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079 - Die Dämonenstadt

079 - Die Dämonenstadt

Titel: 079 - Die Dämonenstadt
Autoren: Brian Elliot
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entging nicht das geringste Schaben, und seine Finger fühlten die Trockenheit der Luft, die sie umstrich.
    Angespannt starrte Slim in die Nacht. Seine Augen durchbohrten die Dunkelheit, trennten die Schatten vom Licht, durchdrangen die Schatten, sahen feinste Farbnuancen.
    Slim hatte eine Gänsehaut, die seinen ganzen Körper bedeckte. Er ahnte plötzlich, daß etwas geschehen würde. Irgend etwas. Vielleicht sehr bald.
    Er hatte die Stelle erreicht, an der Sally verschwunden war. Er stand genau in ihren letzten Fußstapfen.
    Slim hatte sich den Platz genau gemerkt.
    Links, im Neunziggradwinkel zur Straße, stand ein Pfosten, der das Dach einer Veranda stützte, rechts genau der Schnittpunkt eines Fensterkreuzes. Vor ihm stach der morsche Baum neben der Wagenschmiede in den Himmel. Sein höchster Ast reckte sich steil in die Nacht. Er berührte die höchste Spitze des Berges, in dem einst Gold geschürft wurde.
    Slim atmete tief durch bevor er den nächsten Schritt tat.
    Sally war mit diesem Schritt in eine andere Welt getreten...
    Slims Stirne glänzte vom Schweiß.
    Beherzt tat er diesen Schritt durch dieses vermeintliche Tor in eine andere Dimension.
    Sand knirschte unter seinem Stiefel.
    Knirschte er anders?
    Slim machte einen weiteren Schritt.
    Jetzt war er über die Stelle hinaus.
    Er blieb stehen, schaute sich um, rechnete mit allem, war auf jede Überraschung gefaßt.
    Slim war nur nicht darauf gefaßt, daß gar nichts passieren würde. Doch genau das war eingetreten.
    Er stand zwei Schritte näher am kahlen Baum neben der Schmiede und hatte die gedachte Linie zwischen Verandapfosten und Fensterkreuz passiert.
    Sonst war nichts geschehen.
    Mit einem Male kam ihm sein Unternehmen kindisch vor. Seine Aufregung ließ- nach, und er fand sich selbst ziemlich lustig. Die Spannung fiel von ihm ab wie ein herbstlich gefärbtes Blatt vom Ast, der es einen Sommer lang genährt hatte.
    Slim mußte lächeln. Doch es war kein frohes Lächeln. Er war sich schon so klug vorgekommen. Er war enttäuscht. Vor allem enttäuscht darüber, daß er, der akademisch gebildete Diplomvolkswirt — wenn auch nur für kurze Zeit —, an Magie und Ähnliches geglaubt hatte.
    Er ging weiter und entspannte sich dabei.
    Was sollte er jetzt noch tun? Er hatte alle seine Hoffnungen auf das eben mißglückte Experiment gesetzt.
    Er kam sich lächerlich vor.
    Doch umsonst wollte er den Weg auch nicht gemacht haben. Er hatte die Planquadratbezeichnung von Douglas’ Claim noch in Erinnerung. Im Office, das er heute schon einmal besucht hatte, mußte sicher auch noch eine Karte sein, in der die Planquadrate eingezeichnet waren.
    Der Steinbau stand dort. Noch hinter der Schmiede.
    Slim ging darauf zu. Als er über die Reste des zusammengebrochenen Vordaches stieg, schaltete er seine starke Stablampe ein und drehte die Linse auf breiteste Streuung. Der Lichtkegel erhellte fast die ganze Breitseite des Schalterraumes.
    Der Panzerschrank stand noch genauso wie zuvor. Auf dem staubigen Tisch lagen die Akten, die Slim Morgan aus dem Regal genommen hatte.
    Slim hatte nicht alle Ordner überprüft. Deshalb machte er sich jetzt an die Arbeit. Er klemmte sich die Lampe unter die Achsel, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben.
    Seine Hände waren staubig bis an die Ellenbogen, als er endlich jene Akte gefunden hatte, die auch den Plan enthielt. Suchend glitten seine Finger über die Zeichnung.
    »LS-P 5«, murmelte er, als er die Stelle gefunden hatte, wo Douglas und sein Kompagnon ihren Claim eingetragen hatten. Gleich daneben machten die Höhenlinien einen steilen Knick. Der Claim mußte demnach neben einem Einschnitt im Berg liegen und damit leicht zu finden sein.
    Auch Pfade waren eingezeichnet.
    Slim prägte sich auf der Karte den Weg zum Claim Douglas’ genau ein. Dann schloß er den Aktendeckel.
    Er würde den Stollen finden, der seinem Chef Reichtum und seinem Partner den Tod gebracht hatte. Vielleicht stolperte er dort noch über irgendeinen Fakt, der ihm weiterhelfen konnte.
    Der ihm Sally zurückbringen konnte.
    Slim machte sich auf den Weg.
    Die Scheibe des Mondes war noch höher gestiegen. Sie schien auch auf die dürren Ginsterbüsche, die den fast verschwundenen Pfad begrenzten. Sie warfen ihre kaum sichtbaren Schatten über das Geröll.
    Slim betrachtete den Berghang, an dessen Fuße er stand. Wie Höhlen der Urzeitmenschen öffneten sich die Stollen im Fels. Douglas’ Claim mußte rechts über ihm liegen.
    Der junge Mann brauchte seine
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