Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0786 - Ort ohne Wiederkehr

0786 - Ort ohne Wiederkehr

Titel: 0786 - Ort ohne Wiederkehr
Autoren: Timothy Stahl
Vom Netzwerk:
würde, wann er dem Dämon nahe kam und wann er sich wieder von ihm entfernte. So konnte er die Stelle einkreisen, an der sein Gegner sich aufhielt. Und dann würde er schon sehen, ob der Dämon eine Maske trug, sich versteckte oder ganz offen auftrat — »Mist!«, entfuhr es Zamorra da unwillkürlich.
    Übergangslos erkaltete das Amulett in seiner Hand.
    Das musste bedeuten, dass der Dämon sich abgesetzt hatte und —Da wurde die Silberscheibe wieder warm.
    Dann wieder kalt.
    Und wieder warm…
    Es war gerade so, als sei dieser Dämon ständig am Kommen und Gehen.
    »Verdammt, was soll das?«, murmelte Zamorra missmutig, während Merlins Stern wieder abkühlte.
    Und sich abermals erwärmte…
    ***
    Da Nicole Duval im Château unabkömmlich war, weil sie auf eine Nachricht von Sid Amos wartete, machte sich Butler William mit einem großen Topf Hühnersuppe auf den Weg ins Dorf hinunter. Er hatte sich für Lady Patricias zitronengelben Renault Twingo entschieden, nur für den Fall, dass der Topf doch nicht so fest zugeschnürt war, wie Madame Claire, die Köchin, ihm versichert hatte. Mademoiselle Duvals Cadillac-Cabrio des Baujahres 1959 wollte er nämlich tunlichst nicht mit Hühnerbrühe fluten -das hätte die rote Lederausstattung fast so übel genommen wie Mademoiselle Duval selbst…
    Im Dorf kannte man Lady Patricias auffällig gestylte »Rennsemmel« natürlich ebenso wie William. Man winkte ihm freundlich zu, manchmal auch belustigt, denn als britisch steifer Butler in Livree passte er hinter das Steuer dieses Gefährts wie die berühmte Faust aufs Auge.
    Schließlich langte er vor dem Haus der Familie Lafitte an, stieg aus, nahm den Suppentopf vom Beifahrersitz und trug ihn zur Tür, wo er ihn kurz abstellte, um den Klingelknopf zu drücken.
    Pascal Lafitte, der Herr des Hauses persönlich, öffnete die Tür.
    »William?«, fragte er, verwundert sowohl den Butler als auch den Topf in dessen Händen anblickend.
    »Guten Tag, Monsieur«, grüßte William förmlich. »Ich komme mit Grüßen vom Château. Der Professor bat Madame Claire, für Sie und Ihre Familie diesen Topf Hühnersuppe zuzubereiten.«
    Pascal runzelte verdutzt die Stirn. »Das… das ist ja sehr nett, aber wie kommen wir zu der Ehre?«
    »Nun, weil Sie doch alle darniederliegen…«
    »Darniederliegen?«, echote Pascal, dessen Verwirrung sichtlich zunahm. »Sie meinen, wir wären krank?«
    »So ist es.«
    »Na, das wüssten wir aber, oder?«
    Jetzt war es an William, verwirrt zu sein. Er nickte zögerlich. »Ja, das müssten Sie eigentlich wissen. Sie haben es dem Professor doch selbst erzählt -«
    »Hab ich das?«
    »Als Sie ihn heute Morgen angerufen haben.«
    »Ich habe Zamorra heute doch gar nicht angerufen.«
    »Nicht?«
    »Nein.«
    William lupfte konsterniert die Brauen. »Dann haben Sie ihm auch nicht von diesem Dorf erzählt, das zwischen hier und Feurs aus dem Nichts aufgetaucht ist?«
    Pascal schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, William, ich weiß nicht, wovon Sie reden. Vielleicht handelt es sich um ein Missverständnis?«
    William schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, das halte ich für ausgeschlossen. Hier«, er reichte Pascal den Suppentopf, »nehmen Sie den bitte trotzdem.«
    Mit immer noch verständnislosem Blick nahm der junge Manh den Topf entgegen, und William verhielt sich für seine eigenen Begriffe unmöglich: Grußlos machte er auf dem Absatz kehrt, eilte zurück zum-Twingo, stieg ein und fuhr mit quietschenden Reifen an.
    Es kam nur selten vor, dass er in die Fälle des Professors verwickelt wurde. Aber er war dennoch erfahren genug, um nicht nur zu ahnen, sondern zu wissen, dass hier etwas oberfaul war, mehr noch, dass Gefahr drohte.
    William holte alles aus dem frisierten Motörchen des Twingo heraus und jagte das Wägelchen in für ihn ungewohnt halsbrecherischer Manier durchs Dorf und die Straße zum Château hinauf.
    Mademoiselle Duval musste unverzüglich von dieser Sache erfahren. Sie würde wissen, was zu unternehmen war.
    Hoffentlich…
    ***
    Allmählich wurde Asmodis schwindlig, sooft hatte er sich binnen kürzester Zeit jeweils dreimal um die eigene Achse gedreht, den Zauberspruch intoniert und mit dem Fuß aufgestampft. Aber kein Versuch, von hier zu verschwinden, wollte fruchten.
    Dabei war es nicht, als prallte er gegen eine unsichtbare Wand, die ihn immer wieder zurückwarf. Stattdessen erlosch das Gedankenbild, das er sich von seinem gewünschten Zielort machte, und wurde durch ein anderes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher