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0781 - Die Hexe von Hilversum

0781 - Die Hexe von Hilversum

Titel: 0781 - Die Hexe von Hilversum
Autoren: Jason Dark
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einer grünbleichen Zitterschrift erschien.
    Ich warf noch einen Blick auf Linda Vermool.
    Sie lächelte.
    Nur war das ein Lächeln, das mir persönlich überhaupt nicht gefiel. Im nächsten Augenblick war sie voll im Bild.
    Die Sendung begann!
    ***
    Der erste Beifall! Genau in der Lautstärke, die zuvor einstudiert worden war. Linda Vermool begrüßte die Zuschauer an den Bildschirmen und auch die im Studio. Sie wurde grün und rot angeleuchtet, hin und wieder wurde sie auch von einem hellen Scheinwerferstrahl erwischt, aber das Licht blieb insgesamt doch unruhig.
    Es war so raffiniert eingestellt worden, dass sie gleichzeitig einem Menschen und einer geheimnisvollen Zauberin oder Spukgestalt glich. Via Bildschirm wurde den Zuschauern der erste Schauer vermittelt.
    Sie kam sofort zur Sache. »Wer meine bisherigen Sendungen gesehen und erlebt hat, wird sich fragen, ob es diese unsichtbare Welt, die wir Ihnen gezeigt haben, wirklich gibt. Alles ist wahr, es hat stattgefunden, aber es ist nichts gegen das, was wir uns heute vorgenommen haben. Heute ist der Tag, an dem wir tiefer in gewisse Welten eindringen werden, wir werden sie ausleuchten, und ich werde Ihnen allen den Beweis vorführen, dass es sie gibt – die Hexen!«
    Das letzte Wort hatte sie ziemlich hart gesprochen, als sollte es sich in das Hirn eines jeden Zuschauers einbrennen. Das war bei den Gästen im Studio der Fall, denn sie schwiegen, und es gab einige unter ihnen, die unruhig wurden.
    »Hexen!«, sprach Linda weiter. »Es geht um Hexen. Es geht aber nicht um die allein, denn wo Hexen sind, da existiert auch ihr Herr, ihr Meister – der Teufel!«
    Wieder hatte sie das letzte Wort geschmettert, und der Blick ihrer Augen veränderte sich. Das grüne Leuchten der Pupillen wurde so intensiv, dass der Begriff »Hexenaugen« in diesem Moment wohl zutraf.
    Linda Vermool hob beide Arme, als wolle sie die Zuschauer beruhigen, aber die waren stumm vor Faszination. In meiner Nähe flüsterten zwei Kabelträger miteinander. Ich konnte ihre Worte teilweise verstehen, reimte mir den Rest zusammen.
    »So gut war sie noch nie.«
    »Stimmt, das wird heute eine Super Show.«
    Das glaubte ich auch, nur anders als die beiden. Ich hatte mich in den letzten Sekunden sehr stark auf Linda Vermool konzentriert und dachte daran, dass Jane Collins sie nicht nur als Hexe bezeichnet hatte, sondern auch als Zombie. Nur Eingeweihte, und dazu zählte ich, konnten herausfinden, dass Jane sich nicht geirrt hatte.
    Linda Vermool brauchte, wenn sie sprach, tatsächlich keine Luft zu holen. Sie redete ohne Unterlass und legte Pausen nur dann ein, wenn es wichtig für ihren Text war. Sie redete von der Macht des Teufels, die immer stärker wurde, und sie sprach von seinen Helfern, die damit beschäftigt waren, seine Macht noch mehr zu stärken.
    »Die Welt ist reif für eine Veränderung!«, rief sie. »Die alten Werte haben keinen Bestand mehr. Sie müssen gestürzt werden, sie haben sich selbst überlebt. Ihr Glanz, der eigentlich nie richtig vorhanden war, ist verloren. Von nun an gibt es neue Gesetze. Gesetze, die ebenfalls uralt sind, aber bisher im Verborgenen blühten und sich nur dort weiterentwickeln konnten. Ich bin beauftragt worden, diese Gesetze zu schreiben, und ich tue es im Namen des Teufels, denn ich stehe zu ihm, er hat mich vor hinterlistigen und brutalen Killern beschützt. Ich bin für ihn so etwas wie eine Geliebte, ich, Linda Vermool, die Hexe von Hilversum!«
    Diese Worte hatte sie nicht abgelesen, sie waren spontan über ihre Lippen geflossen, und sie hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. So mancher Zuschauer war bleich geworden. Andere fühlten sich beunruhigt und irgendwie unwohl, sie saßen zwar noch auf ihren Plätzen, sahen aber aus, als wollten sie jeden Augenblick aufspringen und davonlaufen, ohne es allerdings in die Tat umzusetzen, denn sie befanden sich im Bann der Hexe.
    Auch die Menschen hinter den Kameras waren von dieser Rede seltsam berührt worden. Zwar verließen sie ihre Plätze nicht, aber mancher Blick war doch sehr fragend und verständnislos.
    Das schien Linda Vermool überhaupt nicht zu stören. Sie suhlte sich im Licht der Scheinwerfer und sah aus, als würde sie dem Echo ihrer letzten Worte lauschen.
    Die Sendung lief weiter, und Linda polemisierte in einem fort. »Ich stehe nicht allein auf der Seite des Teufels, es gibt unzählige, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und sich ihm allein widmen. Es ist nicht die Zeit, all ihre Namen
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