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0795 - Entführt in die Totenstadt

0795 - Entführt in die Totenstadt

Titel: 0795 - Entführt in die Totenstadt
Autoren: Christian Montillon
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beenden, das war seine einzige Chance. Das Monstrum war ihm an Kraft weit überlegen, und es schien erstaunlich widerstandsfähig zu sein. Es kümmerte sich um keine seiner Wunden, die jedes lebendige Wesen, das Zamorra kannte, längst lahm gelegt hätten.
    Doch was dann geschah, stellte alles auf den Kopf.
    »Es geht um meinen Sohn, und ich lasse nicht zu, dass Zamorra dieses Monstrum erledigt!« Zamorra brauchte eine Sekunde, um diese Aussage in ihrer Bedeutung zu erfassen.
    Asha Devi! Ihr übergroßes Ego veranlasste sie, sich in den Kampf einzumischen. Ihre Sorge war nicht, dass Zamorra getötet werden könnte, sondern dass sie selbst nichts zu dem Sieg beitragen würde.
    »Halt!«, schrien sowohl Yama als auch Zamorra im selben Moment.
    Doch es war zu spät. Asha hatte die unsichtbare Grenze übertreten, die für alle außer den Kämpfenden tabu war.
    In einer beinahe beiläufigen Bewegung bohrte das Monstrum zwei seiner Klauen in die Brust der ehemaligen Inspectorin der India Demon Police, ehe diese zu irgendeiner Reaktion fähig war.
    Sie öffnete den Mund, doch kein Schmerzenslaut drang aus ihrer Kehle. Stattdessen hauchte sie einen Namen.
    »Vasu…«
    Ungläubig weiteten sich ihre Augen, aller Schmerz dieser Welt spiegelte sich in ihnen.
    Dann brachen sie.
    ***
    Sid Amos erhob sich. »Es gibt eine Zeit zu trauern«, sagte er. »Sogar für einen ehemaligen Höllenfürsten. Doch für mich ist die Zeit gekommen, euch zu verlassen.«
    Die anderen Versammelten nickten. Amos verschwand mit der ihm eigenen Art der Teleportation. Wie immer blieb ein leichter Geruch nach Schwefel zurück. Alles war wie immer.
    Fast alles. Denn erneut war eine Lücke entstanden, die niemand schließen konnte. Eine Lücke, die schmerzlicher war, als sie alle es erwartet hätten.
    »Eine Bodhisattva«, murmelte Nicole leise und schüttelte leicht den Kopf. Ihre Stimme war wie ein Hauch, doch Zamorra hörte sie. Das Wort klang in ihm nach. Auch er hatte zunächst nicht glauben können, was Shiva ihnen offenbart hatte.
    Doch es gab keinen Zweifel.
    Und keiner von ihnen hatte auch nur den Hauch einer Ahnung gehabt.
    Die ersten Worte seiner eigenen kleinen Trauerrede kamen ihm wieder in den Sinn. Falsche Freunde… falsche Freunde…
    Hatten sie versagt?
    Waren sie nichts als - falsche Freunde?
    5: Vorher: Was sie zurück lässt
    Mit einem Tr iumphschrei zog das Monstrum seine Klauen aus dem Brustkorb Asha Devis. Asha fiel sofort wie eine Marionette, deren Fäden durchgeschnitten worden waren, leblos zu Boden. Nur die Kraft des Affenähnlichen hatte sie noch aufrecht gehalten.
    Ein großer Blutfleck breitete sich unaufhörlich auf Ashas reglos daliegendem Körper aus, durchnässte ihre Kleider und färbte den grauen Staub rot. Zamorra fuhr das Entsetzen in alle Glieder. Ein Adrenalinstoß jagte durch seine Adern. Asha gab nicht mal einen Schmerzenslaut von sich. Das war ein schlechtes Zeichen…
    Sollte der Affenartige sie tatsächlich getötet haben?
    Verdammt!
    Zamorra überwand seine Schrecksekunde. Er musste seine Sorgen um Asha nach hinten schieben, sich später um sie kümmern. Von neuer Energie und von Zorn getrieben raste er auf das Monster zu, das durch seinen Triumph nach wie vor abgelenkt war.
    Zamorras Haumesser hieb in einem gewaltigen Streich den Schädel von den Schultern des Sechsarmigen. Auch er fiel in gespenstischer Lautlosigkeit zu Boden.
    Für Sekunden weigerte sich der Körper des Monstrums, anzuerkennen, dass er bereits gestorben war… seine Gliedmaßen zuckten und seine Klauen durchschnitten die Luft. Dann lag er still. Die sechs Arme waren eingeknickt und an den Körper gezogen wie bei einer toten langbeinigen Spinne.
    Das tote Monstrum lag nur einen Meter von seinem letzten Opfer entfernt.
    Zamorra empfand keinen Triumph über seinen Sieg, der zu teuer erkauft worden war. Er schleuderte seine Klinge in den Sand und beugte sich über Asha. Ihre Augen starrten blicklos in den grauen Himmel Yamapuras. Dieser Anblick genügte Zamorra, das Entsetzliche als Gewissheit anzuerkennen.
    Asha Devi war tot!
    Gestorben auf einer Rettungsmission für ihren kleinen Sohn, der aufgrund seines Schicksals immer wieder in die Mühlen der göttlichen und dämonischen Intrigen Indiens geriet. Weder er noch Asha hatten sich ihre Bestimmung ausgesucht, und doch war sie ihr zum Opfer gefallen.
    Obwohl er wusste, dass es vergeblich war, fühlte Zamorra nach dem Ruls Asha Devis. Nichts. Das Herz der Frau, die eigentlich eine Freundin
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