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079 - Die Dämonenstadt

079 - Die Dämonenstadt

Titel: 079 - Die Dämonenstadt
Autoren: Brian Elliot
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Taschenlampe nicht einzuschalten. Das Licht des Mondes reichte aus. Er kam schnell voran. - Einige Kiefern, die bei dieser Beleuchtung fast schwarz wirkten, hoben sich gegen das hellere Gestein ab. Ab und zu ragten Grasbüschel aus den Ritzen, in denen noch ein wenig Erde lag. Kleine Steine lockerten sich und rollten den Hang hinab, wenn Slim auf sie trat. Alles war brüchig.
    Noch fünfhundert Yard.
    Der Hang war hier weniger steil. Vom Berg her entwickelte sich ein abfallendes Plateau, das weiter unten abrupt in einer Felsnase endete. Der Überhang darunter hätte auch einem versierten Kletterer Schwierigkeiten bereitet.
    Auf diesen sanften Hang hatte die Wüste noch nicht übergegriffen. Zwischen Gräsern wuchsen noch Blumen.
    Auch halbhohe, verfilzte Bäume.
    Zwischen diesen Bäumen sah Slim etwas Weißes, und sofort wurde er in jene Stimmung zurückversetzt, die ihn ergriffen hatte, als er die Geisterstadt betrat.
    Der Atem des Übernatürlichen wehte ihm aus den Büschen entgegen...
    »Slim...«
    Eine Sinnestäuschung? Ein Raunen des Windes, dem eine launenhafte Natur Stimmlichkeit verliehen hatte?
    Slim Morgan wußte es nicht.
    Doch er hatte seinen Namen ganz genau gehört, begleitet von einem sphärischen Heulen. Ganz leise nur.
    Slims Blicke saugten sich an den verfilzten Bäumen fest, deren Stämme von dichten Büschen umrankt wurden.
    Ein weißer Fleck!
    Kaum sichtbar.
    Slim kniff die Augen zusammen, öffnete sie wieder.
    Keine Sinnestäuschung.
    Der Fleck war geblieben. Weiß schimmerte er zwischen dem Blattwerk.
    Sally hatte an dem Tage, an dem sie verschwand, eine weiße Bluse getragen.
    »Slim...«
    Es war kein Zweifel möglich. Er wurde gerufen. Und dieser Ruf kam aus den Büschen.
    Trotzdem blieb Slim Morgan wie angewurzelt stehen.
    »Slim...«
    Er stand da. Mit hängenden Armen. Den Kopf erhoben. Das Mondlicht verlieh seinem Gesicht ein gespenstisches Profil. Hart und hervorspringend die Wangenknochen. Dichte Brauen über scharfen Augen. Eine Nase, deren Zuschnitt von Willenskraft zeugte. Das Kinn männlich und energisch. Haar, das in den Nacken reichte.
    Das weiße Schemen bewegte sich hangaufwärts, die Deckung der Büsche nicht verlassend.
    Nur eine kurze Sekunde lang — zwischen zwei Baumgruppen — war die Gestalt ganz zu sehen.
    Eine Frauengestalt.
    Einwandfrei.
    »Sally!«
    Slim schrie.
    Er hatte die Gestalt erkannt. Kein Zweifel war möglich. Er hatte ihr langes, weizenblondes Haar im Mondlicht aufschimmern sehen. Die blaue Hose, die jugendlich straffe Hüften umspannten, die weiße Bluse.
    »Sally!«
    Slim Morgan begann zu laufen. Er hastete über den Hang auf die Bäume zu.
    Die Gestalt schimmerte wieder zwischen Büschen. Deutlich hob sich das Weiß des Leinens gegen die schwarzen Äste ab.
    Doch je weiter Slim sich der Baumgruppe näherte, um so weniger erkannte er. Als er die Büsche erreicht hatte, war die Gestalt ganz verschwunden.
    Slim brach wie ein Berserker durch das Unterholz. Er konnte sich nicht getäuscht haben! Es war Sally, die er gesehen hatte. Mit seinen kräftigen Armen schlug er die Äste beiseite, seine Augen suchten den Boden ab, schauten in jedes Gestrüpp. Im Nu waren seine Unterarme von Dornen zerkratzt.
    Sally blieb verschwunden.
    »Slim...«
    Der junge Mann fuhr herum.
    Die Stimme war weiter oben vom Hang gekommen. Er schaute hinauf.
    Dort stand das Mädchen.
    Jetzt gab es kein Halten mehr für ihn. Sie mußte es sein. Er erkannte sie ganz deutlich. Das Mondlicht hatte ihrem weizenblonden Haar einen fahlen Lichtkranz verliehen.
    Und Sally winkte ihm.
    Slim rannte den Weg hinauf.
    Sally verschwand um die nächste Biegung.
    Jetzt mußte auch der Claim Douglas’ kommen.
    Slim sah die schwarz gähnende Höhlung, die sich wie der Rachen eines urweltlichen Ungeheuers auftat. Und in dieser Öffnung stand Sally. Sie winkte wieder.
    Der junge Mann hatte aufgehört zu denken. Alle Vorsicht außer acht lassend, hetzte er den abschüssiger werdenden Pfad hinunter, auf den Stolleneingang zu.
    Das Mädchen verschwand in der Öffnung.
    Dann hatte auch Slim den Eingang erreicht. Sein Atem ging keuchend. Die Luft hatte sich abgekühlt. Wie weiße Nebel stand sein Atem in der Nacht und zerstob im Wind, der um die Felsen strich.
    Es war ganz schnell kälter geworden. So als käme ein Eishauch aus dem Stollen. Vorher, am Hang, war es noch warm gewesen.
    Slim Morgan fröstelte. Unschlüssig stand er am Eingang zur Höhle.
    Sollte er wirklich...?
    Plötzlich hatte er Angst. Ein
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