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0809 - Das Schlangenkreuz

0809 - Das Schlangenkreuz

Titel: 0809 - Das Schlangenkreuz
Autoren: Jason Dark
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war nicht einmal der Kopf zu sehen. Da näherte sich ein ziemlich kleiner Mensch.
    Crane ließ ihn kommen. Der Pater störte ihn nicht. Er hörte den Mann nicht einmal atmen.
    Plötzlich befand sich der andere auf gleicher Höhe.
    Crane schnellte hoch.
    Der Unbekannte bemerkte ihn erst jetzt. Aus seinem Mund löste sich ein überraschter Schrei. Er klang wie der einer Frau, doch es war keine Frau, die Crane beinahe niedergeschlagen hätte, sondern ein Junge. Er hatte sich geduckt, starrte in die Höhe und hatte beide Arme angewinkelt und sie so schützend vor sein Gesicht gelegt.
    Der G-Man schlug nicht zu. Seine rechte Hand sank wieder langsam nach unten. Dieses zitternde Etwas vor ihm hatte Angst genug, und er fragte sich, was dieses dunkelhäutige Kind hier zu suchen hatte.
    Pater Domingo kam zu ihnen. Als er den Jungen sah, zeigte sich Erstaunen und Schreck in seinem Blick. »Himmel, Mario, was machst du denn hier? Warum bist du hier?«
    Crane schaute nach rechts. »Sie kennen den Jungen?«
    »Und ob. Ich kenne ihn sogar gut. Es ist… es ist«, der Pater holte Luft. »Das ist Mario Johnson. Er und seine Eltern leben auf einem Hausboot. Sie gehören zu meiner Gemeinde.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht erklären, was er um diese Zeit hier auf dem Rummelplatz zu suchen hat.«
    »Das werden wir sicher von ihm selbst erfahren«, sagte Crane, der sich duckte, um mit dem Jungen auf gleicher Höhe zu sein. »Okay, du bist in Sicherheit. Was hast du hier verloren?«
    Mario suchte den Blick des Geistlichen. Erst als der Pater nickte, begann er zu sprechen. »Ich habe das Böse gesehen!«, stieß er hastig hervor. »Ich habe es verfolgt…«
    »Das Böse – wieso?«
    »Sie, Pater, haben immer davon gepredigt, dass im Paradies die Schlange den Apfel gereicht hat. Und diese Schlange sah ich. Sie… sie kam aus einem Kreuz, und sie …«
    Domingo war bleich geworden. Auch der G-Man spürte den Schauer der Kälte über seinen Rücken rinnen. Was der Junge da gesagt hatte, passte haargenau in ihre Rechnung hinein, denn es war der Pater gewesen, den die Schlange zuerst angegriffen hatte.
    »Wo war sie, Mario?«
    »Auf unserem Schiff.«
    »Und dann?«
    »Tötete sie Marsha.« Nach diesen Worten fing er an zu weinen.
    Ein wahrer Tränenstrom brach aus ihm hervor. Der Pater drückte ihn an sich und versuchteihn zu trösten. Er sprach flüsternd und beruhigend auf ihn ein, immer wieder redete er, während der G-Man daneben stand und die Welt nicht mehr begriff. Glücklicherweise schaffte Domingo es, den Jungen so weit zu beruhigen, dass er relativ normal erzählen konnte.
    Was die beiden Männer nun zu hören bekamen, ließ ihnen die Haare zu Berge stehen und Schauer der Furcht über die Körper rinnen. Erst jetzt fiel dem Pater ein, welch großes Glück er doch gehabt hatte, dass die Schlange nur in seine Hand gebissen hatte. Es hätte ihm auch ergehen können wie Marsha Blanc.
    Selbst Crane hatte Mühe, seine Gefühle auszuschalten, aber er musste realistisch sein und stellte weitere Fragen. »Jetzt mal in aller Ruhe, wenn es geht, Junge, du hast also eine Schlange gesehen…«
    »Mit einem Kreuz.«
    »Okay. Und sie hat sich weiterbewegt.«
    »Ja.« Er nickte.
    »Du hast sie verfolgt?«
    Wieder das Nicken.
    »Wie weit?«
    »Bis hierher. Bis auf den Rummelplatz.« Er zog die Nase hoch und drehte sich um. »Sie müsste eigentlich noch hier sein. Ich weiß auch nicht, warum ich ihr nachgelaufen bin, aber ich habe sie gehasst. Sie hat Marsha getötet.«
    »Hast du sie gemocht?«
    »Sehr.«
    Der G-Man richtete sich wieder auf. Mit einem Wink gab er dem Pater zu verstehen, dass er sich um den Jungen kümmern sollte.
    Dann strich er sein Haar zurück. Es war eine seiner typischen Bewegungen, die er immer dann ausführte, wenn er sich zu etwas entschlossen hatte oder er eine gewisse Gefahr spürte. »Wann hast du sie denn zum letzten Mal gesehen?«, fragte er den Jungen.
    Marios Hand zeichnete sprunghaft schlängelnde Bewegungen nach. »So hatsie sich bewegt. Wie ein Frosch. Sie ist schon auf dem Rummelplatz.« Er deutete nach rechts. »Hier irgendwo muss sie entlanggewischt sein. Habt ihr sie nicht…«
    »Nein, leider nicht.«
    Mario drängte sich an den Pater. »Sie ist noch hier. Man kann sie hören, wenn es still ist.«
    Beide Männer verstanden die Anspielung und hielten den Mund.
    Es breitete sich eine andere Stille aus als die übliche. Sie war irgendwie beklemmend und schien ihre Körper zusammenzudrücken. Die
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