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0777 - Phantom aus der Vergangenheit

0777 - Phantom aus der Vergangenheit

Titel: 0777 - Phantom aus der Vergangenheit
Autoren: Jason Dark
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Huschen, das gestaltlose Schatten produzierte, die über den dunklen Fußboden und die Wände huschten.
    Der Bereich, der der Tochter gehört hatte, hätte auch zwei kinderreichen Familien Platz geboten, doch in deren Wohnungen war es bestimmt gemütlicher als in dieser ungewöhnlich frostigen Atmosphäre, was auch mit dem Tod der jungen Frau zusammenhängen konnte, aber das kam meiner Ansicht noch hinzu. Justus Fontyn klopfte gegen eine Tür, bevor er sie öffnete. Er flüsterte etwas in den Raum hinein, wir nahmen wieder diesen intensiven Geruch war und hörten auch das leise Schluchzen einer Frau.
    Dann war es so weit. Wir durften eintreten – und waren beide überrascht…
    ***
    Dieses Zimmer zeigte für meinen Geschmack keine Einrichtung mehr, das war schon ein makabres Stilleben, in dem Menschen – die Tote ausgenommen – wie Störenfriede wirkten.
    Außer Justus Fontyn befand sich noch eine lebende Person im Raum. Es war Juana, die Mutter der Toten. Sie saß auf einem Stuhl neben dem Bett und wirkte wie ein düsteres Gespenst in ihrer vorgebeugten Haltung und eingepackt in die schwarze Trauerkleidung, die von einer ebenfalls schwarzen Mantilla noch unterstrichen wurde, die ihren Kopf einrahmte und nur das Gesicht freiließ.
    Wir hörten das leise Weinen, vermischt mit dem trockenen Schluchzen, und wir sahen auch, wie sich ihre Schultern bewegten.
    Durch eine Handbewegung gab uns der Hausherr Bescheid, zunächst einmal an der offenen Tür stehen zu bleiben. Er selbst näherte sich seiner Gattin, beugte sich zu ihr herab und flüsterte ihr etwas ins rechte Ohr.
    Wir nutzten die Zeit, um das Totenzimmer gründlich zu betrachten. Dessen Mittelpunkt bildete der pechschwarze Sarg. Er war offen und mit weißen Kissen ausgepolstert, auf dem die Tote ruhen konnte. Zwei kinderarmdicke Kerzen standen in schweren Holzständern am Kopfende des Sargs und spendeten zuckendes Licht. Es fiel wie ein Muster aus Lichtschleiern und Schatten über das Gesicht der Person, das selbst bei dieser schlechten Beleuchtung nicht so aussah, wie es aussehen musste, denn es war das Gesicht einer uralten Greisin und umflort von einem grauen Kranz aus wirren Haaren. Die Arme waren angewinkelt und so gedreht worden, dass die Hände übereinander auf der Brust liegen konnten. Zwischen ihnen steckte schräg der Stil einer dunkelroten Rose, deren Blütenblätter mir sehr schwer und auch schon verwelkt vorkamen.
    Der ungewöhnliche Geruch hatte sich zwischen den Wänden des Zimmers intensiviert. Ich entdeckte seine Quelle. Auf einem schmalen Tisch im Hintergrund standen zwei metallene Räuchergefäße, deren Deckel Löcher zeigten. Aus ihnen quoll der dünne Rauch hervor und verteilte sich im Raum. Er machte die Luft schwer, auch irgendwie traurig. Freilich hätte ich es hier keine zehn Minuten ausgehalten.
    Justus Fontyn richtete sich wieder auf. Er hielt dabei die Hand seiner Frau fest und sorgte so für einen leichten Zug. Juana Fontyn erhob sich ebenfalls. Sie ging mit gesenktem Kopf, wir konnten nicht einmal ihr Gesicht erkennen. Hinter den Häkellöchern der Mantilla schimmerte nur eine bleiche Fläche.
    »Es ist besser, wenn ich meine Gattin jetzt aus dem Zimmer schaffe«, flüsterte uns Justus Fontyn zu. »Es würde möglicherweise etwas viel für sie, denn ihre Nerven sind zu stark in Mitleidenschaft gezogen worden.«
    »Wie Sie meinen, Mr. Fontyn.«
    Er ging hinaus, ließ die Tür offen und rief mit leiser Stimme nach Boris, der sich um die Hausherrin kümmern sollte. Sofort danach kehrte Justus Fontyn wieder zurück.
    Er schloss die Tür, drückte gegen seine Augen, bevor er sich straffte. Er kam nicht direkt auf die Tote zu sprechen, sondern berichtete, wo man sie gefunden hatte. »Es war schlimm, als wir das Laub zur Seite räumten und sie sahen.«
    »Wobei Sie sicher sind, dass es Ihre Tochter ist?«, erkundigte sich Suko.
    Beinahe böse schaute Fontyn meinen Freund an. »Wie können Sie nur so etwas sagen, Inspektor?«
    »Moment bitte, aber ich weiß, wie jung Ihre Tochter war. Die Tote hier hat das Gesicht einer Greisin.«
    »Eben, Sir, das war unser Problem.«
    Fontyn nickte uns heftig zu. »Sie können mir glauben, Gentlemen, es ist meine Tochter. Ich habe sie ja nicht nur allein an ihrem Gesicht erkannt. Das müssen Sie mir schon abnehmen.«
    »Natürlich«, sagte Suko. Er gab ihm im nachhinein Recht. »Nur ist es sehr ungewöhnlich, dass jemand auf diese Art und Weise ums Leben kommt. Wir haben keine Erklärungen
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