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0805 - Der Echsenvampir

0805 - Der Echsenvampir

Titel: 0805 - Der Echsenvampir
Autoren: Christian Montillon
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Utensilien absah, die sich immer hier befanden. Nur eine menschlich aussehende Gestalt befand sich hier.
    Johanna.
    »Arthur«, sagte sie, und obwohl sie völlig emotionslos war und klang, als käme sie aus einem Grab, tat es unendlich gut, ihre Stimme zu hören. Denn was immer ihren Körper in Besitz genommen hatte oder wozu auch immer sie geworden war - die Kreatur sprach mit Johannas Stimme.
    »Du bist nicht Johanna«, sagte er, so kalt wie möglich, während all seine Entschlossenheit sich in ihm auflöste. »Ich werde…«
    »Sehe ich nicht aus wie Johanna? Ich bin alles, was dir von ihr geblieben ist.« Die Kreatur näherte sich ihm mit kleinen Schritten.
    »Geh weg von mir.« Arthur taumelte zurück, und er besann sich auf das, was er sich vorgenommen hatte. Wie zufällig näherte er sich der Druckerpresse.
    »Arthur«, wiederholte die Kreatur, die aussah wie Johanna.
    Er fasste in seine Tasche und drückte zu. Etwas von der Paste wurde aus dem schlauchförmigen Behälter gequetscht. Als er die Hand herauszog, war ihre Innenfläche damit beschmiert. Das genügte.
    Er musste nur eine winzige Menge der Paste auf das Druckersiegel aufbringen. In einer beiläufig anmutenden Bewegung gelang es ihm, das metallene Siegel am Druckstempel der Presse zu berühren. Als er die Hand wegzog, sah er zufrieden, dass das Metall verschmiert war.
    Dieser Teil war gelungen.
    Um nicht aufzufallen, wischte er seine Handinnenfläche an seiner Hose sauber.
    »Was tust du?«, fragte die Johanna-Kreatur, die sein Handeln offenbar genau verfolgte.
    Er musste rasch reagieren, bevor Johanna entdeckte, dass er eine Manipulation vorgenommen hatte. Die Konzentration auf die vor ihm liegende magische Praktik verlieh ihm die Kraft, das zu tun, was er tun musste, denn sie verschaffte ihm Ablenkung. Gab ihm etwas, auf das er seine Gedanken konzentrieren konnte.
    »Ich verschaffe dir Frieden«, antwortete er und sprang auf sie zu. In derselben Bewegung riss er einen Holzpflock hervor und stieß zu, den Widerstand durchdringend, den der Körper ihm bot.
    Er meinte, sein Herz müsse zerbrechen, als er sah, wie Johanna starb. Es ist nicht Johanna! Es ist eine dämonische Kreatur! Doch obwohl er das genau wusste, war ihm, als habe er eben seine Geliebte getötet. Und ein weiterer Teil von ihm starb gleichzeitig mit ihr.
    Ihr rechter Arm, den sie bisher unter einem Umhang verborgen hatte, kam zum Vorschein. Wieder vollzog sich der unheimliche Prozess der Auflösung.
    Die Schuppen verschwanden, und bald darauf zerfiel der Körper der Kreatur zu Staub.
    Arthur funktionierte wie eine Maschine. Jede menschliche Emotion war abgeschaltet. »Komm raus!«, schrie er, scheinbar panisch und in Wirklichkeit doch völlig ruhig.
    Die Tür zum Nebenraum wurde aufgestoßen. Der Echsenvampir stand darin. »Du hast es wirklich getan.« Er lachte. »Asmodis prophezeite es mir, doch ich wollte es nicht glauben.«
    »Bringen wir es zu Ende«, erwiderte Arthur nur. Er wollte nicht auf die Worte des Dämons eingehen.
    »Der Fürst hatte Recht. Es wäre schade gewesen, dich vor einer Woche schon zu vernichten. Deine Qual hat uns erheitert. Und heute bist du hierher gekommen, genau wie Asmodis es plante.«
    »Rede nicht.« Arthur hob den Pfahl, als wolle er damit den Dämon vernichten.
    Der Echsenvampir kam auf Arthur zu, der hinter die Druckerpresse zurückwich.
    »Wolltest du nicht kämpfen? Warum versteckst du dich nun?« Der Dämon machte einige Schritte und stand Arthur dann direkt gegenüber, nur durch die Druckerpresse von ihm getrennt. Der Balken, über den der Druck ausgeübt wurde, war hochgezogen. Es musste Arthur gelingen, den Kopf des Vampirs zwischen ihn und die Druckfläche zu bekommen.
    Damit er den Balken nach unten drücken konnte, wie um den Vampir zu zerquetschen. Danach war alles nur noch eine Frage des richtigen Schauspiels…
    ***
    »Ich verstecke mich nicht«, antwortete Arthur kalt. »Deine Zeit ist abgelaufen. Ich will den Kampf!«
    »Ich wusste es!«, schrie der Vampir. »Jetzt ist dein Ende gekommen!« Geifer troff an seinen langen Eckzähnen herab. War bislang nur sein Arm echsenhaft ausgebildet, setzte nun auch die Verwandlung des übrigen Körpers ein. Ein scheußliches Monstrum entstand, das seine spitzen Krallen gierig ausstreckte. Grünschuppig glänzende Arme reckten sich ihm entgegen.
    »Einer von uns wird diese Stätte nicht verlassen«, stimmte Arthur eiskalt zu, »doch ich werde überleben.« Er zog sich zurück, direkt hinter den
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