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079 - Die Abenteuerin

079 - Die Abenteuerin

Titel: 079 - Die Abenteuerin
Autoren: Edgar Wallace
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teilnahm. Dr. Parsons, der Direktor, schob ein kleines Päckchen zur Seite, das vor ihm lag, sah einen Augenblick auf die Adresse und stellte fest, daß es an ihn selbst gerichtet war. Allem Anschein nach war es die neue Serumsendung, die er bestellt hatte. Er ließ seine Blicke zur Rechten und zur Linken schweifen und lächelte bitter, als er die düsteren Gesichter seiner Kollegen sah. »Nun, Gentlemen«, begann er, »es sieht fast so aus, als ob wir die Boxley-Klinik schließen müßten.«
    »Steht es so schlecht?« fragte einer der Ärzte bestürzt.
    Dr. Parsons nickte, dann fragte er: »Sie hatten wohl auch kein Glück, Sir John?«
    Der Chirurg schüttelte den Kopf. »Ich habe alle möglichen Leute in London aufgesucht, die in der Lage wären, uns zu helfen. Es ist furchtbar, daß diese Klinik geschlossen werden muß, aber ich glaube, es gibt keinen anderen Ausweg.«
    Der Doktor nickte traurig. »Zwei von den vier Häusern habe ich bereits schließen müssen. Wir Ärzte sind schon vierzehn Tage ohne Gehalt, aber das schlimmste ist, daß eine Menge Aufnahmegesuche vorliegen. Vierundachtzig Patientinnen, deren Namen vornotiert sind, konnten wir nicht aufnehmen.«
    Sir John nickte bedrückt. »Es ist eine sehr ernste Lage, in der wir uns befinden. - Kennen Sie eigentlich Mr. Grandman?«
    »Ja, oberflächlich. Er ist mir so weit bekannt, daß ich ihn um Hilfe angehen konnte, aber ich hatte keinen Erfolg. Mr. Grandman wollte nichts davon hören, daß er uns mit einer größeren Summe helfen sollte. Dabei hat er früher tatsächlich einmal eine Stiftung gemacht. Aber ich muß soeben an Lord Claythorpe denken, er ist ein guter Freund von Grandman. Er hat für seine Nichte eine Perlenkette im Wert von fünfzigtausend Pfund als Hochzeitsgeschenk gekauft. Es stand in allen Morgenzeitungen.«
    »Ich habe es gelesen«, erklärte Sir John.
    »Manchmal fühlte ich mich wirklich versucht, Einbrecher zu werden«, erklärte der Direktor müde. »Man möchte sich fast der Quadrat-Jane anschließen. Die hat doch das kostbare venezianische Armband gestohlen, das der Eigentümer jetzt durch Zeitungsinserate zurückzubekommen trachtet. Sie ist als Detektivin zu Grandman gegangen und hat dort alles Ausgeräumt. Sämtliche Schmuckstücke der Gäste scheinen ihr in die Hände gefallen zu sein, dann hat sie sich während der Nacht davongemacht. Unter ihrer Beute befand sich auch dieses kostbare Armband, das früher einmal einem venezianischen Dogen gehört haben soll. Das Stück allein ist schon ein Vermögen wert.
    Auf jeden Fall versucht der Eigentümer, es wieder in seinen Besitz zu bringen. Er schreckt vor keinen Kosten zurück.«
    »Wer ist es denn?«
    »Lord Claythorpe. Seine Frau hat dieses prachtvolle Stück getragen. Sie war so eitel, es auf der Gesellschaft bei Grandman zeigen zu müssen. Claythorpe selbst ist ein erfahrener Sammler und soll ganz außer sich gewesen sein, als seine Frau ihm den Verlust mitteilte.«
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Dr. Parsons zog den Apparat näher heran und runzelte die Stirn.
    »Ich habe den Leuten im Büro doch gesagt, daß ich während der Sitzung für niemanden zu sprechen bin.« Er nahm den Hörer ab. »Wer ist denn da?« fragte er ärgerlich.
    »Ist dort Doktor Parsons?« erwiderte eine Frauenstimme.
    »Ja, ich bin selbst am Apparat.«
    »Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich heute morgen Ihren Aufruf gelesen habe.«
    Dr. Parsons Züge hellten sich sofort auf. Die Klinik war sein Lebenswerk, und jede Aussicht, daß man ihr helfen wollte, wenn auch in noch so geringem Maße, beglückte ihn.
    »Ich freue mich, daß der Aufruf Eindruck auf Sie gemacht hat«, sagte er halb im Scherz und halb im Ernst, »und ich hoffe, daß es nicht nur bei Worten bleiben wird. Habe ich recht mit der Annahme, daß Sie mir eventuell helfen wollen?«
    Er hörte ein fröhliches Lachen am anderen Ende der Leitung.
    »Sie fordern das Publikum auf, achttausend Pfund zu zeichnen, um damit die Klinik weitere sechs Monate zu unterhalten.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Ich habe Ihnen zehntausend geschickt!«
    Dr. Parsons hielt den Atem an.
    »Was, Sie haben mir zehntausend Pfund geschickt?« erwiderte er dann verblüfft. »Sie machen sicher nur einen Scherz!«
    »Nun, ich habe Ihnen nicht direkt zehntausend Pfund in barem Geld geschickt, sondern etwas, das soviel wert ist. Gestern abend habe ich ein Päckchen an Sie aufgegeben. Haben Sie es erhalten?«
    Parsons sah sich um.
    »Ja, hier ist ein Päckchen, das in
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