Schatten der Garage, seine verdammte Grube aushob, von der ich gerne gewußt hätte, für wen sie bestimmt war.
    »Entschuldigen Sie die Störung. Sie sind unser Gast. Ich wollte Sie nicht beunruhigen. Ich freue mich, daß Sie den Mut gehabt haben, hier Quartier zu nehmen. Sie sind der erste seit Monaten. Wir leben praktisch von Durchreisenden, die zu kurz in Bouillon Station machen, um sich alle Schauermärchen über das Hotel de la Semois anzuhören«, meinte Armand.
    Wieder lächelte er verbindlich. Aber seine Augen waren nicht beteiligt. Diese Melancholie, diese Trauer, dieses Wissen um ein unabwendbares Schicksal, das sich in seinen Augen spiegelte, hatte ich zuvor nur auf den Gemälden der großen Meister gefunden.
    Gutmütig, wie ich nun einmal bin, verspürte ich den dringenden Wunsch, Armand Clouet zu helfen. Ihn nicht kampflos seinem Schicksal zu überlassen.
    Gleichzeitig warnte mich eine innere Stimme vor dem Abgrund, an dessen Rand ich getreten war. Ein Blick in die Tiefe – und ich war verloren. Jeder Nerv in mir revoltierte bei dem Entschluß, mich um diesen Verlorenen zu kümmern, mich hinabziehen zu lassen in einen unbekannten Strudel.
    Ich konnte aber meinem Schicksal im Grunde ebensowenig ausweichen wie Armand Clouet. Für mich hing ein gnädiger Schleier über zukünftige Ereignisse. Ich durfte hoffen. Ich konnte auf eigene Kraft und Stärke bauen, auf den Beistand irgendeiner göttlichen Macht. Das erleichterte mir mein Vorhaben.
    Armand Clouet dagegen schritt offenen Auges in das Verderben.
    »Wir könnten ihn anketten. Bei ihm wachen, bis die schicksalhafte Stunde vorbei ist. Der nächste Tag schon kann den Bann brechen«, stieß ich hervor. »Wir müssen nur verhindern, daß Armand Hand an sich legt – in den kommenden vierundzwanzig Stunden, zum vorherbestimmten Zeitpunkt, den Sie besser kennen als ich.«
    Der junge Mann schaute mich bewegt an.
    »Ich schätze Ihre Anteilnahme, Mr. Douglas«, sagte er. »Sie dürfen nicht glauben, daß sich die Clouets wie willige Lämmer zur Schlachtbank führen ließen. Wir haben alles versucht. Kein Rezept hat Erfolg gebracht. Mein Großvater wurde mit eisernen Zwingen an seinem Stuhl festgeschraubt, als es soweit war. Drei Personen hielten sich bei ihm auf. Und genau um Mitternacht gaben ihn die Fesseln frei. Sie zersprangen wie Glas und vermochten ihn nicht zu halten. Der Besessene erhielt übernatürliche Kräfte. Niemand konnte ihn daran hindern, das Gewehr von der Wand zu reißen und sich selbst den Tod zu geben.«
    »Ich sehe hier keine Schußwaffe«, erwiderte ich.
    »Ich werde es schon schaffen«, versprach Armand Clouet mit einer unfaßbaren Gewißheit.
    »Uns bleiben immerhin eine Nacht und ein Tag, bis es soweit ist«, erklärte ich mit fester Stimme. »Was in meiner Macht steht, werde ich tun. Wir leben im zwanzigsten Jahrhundert. Ich werde Hilfe holen. Einen Psychologen, einen Priester. Es muß doch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher