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077 - Zu Gast bei Mr. Vampir

077 - Zu Gast bei Mr. Vampir

Titel: 077 - Zu Gast bei Mr. Vampir
Autoren: Peter Randa
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Fall auf Fauchard warten sollen, denkt Morestier, während sie marschieren. Doch er mißt seinen Gedanken nicht viel Bedeutung bei, denn die mitgeführte Waffe beruhigt ihn.
    „Sind Sie bewaffnet, Leggatt?“ fragt er.
    „Nein.“
    Kann er es sich erlauben, den Engländer nach Waffen zu durchsuchen? Nein. Er kann nur sehr vorsichtig sein.
    „Sagen Sie mir eines, Leggatt: Wie konnten Sie dem Polizisten, der Ihnen folgte, entwischen?“ sagt Morestier. „Und noch etwas: Was macht Juliette bei Ihnen?“
    „Ein schrecklicher Verdacht liegt auf mir“, klagt Leggatt. „Und ich möchte meine Unschuld beweisen.“
    „Und wie wollen Sie das anstellen?“
    „Als Kommissar Fauchard mir sagte, daß Jeannine Burtin mich als deren Entführer bezeichnet hatte, dachte ich sofort an eine gewisse Person…“
    „Und deshalb haben Sie dem Kommissar davon nichts gesagt?“
    „Es ist eine heikle Sache. Ich wollte vorher sichergehen … es handelt sich um einen Landsmann von mir. Jeannine war verwirrt und erschreckt, als sie mich beschuldigte, aber man sollte nicht leichtsinnig andere verdächtigen.“
    „Und Juliette, weshalb ist sie Ihnen gefolgt?“
    „Wir haben ein wenig miteinander geplaudert, auch diese Sache gehörte zum Thema.“ Er zögert und überlegt. „Sie wissen, daß die beiden Mädchen im Restaurant mich den ‚alten Trottel’ nannten?“
    Morestier schüttelt den Kopf. „Nicht besonders schmeichelhaft!“
    „Das habe ich auch zu Juliette gesagt. Sie hat versprochen mir zu helfen…“
    „Ja?“
    „Sie verstehen, vielleicht schämt sie sich ein bißchen für den ‚alten Trottel’, und deshalb…“
    Morestier runzelt die Stirn. „Aber Sie hätten Juliette dieser Gefahr nicht aussetzen dürfen. Sie wissen selbst, das Monster kann plötzlich wieder auftauchen und…“
    Leggatt überquert die Straße und geht betont sorglos vor dem Arzt einher. „Hier müssen wir die Wiese überqueren.“
    Ein kleiner Graben, und dann gehen sie durch die nassen Gräser, deren lange Halme vom Regen nach unten gebogen sind. Das ist sicher die Wiese, die Jeannine am Abend ihrer Flucht überquert hat.
    „Sie verdächtigten also Ihren Landsmann“, bemerkt Morestier. „Tun Sie es immer noch?“
    „Jetzt bin ich sicher.“
    „Und Sie sind auch sicher, daß Jeannine sich bei ihm befindet?“
    Leggatt nickt. „Juliette hat sie eintreten sehen.“
    „Und sie hat sie nicht gerufen?“
    „Ich hatte ihr verboten, sich zu zeigen. Aus Sicherheitsgründen, Sie verstehen …“
    „Und Sie? Wo waren Sie zu dieser Zeit?“
    „Ich beobachtete die andere Seite des Hauses.“
    Morestier hat das sichere Gefühl, daß Leggatt lügt, aber es ist alles so logisch und einfach, was er sagt, daß man ihm nicht widersprechen kann. Sein Geist ist wie benebelt.
    „Ihr Landsmann fährt auch einen Cadillac?“
    „Ja. Er heißt Smith.“
    Morestier denkt nach. Der Portier müßte Fauchard bereits erreicht haben, und der Kommissar ist vermutlich schon unterwegs. Wenn Leggatt ihm, Morestier, tatsächlich eine Falle stellen will, dann müßte er damit rechnen, auf frischer Tat ertappt zu werden.
    Jedenfalls ist es jetzt zu spät zur Umkehr. Wenn Leggatt der Vampir ist, dann ist er ganz gewiß dabei, ihn zu seinem Tatort zu führen, und er muß durchhalten.
    Morestier lächelt heimlich. Wenn Leggatt sich für Satan hält, dann glaubt er auch an seine eigenen, übernatürlichen Fähigkeiten. Und auch Jeannine ist die Flucht gelungen, weil sie auf sein Spiel eingegangen ist.
    Wenn jedenfalls Juliette nicht vor dem Haus zu finden ist, dann wird er nicht zögern, den Engländer festzuhalten, bis der Kommissar kommt, wenn nötig, mit Waffengewalt.
    „Wir sind gleich da“, sagt Leggatt.
    Als er stehenbleibt, hält auch Morestier an – drei Schritte hinter dem Engländer. „Bleiben Sie vor mir. Ich bin bewaffnet, und bei der ersten verdächtigen Bewegung schieße ich Sie nieder!“
    Morestier fühlt, wie seine Nerven zu reißen beginnen. Ruhiger setzt er hinzu: „Es tut mir leid, Leggatt, aber ich muß auf der Hut sein!“
    „Natürlich, natürlich“, murmelt der Engländer.
    Sie gehen weiter, unter Bäumen hindurch. Die Dunkelheit ist fast vollkommen, und Leggatts Gestalt verschwimmt. Morestier geht schneller, um den Engländer nicht aus den Augen zu verlieren.
    „Ist es noch weit?“
    „Nein.“
    Plötzlich hört der Wald auf, und vor Morestiers Augen steht ein großes Gebäude. Der Wind vertreibt die Wolken, und der Vollmond scheint hell
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