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0805 - Krallenhand

0805 - Krallenhand

Titel: 0805 - Krallenhand
Autoren: Jason Dark
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musste ein Gegenstand, eine Person sein, die sich dort verborgen hielt und von mir noch nicht entdeckt worden war.
    Kein Laut war zu hören.
    Ich wollte meine Waffe ziehen, als sich etwas aus dem Halbdunkel löste. Ein kindliches, aber hässlich klingendes Kichern schwang mir entgegen. Einen Moment später bekam ich vor Staunen und Überraschung große Augen, denn was sich da neben dem Schrank gelöst hatte, war ein kleines Wesen, ja, ein Kind.
    Fiona Finley hatte am Strand ein totes Kind gesehen.
    Und jetzt stand es vor mir!
    ***
    Glenda Perkins wunderte sich selbst über die keuchenden Laute, die sie produzierte. Immer wieder riss sie den Mund auf und schnappte nach Luft. Sie wollte endlich durchatmen, denn noch immer hatte sie den Eindruck, als würde ihr Hals von einem Kranz aus Stacheldraht malträtiert, dessen Spitzen bereits zahlreiche Wunden gerissen hatten.
    Bei jedem Luftholen schmerzte ihre Brust. Das Herz schlug schneller, es pumpte, es arbeitete, und sie hatte große Mühe, sich wieder zurechtzufinden. Es fiel ihr zudem schwer, einen klaren Gedanken zu fassen und über das nachzudenken, was in der Vergangenheit geschehen war.
    Fest stand, dass sie sich nicht mehr dort befand, wo man sie überwältigt hatte. Sie umgab eine fremde Umgebung, womit sie nicht behaupten wollte, dass ihr die andere Umgebung weniger fremd gewesen wäre, aber diese hier kannte sie gar nicht.
    Bei ihren ersten Eindrücken hatte Glenda sie schlichtweg als steril empfunden und zunächst daran geglaubt, sich in einem Krankenzimmer zu befinden. Wahrscheinlich deshalb, weil auch hier die Wände weiß waren. Merkwürdigerweise war das Zimmer leer.
    Keine Möbel waren auch im nächsten Zimmer. Die Tür stand offen, und Glenda hatte hineinschauen können.
    Keine Möbel!
    Nur diese weiße Leere. – Glenda fielen die abgenagten weißen Knochen ein…
    Sie fröstelte. Ein ähnliches Gefühl durchzog auch ihr Inneres. Der Hals schmerzte, und sie konzentrierte sich genau darauf.
    Ihr fiel ein, wer sie überwältigt hatte. Letztendlich war es nicht der Mann gewesen, sondern ein Kind.
    Tot? Untot? Ein Zombie-Balg? Oder möglicherweise eine Puppe, die lebte?
    Dieses Wesen jedenfalls hatte schreckliche Hände gehabt. Zwar Finger, doch bei ihnen stimmte mehr der Vergleich mit scharfen, spitzen Krallen, die auch ihre Haut nicht verschont und kleine Wunden hinterlassen hatten. Glenda tastete ihren Hals noch einmal ab. Einige Wunden waren feucht, auf anderen hatte sich bereits eine Kruste gebildet.
    Bei ihrem Erwachen hatte sie sich auf dem aus Brettern und Bohlen bestehenden Fußboden wiedergefunden. Sie war dann zu einer Wand gekrochen, hatte sich aufgerichtet und lehnte nun an dem Holz, das ihr eine gewisse Sicherheit gab.
    Es hätte ihr den Umständen entsprechend schlechter gehen können, und so musste sie zufrieden sein, dass sie noch lebte. Wie kam sie hierher? Wer hatte sie gebracht!
    Das Kind etwa?
    Daran wollte sie nicht glauben. Glenda nahm an, dass dieses fürchterliche Wesen Helfer hatte, und zwar das Ehepaar Hurt.
    Sie war reingelegt worden, und sie war sicherlich nicht die Einzige gewesen.
    Fiona Finley!
    Siedend heiß fiel ihr der Name der Freundin und Kollegin ein. Ihretwegen war sie überhaupt nach Harrings-on-sea gekommen. Bisher hatte sie von Fiona noch keine Spur entdeckt.
    Da war etwas faul.
    Verdammt faul sogar…
    Plötzlich durchzog sie das Gefühl der Furcht. Wobei es nicht so sehr um Glenda persönlich ging, sie dachte auch an Fiona, und sie konnte sich vorstellen; dass etwas Schreckliches mit ihr geschehen war.
    Für einen Moment schloss sie die Augen. Sie wollte diese weißen Wände, den Boden und auch die Decke nicht mehr sehen. Es erinnerte sie alles zu sehr an einen bleichen Tod, aber sie musste zugeben, dass sie sich dem nicht entziehen konnte.
    Glenda gehörte nicht zu den ängstlichen Frauen. Sie stand mit beiden Beinen mitten im Leben, und sie verstand es auch, ihre Ängste zu rationalisieren, in verschiedene Bahnen zu lenken, denn so etwas half gegen eine aufsteigende Panik.
    Sie überlegte, was sie tun würde, wenn jemand kam. Die Antwort war deshalb so einfach, weil sie auf der Hand lag.
    Flucht!
    Raus aus diesem verdammten Haus, in dem sie nur die Kälte des Todes erwartete.
    Deshalb stand sie auf.
    Fenster gab es genug, Türen ebenfalls. Sie lief auf das nächstliegende Fenster zu, hatte dabei doch etwas Schwierigkeiten mit dem Kreislauf, denn sie hatte das Gefühl, über eine nach rechts gekippte, schräge
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