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0781 - Die Hexe von Hilversum

0781 - Die Hexe von Hilversum

Titel: 0781 - Die Hexe von Hilversum
Autoren: Jason Dark
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auf uns zuschlenderten und miteinander redeten. Einer trug einen Werkzeugkasten. Bevor ich handeln konnte, hatte Jane mich stehen lassen. Sie ging auf die Männer zu und erkundigte sich nach einem gewissen Wim Kieft.
    Man erklärte ihr den Weg.
    Jane bedankte sich und kehrte wieder zu mir zurück. »Ich denke, dass du es gehört hast, John. Geh du deinen Weg, ich nehme den meinen. Ist das in Ordnung?«
    »Weiß ich nicht.«
    Sie küsste mich flüchtig auf den Mund. »Gemeinsam können wir es schaffen. Ich habe wieder Hoffnung.«
    Wenigstens etwas, dachte ich und schaute ihr nach, wie sie zwischen den Kulissen verschwand.
    Ich aber leistete Lady Sarah Goldwyn im stillen große Abbitte.
    ***
    Es war mir gelungen, mich unter das Publikum zu mischen, ohne aufzufallen. Nur war für mich leider kein Platz vorhanden, denn die Karten waren ebenso nummeriert wie die Sitze, sodass ich außen vor blieb und mich zwischen oder hinter den Kulissen herum trieb, immer darauf bedacht, niemandem im Wege zu stehen.
    Zum Glück war es eine Live-Sendung. So hatte jeder mit sich selbst und seiner Aufgabe zu tun und war nicht darauf versessen, nach Personen Ausschau zu halten, die nicht dazugehörten. Zudem verhielt ich mich geschickt, wich immer wieder aus und merkte, dass die Spannung zunahm. Auf zahlreichen aufgestellten Monitoren konnte ich bereits das Geschehen verfolgen und erlebte auf den kleinen Bildschirmen den ersten Auftritt der Hexe von Hilversum.
    Kaum zeigte sich Linda Vermool, da fingen die Gäste frenetisch an zu klatschen. Sie lächelte, ging zu ihrem Platz und setzte sich. Ein Animateur ließ den Beifall noch dreimal üben, bis er zufrieden war, dann gab er den Gästen gewisse Verhaltensmaßregeln. Linda kümmerte sich nicht weiter darum. Sie blätterte in einem vor ihr liegenden Buch und schaute sich noch einmal die Waschzettel an.
    Das Scheinwerferlicht strahlte sie von drei verschiedenen Seiten an. Es war mit Filtern abgeschirmt und ziemlich düster. Linda hatte sich dunkel gekleidet. Sie trug jetzt eine Bluse von blutroter Farbe.
    Ihr langes Blondhaar war locker gekämmt und umwallte das schmale Gesicht. Die Beleuchtung zauberte Schatten auf ihrer Haut, und die Augen funkelten so stark, dass es schon nicht mehr natürlich war. Da musste sie mit einem Wässerchen nachgeholfen haben.
    Die Lippen waren zwar geschminkt, aber die Ränder hatte sie schwarz nachgezogen. Auch unter ihren Augen lagen Schatten.
    »Noch fünf Minuten!«, rief eine Lautsprecherstimme.
    Es war zu spüren, wie die Spannung zunahm. Das berühmte Kribbeln hatte die Verantwortlichen und die Zuschauer erfasst. Noch einmal wurden Kameraeinstellungen geprobt, die Beleuchtung wurde geringfügig korrigiert. Eine Maskenbildnerin erschien und schminkte Linda kurz nach.
    Jetzt hatte erst recht keiner die Zeit, auf mich zu achten. Ich dachte an einen Mann namens Jan de Rijber, der sich in tödlicher Gefahr befand, und versuchte deshalb herauszufinden, wo er saß. Für ihn musste es ein Schock sein, die Hexe zu sehen, denn er musste glauben, dass seine Killer sie getötet hatten.
    Sicherlich saß er ziemlich weit vorn, aber mein Blickfeld war einfach zu schlecht. Ich sah ihn nicht. Es konnte der blonde, der dunkelhaarige oder auch der schlanke Mann in der ersten Reihe sein.
    Wenn er da war, hatte er sich gut unter Kontrolle.
    Linda Vermool hob den Kopf. Ihr Blick tastete die Gesichter in den ersten Reihen ab, und ich konzentrierte mich dabei auf ihr Gesicht, in dem ich keine Regung sah. Es war nicht zu erkennen, ob sie ihren Todfeind entdeckt hatte. Sie blieb kalt wie Eis.
    »Noch eine Minute, Linda!«, rief eine Stimme aus dem Dunkel.
    Sie nickte.
    Die Spannung stieg noch mehr.
    Plötzlich verschwand das Bild von den Monitoren. Das normale Programm lief dort ab. Ich sah den Abspann eines Films, wenig später erschien die Ansagerin und sprach ihren Text.
    Nun verstehe ich nicht perfekt Niederländisch, doch einiges konnte ich mir schon zusammenreimen. Bevor sie ans Ende der Ansage gelangte, änderte sich ihr Tonfall. Sie redete jetzt beinahe flüsternd und sprach den Titel der Sendung aus.
    »Und nun, liebe Zuschauer, herzlich willkommen im Reich des Unerklärlichen, bei den letzten Rätseln der Welt. Lassen Sie sich faszinieren von Linda Vermool und den unheimlichen Phänomenen…«
    Ein anderes Bild.
    Der Vorspann lief ab.
    Psychedelische Musik, deren Lautstärke und Tempo sich steigerte.
    Menschen huschten wie Schatten über den Bildschirm, als der Titel in
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