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0800 - Luzifers Höllenfestung

0800 - Luzifers Höllenfestung

Titel: 0800 - Luzifers Höllenfestung
Autoren: W.K. Giesa
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dauerte es eine Weile, bis sie seine Spur fand.
    Sie wob einen Zauber, um diese Spur nicht wieder zu verlieren. Danach war es nicht mehr so wichtig, seiner Aura zu folgen. Die Spur lenkte die Fürstin der Finsternis zu ihm.
    Er bewegte sich durch die Schwefelklüfte, als habe er schon immer hier gelebt. In gewisser Hinsicht war das nicht einmal so einfach von der Hand zu weisen. Die Spiegelwelt-Hölle unterschied sich von der richtigen nur in sehr wenigen Dingen. Einige der Dämonen waren vor Jahrhunderttausenden andere Wege gegangen, andere existierten hüben oder drüben schon längst nicht mehr.
    Was sich nicht unterschied, war die Umgebung. Die eine Hölle war ebenso wandelbar wie die andere. Es gab einige stabile Bereiche, und hier hatten sich die Fürsten und ihre Familien eingenistet; hier gab es auch die Thronsäle von Stygia und Calderone und das mächtige Gewölbe, in welchem hinter einer nahezu undurchdringlichen Flammenwand LUZIFER selbst regierte - oder auch nicht. Stygia und Calderone waren die bisher Einzigen, die sich ungerufen auf die andere Seite begeben hatten und lebend zurück kehrten. Für alle anderen, die es jemals versucht hatten, galt der spöttische Spruch: Gehe nicht zu deinem Fürst, damit du nicht erschlagen wirst. Nur wenn LUZIFER jemanden unmittelbar zu sich rief, hatte dieser eine Chance, den Bereich hinter der Flammenwand lebend wieder zu verlassen.
    Der letzte, dem eine Audienz beim Kaiser gewährt wurde, war Asmodis gewesen, als er noch Fürst der Finsternis war. Aber danach hatte Asmodis die Hölle verlassen, um seinen eigenen Weg zu gehen.
    Stygia verdrängte ihre Gedanken wieder. Sie musste wachsam sein, wenn sie Lucifuge Rofocale gegenübertrat. So ganz wusste sie nicht, wie sie ihn einordnen sollte. Er kam aus der Spiegelwelt, und denen von dort war nicht zu trauen.
    Sie bemerkte, dass sie sich ihm näherte. Jeden Moment konnte es so weit sein.
    Und dann…
    ***
    Lucifuge Rofocale!
    Fassungslos starrte Calderone ihn an. »Was zum Teufel…«, entfuhr es ihm.
    »Welch sinnige Bemerkung«, sagte der Erzdämon aus der Spiegelwelt spöttisch. »Etwas Besseres hätte auch mir nicht einfallen können.«
    Langsam, ganz langsam glitt Calderones Hand durch eine Falte unter die Kutte. Die Finger umschlossen den Griff einer dort verborgenen Waffe.
    Eine Pistole, die mit einer Spezialmunition geladen war. Magische Kugeln, die Dämonen töteten. Calderone selbst musste mittlerweile beim Laden der Waffe vorsichtig sein. Wenn er die Kugeln berührte, war das auch für ihn alles andere als gesund. Eine Berührung reichte aus, ihn zu schwächen. Er war mittlerweile selbst schon zu sehr Dämon geworden.
    Anfangs hatte er gehofft, seine menschliche Immunität gegen Weiße Magie mitnehmen zu können in die dämonische Existenz. Aber das war ihm nicht gelungen.
    Noch zog er die Waffe nicht hervor. Langsam, Schritt für Schritt, bewegte er sich auf Lucifuge Rofocale zu. Wenn er nicht hundertprozentig gewusst hätte, dass der eigentliche Herr der Hölle tot war und er selbst jetzt dessen Thron inne hatte, er hätte geglaubt, ihm gegenüber zu stehen. Aber das hier war sein Gegenstück aus der Spiegelwelt.
    »Was zum Teufel«, wiederholte Calderone frostig, »hast du hier zu suchen? Verschwinde wieder dorthin, von wo du gekommen bist, und störe meine Kreise nicht.«
    Der Dämon sah ihn durchdringend an. Seine Augen glühten gelblich. In düsterem Grün schimmerte seine nackte, teilweise behaarte Gestalt, und die Hörner, die aus seiner Stirn ragten, krümmten sich noch enger als bisher.
    »Eher bist du es, der meine Kreise stört«, sagte er mit seiner ultratiefen Bassstimme.
    »Du missbrauchst den Thron des Astaroth«, fuhr Calderone fort. »Ich befehle dir zu gehen.«
    »Was schert dich Astaroth?«, spöttelte Lucifuge Rofocale. »Bist du sein Rächer?«
    »Rächer? Soll das heißen, du hast ihn ermordet?«
    Der Erzdämon grinste wieder. »Nicht ganz. Es bedeutet, dass ich dich getötet habe.«
    Calderone atmete tief durch. Es stimmte also: Der Dämon war hier, um ihn zu töten! Aber was trieb ihn dazu? Welches Interesse konnte er haben, neben der Spiegelwelt auch diese zu beherrschen?
    Egal! Calderone begriff in diesem Moment, dass er wohl nie erfahren würde. Er musste schneller sein als Lucifuge Rofocale, musste ihn mit seiner Reaktion überraschen. Denn sonst würde der ihn umbringen!
    Der Herr der Hölle, der einmal ein Mensch gewesen war, handelte sofort. Er zog die Waffe unter seiner Kutte
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