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079 - Der Körperdieb

079 - Der Körperdieb

Titel: 079 - Der Körperdieb
Autoren: A.F.Morland
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innerhalb kürzester Zeit Autofahren gelernt, und er konnte heute auch schon Sportflugzeuge und Hubschrauber pilotieren.
    Tuvvana, die erst später auf die Erde gekommen war, war noch nicht soweit, aber sie fand sich in ihrem neuen Lebensbereich schon verhältnismäßig gut zurecht, und sie nützte, was ihr das Zeitalter der Elektronik zu bieten hatte.
    Auf Coor gab es kein Fernsehen.
    Coor hatte sich nicht so schnell wie die Erde entwickelt. Auf der Prä-Welt gab es noch Saurier und Flugdrachen, Zauberer und Magier, Riesenechsen und große fleischfressende Pflanzen.
    Einmal waren Coor und die Erde eins gewesen, doch das lag lange zurück. Der große Knall hatte aus einer Welt zwei gemacht, und beide entwickelten sich unabhängig voneinander.
    Während die Evolution sich auf Coor im Schneckentempo vollzog, ging die Entwicklung auf der Erde mit Riesenschritten voran.
    Fernsehen war zu Tuvvanas Leidenschaft geworden. Sie schien einen riesigen Nachholbedarf zu haben, denn sie saß sehr oft vor der Flimmerkiste und konnte selbst der langweiligsten Sendung noch etwas Positives abgewinnen – sehr zum Leidwesen von Cruv, der sich die Zeit mit seiner Freundin gern sinnvoller vertrieben hätte.
    Cruv war eine Zeitlang Tucker Peckinpahs Leibwächter gewesen, und er hatte seine Aufgabe mit viel Ernst und Zuverlässigkeit bewältigt. Er konnte trotzdem nicht verhindern, daß der Industrielle entführt wurde, aber niemand machte ihm den Vorwurf, er hätte nicht gut genug auf Peckinpah aufgepaßt.
    Obwohl er unschuldig am Verschwinden des Industriellen war, saß diese Sache wie ein Dorn in seinem Fleisch – und eiterte. Manchmal fragte sich der Gnom, ob er wirklich getan hatte, was er konnte, um Tucker Peckinpah zu schützen, ob er für den Industriellen nicht noch mehr hätte tun können.
    An manchen Tagen geißelte er sich mit Selbstvorwürfen. Er wußte zwar, daß das keinen Sinn hatte, aber er konnte nicht anders.
    Zumeist versank er dann in dumpfes Grübeln und war lange Zeit nicht ansprechbar.
    So wie an diesem Abend.
    Tuvvana lachte über die Grimassen und Tölpeleien von Jerry Lewis, während Cruv mit düsterer Miene neben ihr saß und kaum mitbekam, was im Fernsehen lief.
    »Köstlich«, sagte Tuvvana, mit Tränen in den Augen.
    »Dieser Komiker ist wirklich einmalig.«
    »Ja«, sagte der Gnom. Einfach nur so. Damit Tuvvana nicht merkte, daß er mal wieder einen moralischen Durchhänger hatte.
    Immer wieder erinnerte er sich an die letzten Minuten im Haus des Zauberers Angelo d’Alessandro. Immer wieder sah er Tucker Peckinpah verschwinden.
    Dieses Erlebnis würde ihn bis ans Ende seiner Tage verfolgen, das wußte er. Er würde es niemals vergessen, und er würde nie mehr so reinen Gewissens durchs Leben gehen, wie er es vor dieser Katastrophe getan hatte.
    Cruv wohnte mit seiner kleinen Freundin in einem Anbau von Tucker Peckinpahs großem Haus. Dean McLaglen hatte den Gnom zum Verwalter des Anwesens gemacht, und der Kleine wurde seiner Aufgabe so gerecht, wie man es von ihm erwartete.
    Jemand schleuderte Jerry Lewis eine große Sahnetorte ins Gesicht, und Tuvvana wäre beinahe aus dem Sessel gerutscht, so sehr amüsierte sie sich dabei.
    Cruv stand auf und begab sich zum Fenster. Er blickte in den dunklen Abend und verwünschte alle TV-Geräte, die es gab. Er hätte sich viel lieber mit Tuvvana unterhalten. Das hätte ihn auf andere Gedanken gebracht. Der amerikanische Komiker schaffte es nicht, ihn abzulenken.
    Cruv lehnte sein häßliches Gesicht an das kalte Glas. Weit fort waren seine Gedanken, doch plötzlich ging ein jäher Ruck durch seinen kleinen Körper.
    Licht!
    Er sah Licht in Tucker Peckinpahs Arbeitszimmer! Ein Einbrecher? Sofort war es vorbei mit dem lahmen Grübeln.
    Cruv drehte sich um.
    Tuvvana fiel seine Erregung nicht auf. Sie lachte und schlug sich auf die Schenkel, daß es klatschte.
    »Bin gleich wieder hier«, murmelte Cruv und verließ den Raum. Er war nicht sicher, ob Tuvvana mitgekriegt hatte, was er sagte.
    Sollte sie ihn später vermissen, würde sie ihm nicht vorwerfen können, er hätte sich »nicht ordnungsgemäß abgemeldet«.
    Jemand hatte sich Einlaß in Peckinpahs Haus verschafft!
    Cruv dachte an die Polizei. Er würde sie anrufen, sobald er den Kerl gestellt hatte.
    Cruv war zwar klein von Wuchs, aber er war sehr mutig, und er kämpfte mit dem Herz eines Löwen, wenn es sein mußte. Sicherheitshalber nahm er seinen Gehstock mit, denn das war eine Waffe, mit der er sich
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