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0793 - Als der Engel Trauer trug

0793 - Als der Engel Trauer trug

Titel: 0793 - Als der Engel Trauer trug
Autoren: Jason Dark
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lag der tote Vogel!
    In meinem Innern zerrte sich etwas zusammen. Im Hals spürte ich den fahlen Geschmack. Hinter der Stirn tuckerte es. Ich ahnte, dass dies der Beginn war, der Anfang vom Ende.
    Sehr schnell streifte ich die Kette über den Kopf und hängte das Kreuz vor meine Brust.
    Jetzt musste ich abwarten…
    Noch tat sich nichts. Es blieb still. Wir sahen auch keinen Vogel mehr, doch irgendwie hatte ich den Eindruck, dass der nächste ›Vögel‹, den wir sahen, der teuflische Engel sein musste.
    Er war es.
    Wir hörten einen bösen Schrei.
    »Das ist kein Tier!«, rief Suko mir zu und wirbelte herum. Gerade noch rechtzeitig um den Schatten zu sehen, aber auch das dunkelrote Feuer, das aus dem Maul schoss…
    ***
    Schlagartig hatte sich die Umgebung verändert. Nicht nur weil das Feuer aus dem Maul der dämonischen Fratze gerast war, die graue, tote Welt war ebenfalls verschwunden und der dicke Nebel wurde in ein Wechselspiel von Licht und Schatten getaucht. Beides berührte sich, griff ineinander, es war einfach da, es zerriss den Nebel, es scheuchte ihn fort, es griff immer wieder hinein, es bewegte sich, und es sorgte auch dafür, dass wir nicht verschont wurden.
    Suko hatte sich mit einem artistisch anmutenden Sprung zurückgeworfen. Er war schneller gewesen als die Flammen, aber er würde ihnen nicht entgehen, denn sie verfolgten ihn, um seinen Körper zu einem Aschehaufen werden zu lassen.
    Ich griff ein!
    Um die Flammen zu erreichen, brauchte ich nur die Grablänge zu überqueren. Dabei schaute ich auch schräg in die Höhe und sah den Schatten.
    Groß und mächtig…
    Er glotzte auf mich nieder, das Maul weit aufgerissen und Feuer speiend.
    Ich schoss.
    Der Nebel schluckte das Geräusch. Ich hatte mit der geweihten Silberkugel sicherlich getroffen, kümmerte mich darum nicht, denn ich sprang, im Vertrauen auf die Stärke des Kreuzes, in das Höllenfeuer hinein, hörte das Zischen und spürte etwas, das mit einem Verbrennen nichts zu tun hatte. In meinem Kopf meldeten sich plötzlich so schreckliche Gedanken, dass ich damit nicht zurechtkam. Es war das Böse, es war ein Angriff der Urhölle, des gefallenen Engels Luzifer.
    Er jagte in mich hinein.
    Er wollte mich in seine Reihen zwingen. Die Flammen erloschen nicht, doch mein silberner Schutzengel reagierte entsprechend. Ob er abstrahlte oder nicht, konnte ich nicht sehen, aber er hielt die Flammen von mir ab, drückte sie zurück wie eine Wand, so dass ich wieder frei atmen konnte, und auch die grausamen Gedanken waren aus meinem Gehirn verschwunden.
    Ebenso wie der teuflische Engel. Er hatte sich zurückgezogen und schien den Nebel als Deckung benutzt zu haben.
    Ich atmete tief aus. Mein Herz klopfte überlaut, dann fiel mir Suko ein, und ich rief nach ihm.
    »Okay, John, ich bin hier…«
    Ich drehte mich um und merkte erst jetzt, dass ich noch immer auf dem Grab stand.
    Suko hatte Deckung gefunden. Er kroch hinter einem sperrigen Buschwerk hervor, sah ziemlich ramponiert aus, war aber unverletzt geblieben.
    Als er sprach, streckte er mir seine Hand entgegen. »Dieses Feuer, John, war so anders. So verflucht anders, wenn du verstehst.«
    »Nein, wie denn?«
    »Ich kann es dir nicht genau sagen. Es hätte mich verbrannt, aber mehr… mehr von innen …«
    Er brauchte nichts mehr zu sagen, weil ich wusste, was er damit gemeint hatte. Ja, es hätte ihn verkohlt, aber nicht allein die Flammen, sondern das Böse, das in ihnen steckte. Es war ja das Urböse gewesen, die Macht Luzifers, und sie hätte Sukos Seele an sich gerissen, wie der gefallene Engel die Seelen der Kinder hatte rauben wollen.
    Was sich hier abspielte, war wirklich der Kampf zwischen den beiden Existenzen hier wiederholte sich der Beginn der Zeiten, und ich musste mich von diesen Gedanken befreien, die mich sonst in meinen Aktivitäten behindert hätten.
    Es war still geworden. Der gefallene Engel zeigte sich nicht. Irgendwo hielt er sich verborgen, bestimmt in unserer Nähe, denn er hatte die Glut des Höllenfeuers zusammen mit dem Nebel für seine Zwecke ausnutzen können.
    Warten und lauern…
    Bestimmt hatte er nicht aufgegeben, er würde einen zweiten Angriff starten und…
    Etwas erschreckte mich.
    Suko sah, dass ich zusammengezuckt war, er lachte leise. »Keine Sorge, das bin nur ich.« Er war auf dem Weg und kam jetzt langsam auf mich zu.
    »Du hast doch geschossen, John.«
    »Sicher.«
    »Auch getroffen?«
    Ich winkte ab. »Wenn ja, dann hat es nichts gebracht. Das Wesen ist
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