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08

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Titel: 08
Autoren: Man stirbt nur zweimal
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Eiweiß."
    „Ich weiß. Aber ich kann nicht. Bei so etwas blockiere ich mental."
    „Brauchst du sie gegart?"
    „So ist es."
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    „Aber wir haben kein Feuer. Deshalb musst du sie roh essen."
    „Ja, aber ich kann nicht." Im Stillen dachte er: Ein schöner Überlebensexperte bin ich! Naja, was der Zuschauer nicht weiß, macht ihn nicht heiß.
    „Normalerweise hat mein Team das Essen für mich, und ich muss nichts selber machen. Dafür habe ich meine Leute."

    „Sieh mir zu, Con. Es ist ganz einfach." Sie griff ins Boot, nahm einen Fisch und biss geräuschvoll hinein. Mit großen Augen sah er zu, wie sie das Ding mit ihren kleinen, scharfen Zähnen zermalmte. Als sie fertig war, wischte sie sich einen kleinen Blutstropfen von der Wange. „Ah, köstlich. Siehst du?"
    Er lehnte sich über Bord und würgte. Na, das macht sicher einen tol en Eindruck, du Idiot!, dachte er, während er sich übergab.
    „Oje."
    „Bitte tu das nicht wieder", bat er.
    „Ich sehe Probleme auf uns zukommen."
    „Glaubst du wirklich?"
    „Ich komme wieder", sagte sie. Dann war sie erneut verschwunden.
    Er legte sich im Boot zurück und dachte darüber nach, was für ein Idiot er war.
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    Er musste eingenickt sein, denn ein leises Klopfen auf das Ruder weckte ihn.
    Er setzte sich auf und sah, dass es Ree war, die in der Hand etwas hielt, das aussah wie dicke Algen.
    „Wir nennen es Traveler's Grass", erklärte sie. „Es wächst in Salzwasser, aber es entzieht dir kein Wasser und füllt den Magen."
    „Naja, eigentlich bin ich kein Fan von Salat, aber du weißt ja, was man über den Teufel und die Fliegen sagt." „Nein."
    „Ist auch nicht wichtig", sagte er und nahm den Klumpen Algen entgegen.
    Vorsichtig steckte er etwas davon in den Mund, kaute und nahm noch einen Bissen.
    „Langsam", ermahnte sie ihn, „oder du musst dich wieder übergeben."
    „Nee, das will ich nicht", sagte er mit vollem Mund. Es schmeckte . . gar nicht mal so schlecht. Ein bisschen salzig vielleicht, aber sein Magen wehrte sich nicht, und das war das Wichtigste. Und je mehr er davon aß, desto mehr wollte er. Den Klumpen hatte er in weniger als einer Minute verschlungen.
    „Wow, danke, Ree! Jetzt fühle ich mich besser."
    „Ich bringe dir mehr. Ich komme wieder."
    „Du bist wohl kein Freund von langen Verabschiedungen, was?", rief er ihr hinterher.
    Eine Minute später war sie zurück und warf einen Arm voll Grünzeug ins Boot. „Wenn du noch mehr davon gegessen hast,
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    wirst du vielleicht anders über den Fisch denken. Du brauchst frisches Wasser."
    „Für so ein hübsches Mädchen", sagte er kauend, „kannst du ganz schön hartnäckig sein."

    „Und für so einen hilflosen Zweibeiner versuchst du bemerkenswert wenig, um dein Leben zu retten."
    „Überall auf der Welt gibt es Menschen, die keinen rohen Fisch essen."
    „Dumme Menschen. Und tote Menschen."
    „Ach, geh und beiß noch einem Fisch den Kopf ab."
    „Vielleicht werde ich das auch tun!"
    „Wer hält dich davon ab?", schrie er, immer noch kauend.
    „Niemand", fauchte sie zurück und verschwand erneut.
    Was ihm ganz recht war.
    Oder etwa doch nicht?
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    Ihr schlechtes Gewissen trieb Reanesta eine Stunde später wieder zum Boot zurück. Ja, er hatte sie mit seiner Hilflosigkeit und seinen dummen Vorurteilen geärgert, aber er war krank und in Lebensgefahr, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Es war falsch von ihr gewesen, beleidigt fortzuschwimmen.
    Deshalb glitt sie jetzt zu dem Boot, das zwar ein wenig abgetrieben war, aber nicht so weit, dass sie es nicht gefunden hätte, und klopfte höflich ans Ruder.
    Sein stoppeliges Gesicht erschien, und er lächelte, als er sie sah, wobei er diese seltsamen stumpfen Zähne zeigte, mit denen fast alle Zweibeiner ausgestattet waren. Vielleicht war das der Grund, warum er keinen rohen Fisch essen konnte. Es war ohnehin ein Wunder, dass sie überhaupt etwas mit diesen blöden Dingern essen konnten.
    „Ree! Du bist zurückgekommen!"
    „Ja. Ich bitte um Entschuldigung, dass ich mit dir gestritten habe. Du bist krank und dir deiner Unvernunft nicht bewusst."
    „Äh .. jetzt sollte ich wohl Danke sagen." Er blickte zu ihr herunter, und sie betrachtete seine dunklen Augen, die markanten Wangenknochen und die rotbraunen Bartstoppeln. Sein Haar war so dunkel wie seine Augen. Er sah, wie sie selber auch, ganz gewöhnlich aus, aber sie fand ihn trotzdem interessant.
    Er war der erste Zweibeiner, dem sie sich zu nähern gewagt hatte. Und sie
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