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0809 - Das Schlangenkreuz

0809 - Das Schlangenkreuz

Titel: 0809 - Das Schlangenkreuz
Autoren: Jason Dark
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Gestalten eines Mannes und einer Frau hervor. Beide steckten in diesem Gefäß, als sollten sie gekocht werden. Von den Seiten her stachen grüne Teufel mit glühenden Dreizacks auf sie ein.
    »Wie weit noch?«
    »Wir sind gleich da.«
    Ich hatte die Antwort als gezischtes Flüstern gehört, und es war mir auch die Sicherheit in der Stimme nicht entgangen. Der Typ hatte wieder Hoffnung geschöpft, das gefiel mir weniger.
    Allerdings enthielt ich mich eines weiteren Kommentars und ließ ihn gehen.
    Er umrundete den Kessel mit den beiden Menschen und folgte dem Schienenstrang in die Tiefe. Immer begleitet vom Schein der Lampe, die zwar Helligkeit abstrahlte, die Atmosphäre aber noch unheimlicher gestaltete, denn dieses Wechselspiel zwischen Licht und Schatten erinnerte mich an ein lautloses Gewitter, wo der Donner zurückgehalten wurde.
    Still war es auch hier. Tiere hatten in die alte Bahn eindringen können. Überall kratzte und schabte es, nur waren die Geräusche normal. Ich hatte mich daran gewöhnt.
    Es ging zwar nach unten, trotzdem ließ es sich noch gut laufen.
    Der Boden war nicht zu glatt. An einigen Stellen sogar aufgeraut, als wäre dort hineingehackt worden.
    Morsche und feuchte Holzwände waren ein Kletterparadies für Kleingetier geworden. Harmloses Zeug, andere Dinge waren schlimmer. Je tiefer wir kamen, umso schlechter wurde die Luft. Es lag nicht nur an der natürlichen Umgebung, ich merkte auch, wie sie sich verändert hatte. Sie lag wie Blei auf meiner Zunge, und schmeckte widerlich. Ich suchte nach einem Ausdruck, fand ihn aber nicht. Vielleicht war er auch höllisch zu nennen, wer konnte das schon sagen?
    Dem Mann mit dem Pferdeschwanz ging es nicht gut. Er spielte mir kein Theater vor, als er sich an der Wand abstützte, denn wenn er sein Gewicht falsch verlagerte, knickte er immer wieder ein und kam nur mit Mühe in die normale Position zurück.
    Er atmete schwer. Das Keuchen vermischte sich oft genug mit Speichel, der aus seinem Mund strömte, und manchmal stieß er auch einen Fluch aus, der wahrscheinlich mir gelten sollte.
    Die Schienen waren längst verrostet. Das Zeug lag wie eine braune Schicht auf den beiden Metallstreifen. Hin und wieder schauten aus der Mitte Bremsklötze oder Bretter hervor. Sie hatten die Wagen bei Gefahr gestoppt.
    Ich strahlte so weit vor wie möglich. Der Lichtschein fand seinen Weg, und ich erkannte, dass sich der Schienenstrang in eine Linkskurve legte.
    Wahrscheinlich befand sich dort das Ziel, das noch von einer wabernden Finsternis verdeckt wurde.
    »Wie heißen Sie eigentlich?«, fragte ich den Kerl vor mir.
    Er lachte. »Hast du keine anderen Sorgen?«
    »Im Moment nicht.«
    »Das wird sich ändern. Du kannst mich Death nennen, denn ich werde dein Tod sein.«
    »Reizend, Death.«
    Er drehte sich um. Sein Gesicht schien über dem Hals als bleiche, schweißtreibende Fläche zu schweben. Die Augen wirkten bösartig und gemein. Aus ihren Blicken sprach die Verachtung, die er dieser Welt gegenüber empfand. Ein Mann wie er befand sich bereits auf dem freiwilligen Weg in die Hölle.
    »Geh weiter!«
    »Kannst du es nicht erwarten?« Er leckte sich die Lippen. »Du weißt gar nichts, sonst würdest du verschwinden.«
    »Keine Sorge, ich finde mich zurecht.«
    »Crowley, wie?«
    »Auch.«
    Seine Augen glänzten stärker. Die Wut darin verschwand. »Er ist der Größte, der Allergrößte, das kann ich dir sagen. Er ist derjenige, den ihr…«
    Da er schwieg, fragte ich weiter. »Was ist mit ihm? Was haben wir mit ihm gemacht?«
    »Ihr hättet auf ihn hören sollen.«
    »Vielleicht. Aber zu viele Menschen haben bereits auf die falschen Propheten gehört. Ich möchte mich nicht zu ihnen zählen. Und jetzt setz deinen Weg fort.«
    »Ja, ja, schon gut, keine Panik.«
    Er drehte sich wieder um. Wir hatten die Kurve beinahe erreicht.
    Ich konnte es riskieren, einen Blick zurückzuwerfen. Hinter mir waberte die Dunkelheit, die sich durch meinen Lichtstrahl erhellte.
    Wie ich es schon gedacht oder erhofft hatte, einen Verfolger sah ich nicht.
    Plötzlich dachte ich daran, dass wir etwas abgemacht hatten. Ich hatte mich daran nicht gehalten. Ich hätte schießen sollen, um Suko und Crane Bescheid zu geben, dass mir ein Erfolg gelungen war. In der Aufregung hatte ich daran nicht gedacht. Jetzt war es zu spät.
    Zwar hätten sie den Schuss sicherlich gehört, doch es wäre für sie schwer gewesen, mich zu finden.
    Der Pferdeschwanz bewegte sich humpelnd weiter der Linkskurve
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