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0784 - Der Seelenangler

0784 - Der Seelenangler

Titel: 0784 - Der Seelenangler
Autoren: Earl Warren
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teils an der Wand, teils frei im Raum. Die Decken und Stützbalken waren teils mit Schnitzereien verziert, es gab Malereien und Sprüche an den Wänden, von denen sich einige auf den Teufel bezogen.
    Blitzblank geputzte Kupferlampen hingen von der Decke. Es gab eine Balustrade aus Eichenholz, die den hinteren etwas erhöhten Teil des Lokals abtrennte.
    Dort befand sich der berühmte »Montagne-Tisch«, Zamorras Stammtisch, an dem er immer saß, wenn er mal allein oder mit Begleitern im Teufel einkehrte.
    Der Spruch »Beim Teufel bist du immer herzlich willkommen« war in einen Deckenbalken eingeschnitzt, rot ausgemalt und mit stilisierten Flämmchen verziert. Er fiel gleich beim Eintreten ins Auge. Die Butzenscheiben filterten das grelle Sonnenlicht, das jetzt jedoch durch offene Fenster hereinfiel.
    Der einzige Gast, vor sich auf dem Tisch eine Flasche vom besten Wein, war Asmodis persönlich. Mostache, der Wirt, stand bei ihm und war sichtlich erleichtert, Zamorra und Nicole Duval eintreten zu sehen.
    Denn Asmodis, der seit er die Seiten gewechselt hatte, gern ein menschliches Outfit zeigte, zeigte sich fast so wie in früheren Zeiten. Mit Hörnern, einem Schwanz, der von der Bank herabhing und am Boden lag, und einem Pferdefuß links.
    Assi, wie Nicole Duval ihn mitunter nannte, trug teure Boutiquenkleidung, war ganz in Schwarz. Am rechten Fuß hatte er einen hochhackigen Cowboystiefel, der Bocksfuß war unbekleidet. Ein deutliches Odeur von Schwefel umgab ihn.
    Er hatte dunkles, krauses Haar und ein durchaus gutgeschnittenes Gesicht, Schlitzpupillen und, was jedoch zu ihm passte, wulstige Lippen.
    Charmant stand er auf und küsste Nicole die Hand.
    »Du wirst immer hübscher«, sagte er. »Wie machst du das bloß?«
    »Und du bist in dein altes Aussehen und wohl gar deine alten Gewohnheiten zurückgefallen?«, entgegnete die schwarzhaarige, aparte Französin. »Bist du vielleicht für den Tod von Alain Lacousse verantwortlich?«
    »Es ist jemand ums Leben gekommen?« Asmodis’ Überraschung schien echt zu sein. »Das tut mir Leid.«
    »Das musst gerade du sagen«, erwiderte Zamorra, der ihn flüchtig begrüßt hatte.
    Er winkte Mostache zu, sich zu entfernen. Der Wirt gehorchte und war froh darüber.
    »Assi, was verschafft uns die Ehre deines Besuchs?«, wollte Nicole wissen.
    Sie stichelte Asmodis, den sie für einen Super-Macho hielt, gern. Diesmal ging er nicht darauf ein, obwohl er sonst manchmal mit Sprüchen konterte, dass Frauen in die Küche oder ins Bett gehörten.
    Er bot Zamorra und Nicole Platz an, als ob er der Hausherr von diesem Stammtisch sei. Dann schnippte er mit den Fingern, dass es wie eine Peitsche knallte.
    Ein Flämmchen zuckte auf, wischte zum Tresen, hinter dem Mostache stand, und tanzte um ihn herum. Da wurde der Wirt natürlich aufmerksam.
    »Pardon«, rief er, »was wird gewünscht?«
    »Bring mir noch eine Flasche von dem Burgunder, Jahrgang 1966. Das war einer der Besten. Nur einmal, 1436, da habe ich einen erlebt, der ihn noch weit in den Schatten stellte.«
    Asmodis musste es wissen. Die Flasche, die vor ihm stand, hatte er bereits zu mehr als zur Hälfte geleert.
    »Zamorra bezahlt.«
    Normalerweise weigerte sich Zamorra dann jeweils strikt, was ein Spiel zwischen ihnen war. Die Zeche blieb jeweils unbezahlt, denn Asmodis beglich sie auch nicht. Der Wirt raufte sich dann die spärlichen Haare, doch war Asmodis kein Gast, dem man ungestraft etwas abschlug.
    Und Mostache hatte durch seine Besuche eine enorme Werbung und genoss weitere Vorteile, die den Schaden mehr als ausglichen.
    Diesmal nickte Zamorra nur zu Asmodis Äußerung, er würde den Wein bezahlen. Der Gehörnte legte den Kopf schräg und schaute ihn an.
    »Du bezahlst?«, fragte er. »Widerspruchslos?«
    »Ja.«
    Da sagte Asmodis: »Da macht es mir keinen Spaß, auf deine Kosten trinken zu wollen. Ich bezahle den Wein selbst. Seid meine Gäste. - Mein herzliches Beileid zum Tod eurer Freunde. Ein harter Schlag, ich kann gut nachempfinden, wie es ist. Auch ich habe schon Freunde verloren.«
    Das war neu an Asmodis. Manchmal zeigte er fast menschliche Regungen.
    Mostache brachte den Wein und zwei weitere Gläser sowie Brot, Trauben und Käse. Das Flämmchen, das ihm Asmodis geschickt hatte, war erloschen. Der Wirt kehrte hinter den Tresen zurück und spitzte die Ohren, konnte aber nur ab und zu ein Wort von dem verstehen, was am »Montagne-Tisch« gesprochen wurde.
    Man redete zunächst über die Verstorbenen, ein
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