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0789 - Der Zombie-Teich

0789 - Der Zombie-Teich

Titel: 0789 - Der Zombie-Teich
Autoren: Jason Dark
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aus der Tiefe erschienen.
    Ein paar Mal hatte ich meinen Kopf gedreht und zum Ufer zurückgeschaut, wo die beiden jungen Leute dicht beisammen standen. Sie hielten sich nicht versteckt, und ich hoffte nur, dass die Kopflosen sich für sie nicht interessierten. Wenn sie die Köpfe wollten, mussten sie ins Wasser, das konnten sie auch von den anderen Uferstreifen aus, sodass sich die Chancen für Dinah und Herbie vergrößerten.
    »Du könntest hier halten«, sagte Teresa leise.
    »Okay.« Ich holte die beiden Ruder ein.
    Teresa richtete sich auf, wobei sie sitzen blieb, denn nur ihr Körper straffte sich. Sie fuhr mit ihren Handflächen über die Oberschenkel, schaute an mir vorbei, hatte die Stirn in noch mehr Falten gelegt und dachte über ein Problem nach.
    Ich ließ ihr Zeit.
    Das leise Glucksen der Wellen hörte allmählich auf. Unser Boot schaukelte kaum merkbar. Über uns lag ein düsterer Himmel. Das Wasser hatte einen leichten Glanz bekommen, als würde grünliche Ölfarbe darauf schwimmen.
    Ich wartete und hoffte dabei, dass sich die alte Zigeunerin nicht geirrt hatte, weil ich einfach eine Entscheidung wollte, so oder so.
    Der Schrecken durfte sich nicht mehr weiter ausbreiten. Bevor er Opfer forderte, musste ich ihn stoppen.
    Sie nickte mir zu. Ich sah es als Zeichen an, dass sie bald reden wollte, und so war es auch.
    »Ich wusste, dass du kommen würdest, John.«
    »Woher?«
    »Die Karten haben es mir gesagt. Ich habe mir die Karten gelegt, denn sie lügen nie. Aus ihnen kann ich die Zukunft lesen, manchmal deutlich, sehr oft verschwommen, aber bei dir war es überdeutlich, denn mir wurde gesagt, dass ein besonderer Mann meinen Weg kreuzen würde, und das ist eingetreten.«
    »Dann bin ich das für dich.«
    »Ja.«
    »Wieso?«
    »Du trägst etwas bei dir. Ich habe deine Ausstrahlung bis hinein in meine Karten gespürt und bin mir sicher, dass nun jemand gekommen ist, der den Fluch brechen kann.«
    »Von dem ich noch zu wenig weiß.«
    »Das stimmt. Ich bin auch mit dir auf den kleinen See gerudert, um dies zu ändern. Ich will dir endlich sagen, was geschehen ist, damals, mit meinen Söhnen.«
    »Bitte.«
    »Du musst davon ausgehen, dass Krieg war. Er war in die letzte Phase getreten. Der verfluchte Nationalismus hatte nicht nur Germany erfasst, auch in Großbritannien dachte man ähnlich, wenn auch aus anderen Motiven hervor. Das aber ist nicht das Thema, sondern nur der Hintergrund. Man mochte keinen Fremden.«
    »Sie waren fremd.«
    »Ja, ich, meine Familie, einige Freunde, und ich hatte vier Söhne. Wir gehörten zum fahrenden Volk, wir hofften, in dieser Gegend eine Heimat zu finden, aber wir fanden sie nicht. Man nahm uns nicht an, man wollte uns nicht, und dies wurde uns immer wieder gezeigt. Zuerst nur versteckt, dann deutlicher, und schließlich schlug es um in blanken Hass. Es kam der Tag, als sie sechsjährige Elaine verschwunden war, ein liebes nettes Mädchen. Es war plötzlich weg, und erst sieben Tage später fand man seine Leiche hier im Wald.« Sie schluckte und suchte nach Worten. »Es war furchtbar für alle, auch für uns, der Mörder ist zu dem damaligen Zeitpunkt nicht gefunden worden, aber die Menschen aus der Stadt wussten genau, an wen sie sich zu halten hatten, an uns nämlich. Wir waren die Fremden, diejenigen, die anders aussahen. Dass wir Kinder sehr lieben, daran dachte keiner. Wieso auch? Man hat sich ja mit Sinti und Roma nie beschäftigt, die Menschen bestanden nur mehr aus Vorurteilen. Im Ort hielten sich auch Soldaten auf, die Fronturlaub hatten. Die Polizei war froh, dass sie diese Männer als Helfer einstellen konnte. Für die Soldaten stand fest, wer das Mädchen umgebracht hatte.«
    »Ihre Familie, denke ich!«
    »Ja.«
    »Ich erinnere mich genau an die Nacht, als sie zu uns kamen. Schwer bewaffnet, und wir hatten keine Chance. Sie rissen meine Söhne aus dem Schlaf und zerrten sie aus dem Wagen. Dann wurden die Jungen zusammengeschlagen, bis sie blutend am Boden lagen. Danach provozierten die Soldaten eine Gerichtsverhandlung, und damit alles seine Richtigkeit hatte, holten sie noch zwei Vertreter der Stadt als offizielle Zeugen. Die standen natürlich auf deren Seite und stimmten zu, dass nach dem Kriegsrecht verhandelt wurde. Das Ergebnis stand von Vornherein fest.« Müde wischte die Frau über ihr Gesicht. »Der Tod«, sagte sie leise. »Der Tod, wie er schändlicher nicht sein konnte. Meine Söhne sollten noch in derselben Nacht geköpft werden.« Teresa
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