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079 - Der Körperdieb

079 - Der Körperdieb

Titel: 079 - Der Körperdieb
Autoren: A.F.Morland
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ist eine öffentliche Verkehrsfläche. Der Glasmann stellt ein regelrechtes Verkehrshindernis dar.«
    »Sie haben ihn sicher hierher gestellt, damit man auf ihn aufmerksam wird«, sagte Kerr.
    »Nun stell dir mal vor, ein Passant kommt hier des Weges, weicht der Figur ehrfürchtig aus, gerät dabei auf die Fahrbahn und wird von einem Auto über den Haufen gefahren. Bei allem Verständnis für die Kunst…«
    »… das du nicht hast«, ergänzte Kerr grinsend.
    »Ist ja egal. Auf jeden Fall geht so etwas ohne behördliche Genehmigung nicht.«
    »Du meinst, ohne Genehmigung darf hier niemand über den Haufen gefahren werden?«
    Browning seufzte. »Mann, heute hast du wieder deinen witzigen Tag. Ich lach’ mich kaputt.« Er griff nach dem Türhebel.
    »Was hast du vor?« fragte Gary Kerr.
    »Ich sehe mir den Glaskameraden mal aus der Nähe an.«
    »Damit erreichen sie genau das, was sie wollen. Ins Museum kriegen sie einen Kerl wie dich nicht. Aber wenn sie so eine Figur hier draußen aufstellen, guckst du sie dir doch an.«
    »Ich habe an diesem gläsernen Hanswurst ein rein berufliches Interesse«, sagte Dick Browning und stieg aus.
    Von diesem Moment an hatte er nur noch wenige Augenblicke zu leben.
    Ahnungslos näherte er sich dem gläsernen Hünen. Kanutto wartete reglos. Nichts verriet, daß Leben in seinem starren Körper war.
    Unbeweglich stand er da, während die letzten Körnchen durch die Lebens-Sanduhr des Polizisten rieselten.
    Browning umrundete den gläsernen Mann. »Meisterhaft gemacht, völlig naturgetreu modelliert«, sagte er und nickte anerkennend. »So etwas lasse ich mir gefallen. Das ist echte Kunst.«
    Dick Browning verspürte den Wunsch, den glatten Glaskörper zu berühren. Langsam hob er die Hand, aber er zögerte noch, den Arm auszustrecken.
    »Soll ich dir was verraten, Gary? Irgendwie kommt mir dieser Glasclown nicht geheuer vor. Ich weiß nicht, warum. Ich habe eine gute Nase für Gefahren, das weißt du. Verdammt, wenn es nicht so verrückt klingen würde, müßte ich fast sagen, daß mit dieser Figur irgend etwas nicht stimmt. Jetzt hältst du mich wahrscheinlich für übergeschnappt.«
    »Komm, steig ein«, rief Gary Kerr im Wagen. »Wir versuchen jemanden aufzutreiben, der die Figur ins Museum schafft. Es geht wirklich nicht an, daß sie hier draußen stehen bleibt. Sie könnte ja auch gestohlen werden.«
    »Der Glaskoloß wiegt bestimmt einige Zentner«, sagte Dick Browning. Plötzlich stutzte er. »Moment mal…«
    »Was ist?« fragte Kerr sofort.
    »Also jetzt glaube ich schon fast selber, daß ich nicht ganz dicht bin.«
    »Wieso?«
    »Eben war mir, als hätte der Glastyp den Kopf gedreht. Verdammt, er starrt mich jetzt an; das hat er vorhin nicht getan. Das ist keine gewöhnliche Glasfigur, Gary. Bei dem Kerl hat sich der Künstler einen raffinierten Trick ausgedacht. Unser gläserner Freund kann sich bewegen, aber man sieht den Antrieb nicht. Verblüffend ist das, das muß ich schon sagen.«
    Jetzt streckte Browning den Arm aus.
    Als seine Hand das kalte Höllenglas berührte, passierte etwas Unbegreifliches. Gary Kerr bekam es wie in Zeitlupe mit, und es war so grauenvoll, daß ihm die Haare zu Berge standen.
    Etwas, das von Kanutto ausging, prallte gegen den Körper des uniformierten Polizisten. Eine unvorstellbare Kraft attackierte den großen, bärtigen Mann.
    Dick Browning geriet zwischen die Flächen zweier Gewalten, die aus zwei Richtungen auf ihn einwirkten.
    Er brüllte, aber es half ihm nicht. Wie vom Donner gerührt, saß Gary Kerr im Wagen und beobachtete fassungslos, was passierte. Brownings Körper wurde immer flacher. Er wurde plattgedrückt, ohne daß Kerr sehen konnte, wovon.
    Der platte Körper dehnte sich nach allen Seiten aus, wurde dünn wie ein Aufkleber. Wahnsinn. Kerr wischte sich mit der zitternden Hand über die Augen. Er vermeinte, eine schreckliche Halluzination zu haben, aber das grausige Bild blieb.
    Millimeterdünn war Dick Browning nur noch, ein Blatt, eine Fotografie, und diese wurde plötzlich von einem Sog erfaßt.
    Kerr sah, wie sein Freund und Kollege auf die Glasfigur zugerissen wurde.
    Dieses millimeterdünne Blatt legte sich auf die gläserne Gestalt, hüllte sie ein.
    Dick Browning umgab Kanutto.
    Der Exekutor der Hölle befand sich in dem Polizisten!
    Kerr hatte auf einmal wieder den Freund und Kollegen vor sich – dreidimensional. Aber Browning war jetzt nicht mehr sein Freund. Doch das wußte Kerr nicht.
    Als Browning zum
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