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0799 - Gefangen in Choquai

0799 - Gefangen in Choquai

Titel: 0799 - Gefangen in Choquai
Autoren: Andreas Balzer
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Tulis-Yon.«
    »Apropos«, mischte sich Gryf ein. »Würde mich nicht wundern, wenn diese wolfsköpfigen Biester unsere Ankunft längst bemerkt hätten. Wahrscheinlich bereiten sie für uns gerade einen warmen Empfang vor.«
    »Dann wollen wir sie nicht warten lassen«, sagte Chin-Li und zog ihren Blaster.
    »Nur nichts überstürzen«, warnte Nicole. »Wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier nicht alleine in den Krieg ziehen.«
    »Wie könnte ich das vergessen - bei so charmanten Verbündeten«, motzte Gryf. Lautlos öffnete der Silbermond-Druide die Beifahrertür und glitt hinaus in die Nacht. Nicole und Chin-Li folgten ihm, die Blaster im Anschlag. Gebückt näherten sie sich dem umzäunten Gelände. Sie kamen an unzähligen Vampirkriegern vorbei, die hinter Autos, Straßenlaternen oder Zäunen versteckt, fast mit der Dunkelheit verschmolzen.
    Doch Nicole gab sich trotzdem keinen Illusionen hin. Sie würden nicht den Vorteil eines Überraschungsangriffs haben. Kuang-shis Truppen wussten, dass sie kamen, und sie würden vorbereitet sein.
    Vor dem Tor hielten sie inne. Nicole glaubte, für einen Sekundenbruchteil in der Dunkelheit vor ihr gelbe Raubtieraugen aufblitzen zu sehen. Aber das konnte auch eine Sinnestäuschung sein.
    Nicole blickte sich nicht um, als sie neben sich das leichte Geraschel von Stoff hörte. Fast lautlos landete Jin Mei neben ihr auf dem Asphalt.
    »Meine Kinder haben ihre Stellungen bezogen. Wir sind bereit.«
    »Dann los!«, zischte Nicole.
    Und der Angriff begann.
    ***
    Choquai, zehn Jahre nach der Ankunft des Fremden
    Tsa Mo Ra trieb sein Pferd in vollem Galopp auf das Stadttor von Choquai zu.
    »Ist das alles, was du draufhast, Mensch? Dein Pferd ist langsamer als eine fußlahme Schnecke«, höhnte Wu Huan-Tiao, der mit seinem Rappen einige Meter vorausritt.
    Tsa Mo Ra lachte. »Freu dich nicht zu früh, Wu. Mein Pferd hält sich nur zurück, um dich nicht allzu sehr zu blamieren.«
    »Wirklich sehr rücksichtsvoll«, rief Wu, und gab seinem Rappen wild lachend die Sporen. »Lass mich nicht im Stich«, flüsterte Tsa Mo Ra seiner Stute zu, und tatsächlich verringerte sich ihr Abstand wieder.
    Der Hofzauberer fühlte sich prächtig. Seit Wus Friedensangebot hatte sich tatsächlich eine Art von Freundschaft zwischen ihnen entwickelt, die wohl beide nie für möglich gehalten hätten. Und in Momenten wie diesen gelang es ihm sogar manchmal, für ein paar Stunden seine Trauer um Shao Yu zu vergessen.
    »Gewonnen«, rief Wu lauthals, als er als erster das Stadttor erreichte. Einige Vampire sahen sich indigniert um, aber der pavianköpfige Hofzauberer beachtete sie gar nicht. »Du schuldest mir einen von deinen Zaubersprüchen.«
    »Von wegen! Ich habe genau gesehen, wie du deinem Klepper ein Pülverchen aus deinem Zauberbeutel auf den Zuckerwürfel gestreut hast.«
    »Das hast du bemerkt?« Wu wirkte kein bisschen verlegen. Er grinste lausbübisch. »Wir sind Zauberer. Warum sollten wir uns bei einem Wettkampf auf die Natur verlassen?«
    Während sie nebeneinander die Hauptstraße entlang ritten, ließ Tsa Mo Ra seine Gedanken schweifen. Er dachte an den Wang Youwei, den fetten, fast erblindeten Beamten aus Wuchang, der vor einigen Wochen in seinem Haus zu Gast gewesen war. Bis heute wusste niemand, wohin er verschwunden war und wie er aus Choquai hatte entkommen können. Wo immer du bist, ich hoffe, deine Götter haben dir ein gnädiges Schicksal zugedacht, mein Freund, dachte Tsa Mo Ra, als etwas seine Aufmerksamkeit erregte.
    Es war ein älterer Chinese, der am Straßenrand stand und ihn anstarrte. Er trug die safrangelbe Kutte eines Mönches, und ein seltsames Lächeln umspielte seine Lippen, während Tsa Mo Ra an ihm vorbei ritt.
    Ich kenne diesen Mann. Ich habe ihn schon einmal gesehen - damals.
    Tsa Mo Ra sah zurück. Doch der fremde Mönch war bereits in der Menge verschwunden.
    ***
    Die junge Dienerin wirkte nervös, als Tsa Mo Ra nach einem langen Tag in der Bibliothek nach Hause zurückkehrte. Der Mond war schon vor Stunden aufgegangen und tauchte die Stadt in sein fahles Licht.
    »Ihr habt einen Besucher, Herr. Er ließ sich nicht abwimmeln. Es ist ein Mönch«, sagte Choi-Fung.
    »Ein Mönch?« Tsa Mo Ra wusste, dass es nur der geheimnisvolle Fremde sein konnte, der ihn am Nachmittag auf der Straße angestarrt hatte. So, als würde er ihn schon sehr lange kennen.
    »Wie ist sein Name?«
    »Ich… ich weiß es nicht, Herr«, druckste das Mädchen herum. »Er wollte ihn mir
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