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0795 - Vater, Mutter, Satanskind

0795 - Vater, Mutter, Satanskind

Titel: 0795 - Vater, Mutter, Satanskind
Autoren: Jason Dark
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sich noch an den Tischkanten abstützen, sonst wären sie gestürzt. Dann fielen sie ihren Kavalieren in die Arme, die sie zur Tanzfläche schleppten oder schleiften, wobei dies manchmal auch mit den Männern geschah.
    Harry Stahl hatte gehen wollen, jetzt aber blieb er in seiner Deckung stehen. Dieser trotz der Musik irgendwie geisterhafte Tanz faszinierte ihn stärker, als er zugeben wollte. Das war etwas völlig anderes, als er es bisher erlebt hatte.
    Kein Paar saß mehr an seinem Tisch. Zu den Klängen des Kaiserwalzers drehten sie sich auf der Tanzfläche wie hölzerne, ungelenke Figuren, die jeden Augenblick umkippen konnten, was aber nicht geschah, weil sie sich aneinander festklammerten.
    Eigentlich hätte er jetzt lachen müssen, aber das tat der Kommissar nicht. Dieses Lachen wäre ihm im Hals stecken geblieben, denn diese dekadenten Bilder waren einfach zu schaurig und schlimm. Sie wirkten auch irgendwie lächerlich, vor allen Dingen dann, wenn er in die Gesichter der Tanzenden schaute, die sich zu einem Lächeln verzogen hatten, das aber kantig wirkte.
    Wie eingegossen in Metall, dachte der Zuschauer und wartete weiterhin ab.
    Sie tanzten.
    Sie tanzten auch schneller, denn der Walzer verlangte eben die unterschiedlichen Tempi. Auf diese Art und Weise bereiteten sie sich möglicherweise auf den Höhepunkt des Festes vor, nur wollte Harry nicht in den Sinn, dass diese grotesklächerlichen Typen Teufelsanbeter waren und damals Schwarze Messen gefeiert hatten, wie man sich im Dorf erzählte. Gerade in diesem Ort war der Keim des Bösen ja schon aufgegangen, das hatten er und Sinclair deutlich zu spüren bekommen. Da brauchte er nur an Walter und Udo Fuhrmann zu denken und an die brennende Benzinlache. Ja, der Geist der Hölle hatte die Mauern des Hotels verlassen, um sich wie fauliges Gift auszubreiten. [1] Die letzten Klänge. Noch einmal ein furioses Finale, das den Tanzenden alles abverlangte. Sie drehten sich beinahe wild, sie stießen gegeneinander, gerieten aus dem Takt, und jeder Tanzlehrer hätte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, nicht aber sie, denn sie blieben immer noch auf den Beinen.
    Dann war es vorbei. Einfach so.
    Die Musik verklang, die Tänzer konnten sich erholen. Die Herren verneigten sich vor ihren Damen, und es sah so aus, als wären Puppen ferngesteuert worden.
    Nachdem die Gestalten ihr Gleichgewicht zurückgefunden hatten, begaben sie sich wieder auf ihre Plätze. Abermals hängten sich die Frauen an die Arme ihrer Männer, um sich willig an die Tische führen zu lassen. Niemand war außer Atem, denn der Kommissar hörte weder ein Ächzen noch ein Schnauben.
    Das Fest war eingeläutet, und Harry fragte sich, wie es weitergehen würde.
    Es wurde still in der Halle.
    Die Musiker hatten ihre Instrumente abgelegt. Auch die Finger des Klavierspielers lagen nicht mehr auf den Tasten. An der Decke flackerte das Licht des Kronleuchters ein wenig, aber es blieb hell. Keine gnädige Dunkelheit senkte sich über die Halle.
    Und doch hatte sich etwas verändert. Der Kommissar merkte dies auch, er konnte nur nicht sagen, was es war, denn es gab im Hintergrund einfach noch zu viele dunkle Stellen.
    Dann hörte er Schritte!
    Keiner der Gäste hatte sich von seinem Platz bewegt, auch die Musiker waren noch erstarrt. Die Schrittgeräusche aber hatte sich Harry nicht eingebildet, sie waren vorhanden, und sie näherten sich von einer bestimmten Seite. Und zwar dort, wo auch die Treppe hinter dem Vorhang verborgen lag.
    Da kam jemand.
    Noch hielt sich diese Person im Schatten. Harry konnte schon jetzt sehen, dass sie nicht besonders groß war. Ziemlich klein gewachsen, und in ihm stieg ein Verdacht hoch, der sich Sekunden später zur Gewissheit verdichtete, denn erst jetzt sah er, wer die Halle betreten hatte.
    Kein Mann, keine Frau – ein Kind!
    Es war das Mädchen mit den hellblonden Haaren, und es hielt in der rechten Hand den Dolch…
    ***
    Ich hätte Delia gern geholfen, jedoch es war nicht nötig, denn ihr Mann kümmerte sich um sie. Er hatte mit seinen Armen die zusammengebrochene Frau umklammert, sprach mit ihr, hatte den Kopf aber gedreht, damit er mich anschauen konnte. Sehr vorwurfsvoll, wie ich herausfand, als wollte er mir die Schuld an Delias Zusammenbruch geben.
    Ich war mir keiner Schuld bewusst. Wahrscheinlich aber hatte sie die Rückbesinnung auf das Geschehene derartig mitgenommen, doch ich hatte Klarheit haben müssen.
    Delia und auch Darius hatten an ihrer Tochter
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