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0774 - Baphomets böse Brut

0774 - Baphomets böse Brut

Titel: 0774 - Baphomets böse Brut
Autoren: Jason Dark
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bleiche Gesicht wuchs. Wie das des Urvaters aller lebenden Leichen. Die Haut schimmerte grün, doch die Blässe überwog.
    Bis auf die Stirn.
    Als dunkelrotes und wie eingebrannt wirkendes Mal zeichnete sich dort die Wunde ab, von der ein ebenfalls roter Streifen an der Nase entlang nach unten lief und erst dicht am linken Mundwinkel versickerte. Ich wußte nicht, woher die Narbe stammte, auch er selbst interessierte mich nicht mehr, denn ich konzentrierte mich auf die mörderische Waffe, die er mitbrachte. Er hatte den langen Stiel des Beils in der Mitte umklammert. Die Knöchel sprangen bei seinen weißen Totenklauen hervor.
    Die Schneide und die Spitze befanden sich in seiner Kopfhöhe, und die geschliffene Stelle am Metall glänzte kalt.
    Kalt wurde mir auch.
    Das schrille Kichern aus der anderen Richtung riß mich aus meinen ersten Betrachtungen. Sofort drehte ich den Kopf. Von der anderen Seite erschien die Schattenhexe.
    Jetzt berührte sie den Boden. Sie kam mir trotzdem vor wie ein großer Vogel, der damit beschäftigt war, das richtige Gehen zu üben. Sie ging sehr ungewöhnlich, nicht steif, sondern irgendwie rollend.
    Sie war gefährlich. Ihre kalten, gelben Augen strahlten wie Totenlichter, ohne jedoch einen Schein zu verbreiten. Alles fing sich in ihren Augenhöhlen. Ihr Mund stand offen, die Haare bildeten eine Rundung wie das Gefieder eines Pfaus. Hände wie Krallen. Schwere, fast steinern wirkende Brüste, die bei jeder Bewegung schaukelten, dazu die matte, violett und grün schimmernde Haut und der offene Mund mit den langen, gefährlichen Zähnen.
    Wieder einmal hatte der Schrecken einen Namen bekommen: Schattenhexe und Henker.
    Zwei, die sich ergänzten, aber gleichzeitig Wesen, über deren Funktion ich mir nicht im klaren war, es aber wissen wollte. Deshalb startete ich einen Versuch und hob den rechten Arm. Mehr eine Geste der Hilflosigkeit. Sie wurde seltsamerweise von beiden Wesen verstanden, denn gemeinsam stoppten sie ihre Bewegungen.
    Ich atmete tief durch und suchte gleichzeitig nach Worten, wie ich sie ansprechen sollte. Dabei ging ich natürlich davon aus, daß sie auch reden konnten und sich mit mir unterhalten wollten.
    »Wer seid ihr?« Ich hatte mich auf den Henker konzentriert und ihn dabei angesprochen. Meine Stimme war nicht mehr als ein rauhes Flüstern gewesen, sie hatte eine Schneise in die Stille geschlagen, und ich wartete gespannt auf die Antwort.
    Sie kam auch. Nur nicht so, wie ich es mir gedacht hatte. »Wir müssen dich vernichten…«
    »Warum?«
    »Wir benötigen den Sessel.«
    Auf das letzte Wort sprang ich an. »Wieso wollte ihr ihn zurück? Er hat euch nie gehört.«
    »Doch…«
    »Euch?« wunderte ich mich.
    »Ja und nein. Es hat ihn gegeben, er ist entstanden, sie haben ihn geschaffen, und wir haben dabei geholfen, ihn entstehen zu lassen. Wir sind es gewesen, die…«
    »Wer wir?«
    »Templer!«
    Ich wunderte mich immer mehr. »Du bist ein Templer? Oder ein Templer gewesen?«
    »Ja.« Er nickte. »Bis ich mich verliebte und sie kennenlernte, die Hexe. Ich wußte nicht, daß es eine Hexe gewesen ist. Als ich es merkte, war es zu spät, da befand ich mich bereits in ihrem Bann. Sie hat mich von meinen Brüdern fortgerissen und einem neuen Herrn, Baphomet, zugeführt. Durch ihn erhielt ich die Weihen der Hölle, das Leben für immer. Und eine Aufgabe wurde mir gestellt. Wir sollten den Sessel holen, der für Baphomet so wichtig war. Wir haben es versucht, aber wir wurden gefangengenommen. Man folterte mich, die Spuren siehst du in meinem Gesicht. Man wußte, wem wir dienten, und man trieb mir die Spitze einer Lanze tief in den Kopf. Die Hexe wurde auf den Scheiterhaufen gestellt, man wollte sie verbrennen, doch sie verkohlte nur. Was von ihr übrig blieb, siehst du. Auch ich starb nicht, denn in mir loderte die Kraft der Hölle. Unsere Aufgabe aber blieb bestehen. Wir wollten den Knochen-Sessel, das waren wir Baphomet schuldig. Leider schafften wir es nicht. Andere waren schneller, er verschwand, doch wir gaben nicht auf. Bis heute nicht. Jetzt ist er wieder da. Wir nahmen die Spur auf und gerieten an einen Mann im fernen Land.« Er lachte plötzlich, dann zeigte er mir seine Hand mit den vier Fingern. »Einen habe ich mir abgehackt und ihn als Beweis in sein Essen gelegt. Er sollte gewarnt werden, aber er handelte nicht, wie wir es wollten. Dafür muß er jetzt zahlen. Man hintergeht uns eben nicht. Dich aber werden wir zwingen, uns den Sessel zu geben. Danach
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