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0784 - Die Rache der Feuerflieger

Titel: 0784 - Die Rache der Feuerflieger
Autoren: Unbekannt
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der Koje und griff zum Lichtschalter.
    Die Lumineszenzplatte leuchtete grell. Ich blinzelte in die kalte Helligkeit. Bluff Pollard stand vor mir, voll angekleidet und mit Waffen gegürtet, als ginge es in den Krieg.
    „Schau her, Bluff", sagte ich geduldig: „Baldwin kann nicht mehr rufen! Baldwin ist tot! Verstehst du? Tot!"
    Ein träumerischer Ausdruck trat in die Augen des Jungen. Er wischte sich eine Strähne roten Haares aus der Stirn und starrte in die Ferne, durch die Wand meiner kleinen Schlafzelle hindurch.
    „Tot", echote er. „Ja, ich erinnere mich. Dumm von mir, das zu vergessen, wie?"
    Dann drehte er sich um und schritt hinaus. Das Türschott schloß sich hinter ihm. Ich saß noch eine Zeitlang auf der Kante der Koje. Es ging auf fünf. Ich würde nicht mehr schlafen können.
    Also machte ich mich am besten gleich auf die Beine.
    Zwanzig Minuten später saß ich im Gemeinschaftsraum über einem Frühstück, das ich mir mehr schlecht als recht von einem defekten Küchenautomaten hatte bereiten lassen. Ich blieb nicht lange allein. Die Tür öffnete sich, und Sante Kanube kam herein.
    Er wuchtete seine gedrungene, fette Gestalt in den Sitz mir gegenüber und starrte begehrlich auf mein frugales Mahl.
    „Hättest mir ruhig auch was machen können", maulte er mit seiner hellen Stimme.
    „Kann ich wissen, daß du ausgerechnet heute unter die Frühaufsteher gehst?" hielt ich ihm entgegen. „Sonst kriegt man dich vor neun nicht zu sehen."
    Er stand wieder auf und beschäftigte sich mit dem Automaten.
    „Das Ding ist kaputt!" beschwerte er sich.
    „Das macht nichts. Wir haben einen genialen Erfinder in unserer Gruppe, der wird sich schon was einfallen lassen."
    Er knurrte wütend. Er selbst bezeichnete sich bei jeder Gelegenheit als großen Erfinder und hatte in der Tat eine Menge handwerklichen Geschicks. Aber der Küchenautomat war schon seit über einer Woche defekt, ohne daß unser Erfinder etwas daran hätte ändern können.
    Sante Kanube versorgte sich mit synthetischem Rührei, zwei Scheiben blassem Toast und einem Becher Kofi. Dann kehrte er zum Tisch zurück.
    „Was gibt's Neues?" fragte er, offenbar fest entschlossen, das Gespräch auf ein anderes Thema zu bringen.
    „Bluff hat heute nacht wieder gesponnen."
    Er machte große Augen.
    „Schon wieder? Ich frage mich, was aus dem Jungen noch werden wird."
    „Er hat bei der Berührung mit dem Gehirnmüll in Namsos irgendeinen Schaden abgekriegt", trug ich meine Theorie vor.
    „Ich werde Jentho vorschlagen, daß wir ihn mit nach Goshmos Castle nehmen. Vielleicht tut ihm die Luftveränderung gut."
    „Ihr brecht heute auf, nicht wahr?"
    „Stimmt."
    Von da an aßen wir schweigend. Ich dachte an die bevorstehende Expedition. Auf einmal war mir feierlich zumute.
    Heute nachmittag würden zum ersten Mal seit der Großen Katastrophe Menschen die Oberfläche ihres Planeten verlassen und in den Weltraum vorstoßen.
    Aber die Feierlichkeit war nicht von langer Dauer. Aus eigener Kraft, fiel mir ein, könnten wir diesen Schritt nicht tun. Wenn nicht der Zufall Douc Langur mit seinem Kleinraumschiff ausgerechnet auf die Erde verschlagen hätte, säßen wir hier fest.
    Sante Kanube hatte mitten im Kauen den Kopf gehoben und lauschte. Ich brauchte nicht zu fragen, worauf. Wir alle hatten uns diese Angewohnheit angeeignet. Beim geringsten Anlaß unterbrachen wir, was immer wir gerade taten, und horchten.
    Auf die Impulse, die von dem unheimlichen Ding im Becken von Namsos ausgingen.
    Noch hatten wir nichts wahrgenommen. Aber der Zeitpunkt konnte nicht mehr fern sein.
     
    *
     
    Im großen und ganzen kamen wir mit dieser menschenleeren Welt gut zurecht. Wenn die verschwundene Menschheit jemals wieder auftauchte, dann würden die Soziologen Gelegenheit haben festzustellen, daß durch unsere Lebensart eine ganze Anzahl geläufiger Vorurteile ausgeräumt worden waren. Zum Beispiel das, daß viele Männer mit wenigen Frauen nicht auf die Dauer friedlich zusammenleben können. Es gab in unserer Gruppe, die sich stolz die Terra-Patrouille nannte, zwei Frauen: Mara Bootes und Sailtrit Martling. Größere Extreme als diese beiden konnte man sich nicht vorstellen. Mara war jung und - für meine Begriffe - von hinreißender Schönheit. Sie hatte nichts gelernt und gefiel sich in der Rolle des einfältigen Mädchens, obwohl sie in Wirklichkeit über ein gerüttelt Maß an Intelligenz verfügte.
    Sailtrit Martling dagegen war fünfzig Jahre alt und ein Mannweib,
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