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079 - Die Abenteuerin

079 - Die Abenteuerin

Titel: 079 - Die Abenteuerin
Autoren: Edgar Wallace
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Halle.
    »Ich werde Ihnen den Weg zeigen«, sagte Grandman. »Aber seien Sie bitte so leise wie möglich.«
    Er führte sie die mit schweren Läufern belegten Treppen hinauf, bis sie schließlich zu dem Krankenzimmer kamen.
    »Ach, da sind Sie endlich«, sagte der Arzt und gähnte. »Setzen Sie die Trage dicht neben das Bett. Mr. Grandman, ich würde Ihnen raten, nicht zu nahe heranzukommen. Die Ansteckungsgefahr ist doch ziemlich groß.«
    Gleich darauf trugen die beiden Krankenwärter die Trage hinaus, eine fest in Decken gewickelte Gestalt lag darauf. Das Gesicht der Patientin war kaum zu sehen, aber als sie an Mr. Grandman vorübergetragen wurde, spielte ein schwaches Lächeln um ihren Mund.
    Die Krankenwärter verstanden ihre Sache ausgezeichnet. Ohne das geringste Geräusch trugen sie die Kranke die Treppe hinab und schoben die Trage in den Wagen.
    »Das wäre also in Ordnung«, meinte der Arzt. »An Ihrer Stelle würde ich das Zimmer, in dem die junge Dame lag, abschließen und morgen gründlich desinfizieren lassen.«
    »Ich bin Ihnen wirklich zu größtem Dank verpflichtet, Doktor. Wenn Sie mir Ihre Adresse geben wollen, werde ich Ihnen morgen sofort einen Scheck schicken, um mich erkenntlich zu zeigen.«
    »Tun Sie das lieber nicht«, erwiderte der andere heiter. »Es ist mir ein Vergnügen gewesen, Ihnen behilflich zu sein. Ich fahre jetzt mit meinem Wagen zur Stadt zurück.«
    »Wohin bringen Sie die junge Dame?« fragte Mr. Grandman.
    »In die Isolierstation des Bezirkskrankenhauses«, entgegnete der Arzt. »Das ist doch wohl Vorschrift?« fragte er einen der Krankenwärter.
    »Jawohl«, entgegnete der Mann.
    Mr. Grandman blieb auf den Stufen der Treppe stehen, bis die roten Schlußlichter des Wagens verschwunden waren, dann ging er, in dem stolzen Gefühl, eine schwierige Aufgabe gut gelöst zu haben, ins Haus zurück.
    »So, nun ist alles in Ordnung«, sagte er zu dem Butler. »Ich danke Ihnen, daß Sie so lange gewartet haben.«
    Befriedigt lächelnd ging er den Korridor zu seinem eigenen Zimmer entlang. Als er an der Tür seiner Frau vorbeikam, stolperte er über einen Gegenstand. Er bückte sich und hob einen Lederkasten auf. Da er in der Dunkelheit nichts sehen konnte, drehte er das Licht an.
    »Donnerwetter!« entfuhr es ihm, denn das Lederetui, das er in der Hand hielt, war der Schmuckkasten seiner Frau.
    Er eilte zu ihrer Tür und wollte gerade die Klinke herunterdrücken, als er das Papiersiegel auf der Türfüllung sah. Entsetzt starrte er auf die vier Quadrate, in deren Mitte sich ein J befand - das Zeichen der Quadrat-Jane!
    An der nächsten Straßenkreuzung, wo ein großes Auto wartete, hielt der Krankenwagen. Die Patientin, die sich schon lange vorher aus den Decken gewickelt hatte, stieg aus, sie trug einen großen, schweren Lederbeutel. Einer der beiden Wärter nahm ihn ihr ab und legte ihn in das andere Auto, an dessen Steuer der junge Arzt saß.
    Dieser sagte zu dem Wärter: »Also bis morgen früh, Jack!«
    »Jawohl, Doktor«, entgegnete der Mann.
    Er nickte Quadrat-Jane zu und ging zu dem Krankenauto zurück, an dem er das hintere Nummernschild entfernte, bevor er in der entgegengesetzten Richtung nach London fuhr.
    »Nun, sind Sie fertig?« fragte der Arzt seine Patientin.
    »Alles in bester Ordnung«, entgegnete sie und setzte sich neben ihn. »Sie sind aber reichlich spät gekommen, Jim. Ich hätte beinahe einen Ohnmachtsanfall bekommen, als ich hörte, daß die Leute im Schloß nach dem Dorfarzt geschickt hatten.«
    »Sie hätten sich keine Sorge zu machen brauchen«, sagte der Mann am Steuer und ließ den Motor an. »Ich hatte den Dorfarzt durch einen Freund nach London rufen lassen. Nun, wie ist es - haben Sie genügend gefunden?«
    »Reichlich«, entgegnete Quadrat-Jane kurz. »Morgen früh werden Grandmans Gäste lange Gesichter machen.«
    Er lächelte. »Was haben Sie übrigens mit der Detektivin, die Ross geschickt hatte, angestellt?«
    »Die habe ich ja ganz vergessen! Ich habe sie gleich am Bahnhof in Empfang genommen und in eine Garage eingeschlossen. Aber lassen Sie die nur ruhig dort drin. Ich kann Detektivinnen nicht leiden. Das ist auch kein richtiger Beruf für eine Dame.«

2
    Der Direktor der Boxley-Frauenklinik nahm seinen Sitz am Kopfende des langen Tisches ein und nickte seinen Kollegen zu, die sich versammelt hatten. Dann machte er eine respektvolle Verbeugung vor Sir John Denham, dem berühmten Chirurgen, der auf eine besondere Einladung hin an der Sitzung
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