Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
077 - Zu Gast bei Mr. Vampir

077 - Zu Gast bei Mr. Vampir

Titel: 077 - Zu Gast bei Mr. Vampir
Autoren: Peter Randa
Vom Netzwerk:
müde.
    „Wie sind Sie hierhergekommen?“ fragt er.
    „Im Wagen.“
    „Aber Fauchard läßt doch die Straßen kontrollieren.“
    Sie lächelt spöttisch. „Das stört uns nicht.“
    „Uns? Sie waren zusammen mit Leggatt … Sie sind seine Komplicin geworden?“
    „Ich verstehe nicht, was Sie meinen?“
    „Er ist ein Mörder, das wissen Sie doch.“ Er blickt Jeannine an, und langsam spricht er die drei Namen aus. „Greta Wyburg, Marcelle Bertal, Lucienne Lefevre…“
    Wenn Fauchard recht hat und Leggatt seine Opfer tatsächlich hypnotisiert, dann muß es doch ein Mittel geben, die junge Frau zu wecken!
    „Sie selbst haben uns doch von den Mädchen erzählt, Jeannine!“ setzt er hinzu.
    „Vielleicht“, sagt Jeannine gleichgültig.
    Morestier tritt von Juliette weg zu Jeannine. Er senkt seinen Blick in den ihren, aber er erkennt sofort, daß sie weder hypnotisiert ist, noch unter Drogeneinfluß steht. Sie ist Herrin ihrer Sinne, und weder ihre Bewegungen, noch ihre Art zu sprechen, haben etwas Mechanisches oder Künstliches an sich.
    „Sie sind mit mir zugleich in das Restaurant gekommen, und als Fauchard sagte, daß Juliette das Lokal verlassen hätte, da sind Sie auch gegangen.“
    „Ich mußte.“
    „Wegen Juliette? Wenn Sie sie nicht eingeholt hätten, wäre Leggatt dann darangegangen, sie zu töten?“
    Jeannine runzelt die Stirn. Plötzlich scheint Leben in sie zu kommen, und sie senkt den Blick. „Leggatt tötet nicht“, sagt sie. „Er tötet nicht. Nicht in dem Sinn, wie Sie das verstehen…“
    Morestier versucht es anders. „Wie wußten Sie, wo Sie Leggatt finden konnten?“
    „Ich wußte es.“ Sie zögert. „Es gibt gewisse Dinge, die ich manchmal weiß … ich bin nicht immer … dieselbe…“
    Morestier tritt neben Jeannine und streicht sanft über ihre Wange. „Ich kenne Sie erst seit drei Tagen, Jeannine. Aber trotzdem muß ich es Ihnen sagen. Ich liebe Sie.“
    Sie beginnt zu zittern. „Sie … Sie lieben mich?“
    „Ja. Ist das so schrecklich?“
    „Nein … nur überraschend.“ Ein trockenes Lachen. „Aber er liebt mich auch.“
    „Wer? Leggatt?“
    „Ja.“
    „Hat er es Ihnen gesagt?“
    „Ja.“
    In dem Zimmer ist es so still, daß die Worte seltsam laut klingen. Morestier hält noch immer seinen Revolver in der Hand. Er hätte ihn längst einstecken können, denn seit er sich in diesem Zimmer befindet, sind Angst und Unruhe gewichen. Vielleicht ist es das Gefühl der völligen Isoliertheit, das ihn auf der Hut sein läßt.
    Morestier setzt sich auf die Armstütze von Jeannines Lehnstuhl, steckt den Revolver ein und legt den Arm um Jeannines Schulter.
    „Wir können nicht hierbleiben, wir müssen weg.“
    „Wenn Sie wollen…“
    Er deutet auf Juliette. „Wird sie gehen können?“
    „Ja.“
    Anstatt sich zu erheben oder ihm zu widersprechen, beginnt sie zu weinen. Sie hat Angst. Aber als er in dieses Zimmer trat, da hatte sie keine Angst! Seither hat sich nichts verändert … und trotzdem…?
    „Sagen Sie mir, wovor Sie Angst haben“, bittet er.
    „Nein! Niemals.“
    Sie wendet sich ab.
    „Ich könnte Ihnen vielleicht helfen, Jeannine.“
    „Niemand kann mir helfen. Gehen wir. Sie werden mir ein Schlafmittel geben, und ich werde lange schlafen.“
    „Denken Sie an Ihre Tochter…“
    „Nein.“ Sie stößt einen Schrei aus und vergräbt das Gesicht in ihren Händen. „Ich verbiete Ihnen, über meine Tochter zu sprechen!“
    „Ich soll nicht von Ihrer Tochter sprechen?“
    „Nein“, schreit sie. „Ich will sie nie mehr wiedersehen, nie mehr!“ Sie sinkt bewußtlos in ihren Lehnstuhl zurück.
    Er beugt sich besorgt über sie.
    „Lassen Sie sie“, sagt eine Stimme hinter ihm.
    Leggatts magere Gestalt steht in der Tür. Er erscheint größer als sonst, und er ist keinesfalls mehr der bescheidene, schüchterne Leggatt aus dem Restaurant.
    Morestier spürt ein seltsames Kribbeln an den Haarwurzeln.
    „Ich glaube, die da… “, Leggatt zeigt auf Juliette. „müssen Sie mitnehmen.“
    „Ich werde sie beide mitnehmen“, sagt Morestier ruhig.
    Leggatt hebt die Schultern. „Das können Sie tun.“ Er sieht den Arzt verächtlich an. „Wenn ich gekommen bin, so nur deshalb, weil Jeannine nicht gewagt hat, offen mit Ihnen zu sprechen. Aber sie ist, wie sie ja selbst gesagt hat, noch an der Grenze, halb in dieser, halb in der anderen Welt.“
    „An welcher Grenze?“
    „An welcher Grenze, fragen Sie? Es ist schwer zu erklären, besonders, da Ihnen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher