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0781 - Die Hexe von Hilversum

0781 - Die Hexe von Hilversum

Titel: 0781 - Die Hexe von Hilversum
Autoren: Jason Dark
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ziemlich einsam. Meine Schritte hallten wider, bevor sie sich verloren. Die Decke war ziemlich niedrig, sie wirkte auf mich wie ein glatter, leicht angeschmutzter Himmel.
    Über eine Steintreppe gelangte ich wieder an die Oberwelt, wo mir ein schwacher, aber kühler Wind ins Gesicht blies, der nach Regen roch. Ich wusste, dass die Sendung live und vor Publikum ablief.
    Davon bemerkte ich noch nichts, wahrscheinlich war es zu früh, obwohl es bereits dämmerte.
    Lampen erhellten einen Teil des Studio-Geländes. Peitschenleuchten warfen ihr Licht auf die Zufahrten bei den Eingängen der Halle, strahlten aber auch einen Parkplatz im Freien an, den ich links liegen ließ.
    Ich wollte direkt ins Studio.
    Bei einem Mann, der nahe des Halleneingangs stand und einige Papiere durchschaute, wobei er sehr wichtig aussah, erkundigte ich mich nach dem Weg.
    Etwas unwillig schaute er hoch. Auch seine Frage klang ähnlich.
    »Sie sind Publikum?«
    »Nur ein Teil davon.«
    Für Späße hatte er keinen Sinn. »Gehen Sie um die Halle bis zur Schiebetür. Wenn es so weit ist, wird sie geöffnet. Dort lässt man Sie dann hinein.« Er senkte den Kopf und blätterte anschließend weiter seine Papiere durch.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als den mir beschriebenen Weg zu nehmen, und fühlte mich so wie jemand, den man aufs Abstellgleis geschoben hatte. Da wollte ich auf keinen Fall hin, deshalb blieb ich nach knapp zehn Schritten stehen. Mein Instinkt sagte mir, dass es falsch war, wenn ich jetzt weiterging.
    Ich machte kehrt und trat in das Scheinwerferlicht vor der Halle.
    Es blendete mich, dennoch konnte ich durch eine Glastür in die Halle schauen und sah einen Mann in einer großen Glasloge. Er telefonierte und drehte mir dabei den Rücken zu.
    Eine günstige Gelegenheit. Zwei breite Stufen musste ich hoch, dann löste ich mit den Füßen einen Kontakt aus, der dafür sorgte, dass die beiden Glashälften der Tür auseinander schwangen.
    Freie Bahn!
    Sehr rasch huschte ich in die Halle. Bevor der Portier sich versah, war ich aus seinem Blickfeld verschwunden und in einem breiten Gang untergetaucht, in dem es ziemlich düster war.
    Dort blieb ich erst einmal stehen. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. So leicht, wie ich hineingekommen war, würde ich mich nicht wieder hinauswerfen lassen, das stand fest. Zudem konnte ich bei entsprechenden Fragen noch immer Jane Collins als Alibi anführen und mich als ihren Begleiter ausgeben, den sie unbedingt hatte mitbringen wollen.
    Ich schaute mich um.
    Fremd war die Umgebung schon. Vor mir mündete der Gang in eine breite Halle, in der ich schwach die Rückseiten halbrunder und hoch gewachsener Studiodekorationen erkannte. Ich vernahm Männerstimmen und kurz darauf ein scharfes Lachen. Ich ging diesen Geräuschen nach. Irgendwann würde ich das Ziel erreichen.
    Ein Arbeiter, der zwei Kabelrollen trug, wollte an mir vorbei. Ich fragte ihn nach dem Studio für die Sendung »Unheimliche Phänomene«. Er hatte mich zwar nicht gut verstanden, wusste aber, was ich wollte, und bewegte seinen Kopf in eine bestimmte Richtung.
    Ich bedankte mich und stiefelte los.
    Anhand der aufgepinselten Zahlen über den Ein- und Durchgängen war es einfach, den richtigen Ort zu finden. Schon bald blickte ich auf die Rückseiten der Kulissen.
    Ich ging ein paar Schritte nach rechts, stieg dabei über Kabel, die von dicken Klebebändern am Boden gehalten wurden, schaute in Scheinwerfer hinein, drehte den Kopf zur Seite und stand neben der Kulisse. Vor mir waren die Techniker noch bei der Arbeit. Da wurden die exakte Beleuchtung eingestellt und die richtigen Kamerapositionen noch einmal eingeübt. Nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Ein Mann im grauen Kittel überwachte die Aktionen und gab hin und wieder korrigierende Kommentare.
    Ich warf einen Blick auf die Dekoration. Im Licht der Scheinwerfer wirkte der Platz der Moderatorin nicht gerade unheimlich. Bei entsprechender Beleuchtung aber würde er ein ganz anderes Bild abgeben – mit seinem düsteren, dunkelgrauen Vorhang im Hintergrund, dem alten, wurmstichigen Schreibtisch, der halbrunden Bank daneben für Gäste, dem Fußboden, der mit dünnem Samt ausgelegt worden war, auf dem zahlreiche Sterne und Punkte funkelten, und dem alten Buch auf dem Schreibtisch, das sicherlich eine perfekte Attrappe war.
    Rechts vor mir befanden sich die Plätze der Zuschauer in einem nach hinten hin ansteigenden Halbrund.
    Gern hätte ich mit Linda Vermool
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