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0793 - Als der Engel Trauer trug

0793 - Als der Engel Trauer trug

Titel: 0793 - Als der Engel Trauer trug
Autoren: Jason Dark
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nicht zu spät gekommen…«
    »Doch, du hättest sie beschützen müssen – zuvor schon, als die Kinder noch lebten.«
    »Sie waren krank, so krank, dass ihnen nur noch ein Wunder hätte helfen können, aber Wunder sind eben selten auf dieser Erde, das musst du mir glauben.«
    Ich verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Es hat doch keinen Sinn gehabt, Tote zu beschützen. Wer einmal sein Leben verloren hat, der…«
    »Die Gefahren lauern überall«, erklärte sie mir mit ihrer weichen Stimme. »Auch im Reich der Toten. Finstere Mächte finden den Weg sehr schnell, auch zu den Kindern.«
    »Dieser andere Engel also?«
    »Ja, er gehört zu den gefallenen Engeln, und du, der Mann mit dem Kreuz, wirst sicherlich wissen, was ich damit meine.«
    Ich nickte bedächtig. Dann sprach ich ebenso leise wie sie. »Ja, ich weiß sehr genau, was du damit gemeint hast. Die gefallenen Engel, der Beginn aller Zeiten.«
    »Sehr richtig. Luzifer und seine Legionen haben den Aufstand gegen Gott versucht. Sie haben verloren, sie wurden in die Unterwelt hineingestoßen, aber sie wollten sich noch immer Engel nennen, doch sie waren die gefallenen Engel, die bösen, die Teufel, und sie haben es niemals aufgegeben, den Sieg doch noch zu erringen. Das alles ist die reine Wahrheit, und ihr müssen wir uns stellen.«
    »Gut, aber das ist Vergangenheit. Ich will dich fragen, wer Jenna Wade gewesen ist? Bist du es?«
    »Nein, ich bin es nicht.«
    »Der andere En… Engel …?«
    »Ja, der gefallene. Der Kinderholer, der Grausame, der den Kleinen die Seelen nehmen will, um sie für die Hölle vorzubereiten. Das war Jenna Wade. So hat sie sich genannt, als sie in einer anderen Gestalt in diese Welt hineinschlich und großen Erfolg gehabt hat. Der Weg zu den Kindern gelang ihr. Ich bemerkte es zu spät.« Etwas zuckte im Gesicht des Schutzengels nahe der Augen. Ich sah, dass es eine Träne war, die sich löste und die wie eine durchsichtige Perle an ihrem Gesicht nach unten lief.
    Mein Gott, der Engel weinte und trauerte um die toten Kinder.
    »Hat Jenna die Kinder getötet?«
    »Nein, das nicht. Sie wollten ihre Seelen. Sie wollte sie den Toten rauben.«
    »Was du verhindert hast?«
    »Ja, denn ich war schneller. Ich bin es gewesen, der die Kinder stahl und sie in Sicherheit brachte. Ich habe sie hier in dieses Grab gelegt und gut versteckt.«
    »In der Höhle des Löwen.«
    Die Gestalt lächelte. »Als Schutzengel der Kinder muss man oft schwierige Wege beschreiten. Dieser hier war schwierig, aber er hat einen Erfolg gezeigt. Jenna hat sie nicht gefunden, obwohl sie als Figur auf ihrem Grabstein hockte. Sie ist gestorben, aber sie war niemals richtig tot, denn sie hat die Menschen an der Nase herumgeführt. Erst nach ihrem Ableben konnte sie die Früchte ernten, die sie während ihrer menschlichen Existenz gesät hatte. Sie wollte die Toten aussaugen, um sie für die Unterwelt zu präparieren, denn sie war die Seelensaugerin. Sie hätte ihnen gern das andere Leben genommen, doch das konnte ich einfach nicht zulassen. Das Böse darf nicht ganz gewinnen.«
    »Und was willst du tun?«
    »Die Kinder schützen.«
    »Nicht töten?«
    »Auch das. Ich warte auf meinen Feind, auf den teuflischen Engel, auf das Böse aus den Urzeiten. Aber ich bin von den Mächten des Guten geschickt worden um dies zu verhindern. Sie darf den Kindern nicht noch im Tod die unschuldigen Seelen rauben und damit die Macht der gefallenen Engel vergrößern.«
    Wir wussten jetzt Bescheid. Auch Suko hatte schweigend und mit großer Spannung zugehört. Ich hörte ihn laut atmen, dann bewegte er sich und schaute mich an.
    Ich nickte ihm zu.
    »Jetzt wissen wir, was geschehen ist, Suko.«
    »Und du glaubst es?«
    »Ja.«
    Er sagte nichts. Stattdessen warf er wieder einen Blick auf die toten Kinder. »Keines ist verwest«, sprach er den Schutzengel an.
    »Wie ist das möglich?«
    »Ich will es dir gern sagen. Ich habe dafür gesorgt, dass sie auch ihre äußere Unschuld behielten. Ich wollte nicht, dass sie vergehen, dahinsiechen, ich musste ihnen den Schutz zukommen lassen, der ihnen auch nach dem Ableben zusteht. Sie haben ihr Leben zu früh verloren, aber sie sollen eingehen in den Kreis der Unschuldigen und Gerechten und nicht den Kräften der Hölle anheim fallen. Man kann keine Zeit bestimmen, wann der Kampf zwischen Gut und Böse begonnen hat. Damals gab es noch keine Menschen, doch dieser Kampf hat nie aufgehört, und er wird nicht aufhören. Erst am Jüngsten Tag scheiden
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